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Zwischen Tradition und Tourismus
Die Minderheiten im südchinesischen Yunnan

Reportage, B2 breitengrad 2010 (Länge 24')

Veranstalter von China-Reisen werben verstärkt mit Ausflügen zu ethnischen Minderheiten. Was in China lange Zeit ein Tabuthema war, gewinnt zunehmend an Interesse: 100 Millionen der rund 1,3 Milliarden chinesischen Staatsbürger gehören ethnischen Minderheiten an.
Wegen der Spannungen zur chinesischen Regierung sind die Tibeter und Uiguren die bekanntesten Gruppen. Insgesamt aber gibt es über 50 verschiedene Nationalitäten in China. In der südchinesischen Provinz Yunnan sind die Hälfte der Einwohner keine Hanchinesen, sondern gehören einer Minderheit an. Viele von ihnen leben in kaum vorstellbarer Armut in schwer zugänglichen Bergregionen – wie die Bulang, traditionelle Bauern, die Baumwolle, Zuckerrohr und grünen Tee anbauen, Betelnüsse kauen und buddhistische Rituale pflegen. Andere dagegen wie die Bai und Naxi wurden mit ihrer farbenprächtigen Kleidung und exotischen Tradition längst als touristische Attraktion entdeckt und vermarktet. Die Touristen können traditionelle Häuser und Kostüme besichtigen, folkloristische Ethnomusik auf CD kaufen und spezielle Gerichte und Bräuche kennenlernen. Highlight bei einem Besuch bei den Bai in Dali ist das traditionelle Fischen mit Kormoranen. Für die Minderheiten ist ihre touristische Vermarktung eine ambivalente Angelegenheit. Sie profitieren zwar materiell davon, aber ihre Traditionen verschwinden. Für die Touristen werden ihre Trachten zu folkloristischen Kostümen stilisiert und ihre Musik elektronisch aufgepeppt. Und das große Geld damit machen in erster Linie geschäftstüchtige Hanchinesen.