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Gegen die Irrlehren des Papstes
Wilhelm von Ockham

Feature, B2 Geschichte und Geschichten 2003 (Länge 29'30'')

mit Anja Buczkowski, Ulrich Frank u.a.
Regie: Ulrich Klenner, Redaktion: Ingrid Leitner

1324 verließ der Franziskanermöch Wilhelm von Ockham die Universität in Oxford, um sich vor der päpstlichen Kurie in Avignon wegen seiner häresieverdächtigen Vorlesungen zu verantworten. Vier Jahre sollte der Prozess dauern, in denen weitere Ordensmitglieder vor den Papst zitiert wurden. Auslöser war die heftig geführte Diskussion um das Armutsgelübde der Franziskaner. Papst Johannes XXI. war ein geschäftstüchtiger und machtbewußter Politiker, der nicht nur gegen innerkirchliche Kritiker kompromisslos vorging. Sein politischer Hauptgegner war der deutsche König Ludwig der Bayer, der sich der päpstlichen Autorität radikal verweigerte. Als er auf einem Italienzug in der Nähe von Pisa Halt machte, nutzten Wilhelm von Ockham und seine Freunde die Gelegenheit und flohen über abenteuerliche Wege in sein Lager. Ludwig gewährte ihnen Schutz und nahm sie mit nach Bayern. Am Münchner Hof formierten sich die Flüchtlinge zum Sprachrohr des Kaisers. Sie entwarfen Reden, Ansprachen und Streitschriften für Ludwig. Und gegen den Papst. Auch Ockham begann unter Hochdruck seinen publizistischen Kampf gegen die Avignonesische Kirche und den Machtanspruch des Papstes. - Und nebenbei verfaßte er theoretische Texte, die in den folgenden Jahrhunderten eifrig diskutiert wurden. Bis heute werden sie als Abschied vom mittelalterlichen und Beginn des modernen Denkens interpretiert.