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Zum Thema: 4.4.Anreise ] 5.4.Linares ] 6.4.Linares-Marquesado ] 7.4.Marquesado ] 8.4.Huelva ] 9.4.Zarza ] 10.4.RioTinto ] 11.4.RioTinto ] 12.4.Katalonien ] 13.4.Annonay ]

Reisebericht Andalusien 03-04.2009 bis 13.04.2009

Edgar Bergstein und Christian Brünig

Freitag, 3.4.2009, Sonne, 8 bis 22°C

Pünktlicher Treff in Duisburg Großenbaum, wegen einer kleinen logistischen Schwierigkeit Start um 18:40 Uhr ohne schuldhaftes zögern über Luxemburg (tanken). Bis auf eine Autobahnraststätte bei Dijon um 1 Uhr Start einer kurzen und störungsreichen Nachruhe. Starker Reiseverkehr, viele Fahrzeuge aus Belgien und NRW.

Samstag, 4.4.2009, Sonne, leicht bewölkt, 6 bis 21°C

Reger Betrieb auf dem Autobahnparkplatz weckt uns nach 4 Stunden Schlaf. Wir machen einen Kaltstart um 5:30 Uhr und fahren direkt in die Nähe der Tarn-Schlucht. Dort statten wir den Asphaltminen in St. Jean de Maruejoéls et Avéjan einen kurzen Besuch ab. Die Hauptanlage wirkt gut erhalten und das Fömahaus gut gesichert. Die Baujahre der Schachtanlage mit Stahlfördergerüsten 1931 und 1935. Gegenüber der Straße eine Schachtanlage von 1910, mit Aufbereitungsanlagen aus den 1950er Jahren.

Nach 2 Stunden machen wir uns auf den langen Weg nach Sagunto über Ales, Nimes, Montpellier, Barcelona, Tarragona (Zementwerke, Speicher, Hafen). Der freitragende Hochofen in Sagunto ist entkernt, frisch silber gestrichen und steht nun in der Mitte eines neuen Kreisverkehrs. Eine mehr oder weniger vergebliche Aufnahmen von der großen Zementbude und dem Arcelor/Thyssen-Walzwerk (Coils). Nett ist die große Fischmarkthalle nahe dem Hochofen, die auch für Veranstaltungen genutzt worden ist. In der Abenddämmerung noch 200 km nach Albacete, zwischendurch Abendessen in einem Landgasthof/Bonsaigaststätte. Ruhiger Pennplatz nahe Albacete, wir müffeln beide bereits und schlafen deshalb gut ein.

Sonntag, 5.4.2009, Sonne, klar, 12 bis 21°C

Heute ist unser erster richtiger Reisetag. Nach einer langen Nacht, in der wir uns ausschlafen konnten und nachdem wir in einem Landgasthof gefrühstückt haben, rücken wir 200 km vor durch meist langweilige Olivenlandschaft in das Bergbaurevier Linares. Parallel zur Landstraße führte von Albecete bis Übeda eine Bahnlinie, die heute auf einige Abschnitte aufwendig nach EU-Manier als Wanderweg umfunktioniert wurde. Am Bahnhof von Linares/Baeza lichten wir zum Aufwecken der im Schlaffahrmodus geparkten Gehirnen eine Olivenölfabrik ab.

Zunächst beschäftigen wir uns mit dem westlichen Teil des Reviers und starten etwa 8 km von Linares entfernt an der A-1200 (6100) mit einer als Landmarke anstrahlbaren Ruine. Ca. 2 km weiter stadtauswärts westlich und östlich der Straße und auf beiden Seiten des Flusses Guadil Halden (ehem. Flotationen), einige Zechen und zwei Aufbereitungen, die die Hangneigung ausnutzten. Nirgendwo Maschinen. Sehr viele Cornish-Stile-Gebäude östlich der Straße, offenbar schon alles sehr lange stilliegend. Sehr viele Förderanlagen, die lediglich über einer LKW-Verladung verfügten.

Im westlichsten Teil moderne Stahlfördergerüste, die bis in die 1960er bis 1980er Jahr in Betrieb waren, die letzte schloss 1996. Bergbaugebiet in mitten Olivenmonokulturen auf ca. 600m Meeresspiegelhöhe. Etwas nördlich der ersten Aufbreitung eine mehrere Kilometer lange Sackgasse, die uns mithilfe von längeren Fußwegen weitere 6 Zechen erschließt, davon 5 mit Stahlfördergerüsten, die letzte wurde hier 1991 stillgelegt.

Da wir erschöpft sind und die Erfrischungsgetränke alle, lassen wir Uschi die nächstgelegene Unterkunft suchen. Wie finden aber zuvor eine andere, eine Art historische, für Spanien aber normale Raststätte. Kühle Erfrischungsgetränke auf der Terrasse und anschließend Erkundungsfahrt im östlichen Teil des Reviers. Dort sind im Schnitt ältere Anlagen mit meist gemauerten Gerüsten, zum Teil als Ruinen malerisch hergerichtet (Typ englischer Garten).

