Der weiße Indianer
von Feuerland
Erinnerungen des Lucas
Bridges
Feature,
B2 radioZeitreisen 2006 (Länge 28'23'')
mit
Franziska Ball, Rüdiger
Hacker, Andreas Neumann
Redaktion und Regie: Ulrich Klenner
Es
ist eine
erstaunliche Familiengeschichte, die Lucas Bridges in seinen 1951
erschienen Erinnerungen "Uttermost Part of the Earth" schildert. Sein
Vater Thomas wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in England geboren und
als Findelkind von einem Pfarrer aufgenommen, der später als
Missionar
zu den Indianern auf Feuerland ging und seinen Adoptivsohn
mitnahm.
Karge weite Landschaft, riesige Schafherden und sterbende
Wälder - das
ist und das war Feuerland. Thomas blieb auf dieser unwirtlichen Insel
im äußersten Süden Lateinamerikas. Er lebte
mit den Indianern zusammen,
heiratete eine Engländerin und gründete eine Familie.
Lucas und seine
Geschwister wuchsen in der Missionsstation Ushuaia auf, bis die Familie
1887 am Beaglekanal die erste Farm auf Feuerland gründete und
sie
gemeinsam mit den Indianern bewirtschaftete. Lucas war der Sohn, der
den engsten Kontakt zu den Indianern hatte.
Indio blanco, weißer Indianer, wurde er genannt. In seinen
Erinnerungen
erzählt er über die Zeit, in der er fast
ausschließlich mit den
Indianern zusammenlebte, Freundschaften schloss und in die Gemeinschaft
des Ona-Stammes aufgenommen wurde. Aber er erinnert auch an die
gewalttätigen Streitigkeiten der Indianer untereinander und
die
blutigen Auseinandersetzungen mit den vordringenden Weißen.
Zu dieser Zeit strandeten Menschen aus aller Welt auf Feuerland:
Abenteuerer, Geschäftemacher, untergetauchte Kriminelle und
ambitionierte
Farmgründer. Für die Indianer war das der Anfang vom
tödlichen Ende:
Sie starben an eingeschleppten Krankheiten, erlagen dem Alkohol oder
wurden ermordet. Die Geschichte der Bridges ist die Geschichte der
Besiedlung Feuerlands durch die Europäer und die Geschichte
vom
Verschwinden der Indianer.
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