Inmitten des Areals eine riesige durch Mauern geschützte Fläche, die ehemalige Erzschmelze. Eine Blick über die Mauer überzeugt uns, das gegenüber dem historischen Vergleichsfoto die meisten Gebäude abgebrochen sind. Die Reste der Bahntrasse sind als Wanderweg umgenutzt. Ein Besucherrundweg zu bergbauhistorischen Monumente ist eingerichtet. Neben einigen anderen lichten wir schwerpunktmäßig San Jose (mit elektrischer Zentrale von 1925 Bergbaugesellschaft Arrayanes) und San Vicente (1000m Teufe, 1967 stillgelegt, Bergbaugesellschaft Comp. Minera de Linares) ab. Bei Sonnenuntergang zurück zum Hotel, Abendessen und Logistik.

Montag, 6.4.2009, heiter, 12 bis 21°C

Zunächst beschäftigen wir uns mit drei hübschen Zechen, Aufbereitungen, und ausgetrockneten Klärschlammweihern nördlich des Linares-Reviers im Revier von La Carolina, genau genommen bei Los Guindos. Dieses Revier ist nicht nur geologisch anders, sondern auch bergiger. Die Trasse der von La Carolina bis hierhin führenden Bahnlinie ist stellenweise zu erkennen.

Einkauf von Lebensmitteln fürs Picknick und Ersatzkappe für Christian in La Carolina. Mangels vegetationsbedingter Schattenbildung greifen wir uns für die Mittagsrast eine stillgelegte Tankstelle, deren Dach noch zur Schattenbildung ausreichend intakt ist.

Die von Edgar ermittelte Zuckerfabrik in Guadix gibt es tatsächlich, sie trägt den Namen Carmen und ist von 1913. Ockerfarbene Architektur mit teilweise Naturstein in einem Fachwerk aus Ziegeln oder komplett aus Ziegeln. Zwei Gebäudeteile nachgenutzt von der Kommune Benalua, der Rest leergeräumt und frei zugänglich. Damit nicht genug, wir haben von der Schnellstraße nur drei Kilometer südöstlich eine weitere Zuckerbude von 1901 ausgemacht. Ähnliche Architektur, zwei Gebäude nachgenutzt von einer Firma, der Rest ausgeräumt. In beiden Fällen schöne Fabrikantenvillen. Wir rätseln nur,  wo das dazugehörige Anbaugebiet ist.

Nur wenige Kilometer südlich der komplett stillgelegte Eisenerztagebau „Minas de Alquife“ mit der Siedlung „Minas del Marquesado“, immerhin englischsprachige Infotafel und verschlossener Eingang zur Siedlung. Wir sind skeptisch über die zu erwartende Fotoausbeute und ziehen daher zunächst mit leichten Equipment los. Doch weit gefehlt: Bequem gelangen wir auf das Gelände, umrunden den östlich gelegenen Bonsaitagebau, entlang der dortigen Bahnstrecke, bewundern den Eingang zur Sprengstoffkammer und ziehen weiter in nordwestlicher Richtung über die noch recht gut erhaltenen Verladeeinrichtungen. Dann stehen wir am Rande des großen Tagebaus aus den 1960er Jahren, der bis 1997 in Betrieb war. Er weist genügend Tiefe auf, dass sich ein Grundwassersee bilden konnte. Sehr steile Wände, daher Transport des Erzes weitgehend über Bandförderer. Im ehemaligen Eingangsbereich der Mine, die Waschkaue im typischen Steil der Zeit (1960er Jahre).

Aber ein besonderer Höhepunkt der Anlage ist die Siedlung mit Wohngebäuden, Garagen, Kino, Kirche, Kneipe, Geisterbahnhof. Hier wohnten um 1962 etwa 820 Personen. Wie erwartet verfallen, aber auffallend wenig vandalisiert. Die Bahnanlagen sind verlassen, aber bis auf das Kupfer der Fahrleitung noch vollständig erhalten. Nach guten zwei Stunden endet rundet unser Rundweg mit solider fotografischer Beute.

Kurz nach 18 Uhr Kaffee im Nachbarort. Wir starten nun zur letzten Teiletappe des Tages in der Hoffnung auf einen stillen Strand östlich von Almeria, um hier zu pennen. Die Schnellstraße führt zunächst in östlicher Richtung durch ein weiten Hochtal auf 1000 m über NN, die Olivenvegetation wird mehr und mehr ergänzt und später ersetzt durch spitze und bewegliche XXL-Spargel („Windkraftanlagen“). Einige dieser possierlichen Wesen werden zur Zeit neu gepflanzt.

Kurz vor Almeria ein kurzer Abstecher in das Wüsten- und Westerntal bei Tabernas. Gleich am Beginn des Tals eine Western-Fake-Stadt namens Oasys. Wir nehmen ein paar Außenshots mit imposanten logischen Brüchen in der Ausstattung: Die verfallene Brücke führt direkt auf die geschlossene Rückseite der Kirche, das Wasserrad steht in freier Luft auf der höchsten Stelle des Dorfes. Eddy berichtet, dass im Zweistundentakt zur Unterhaltung der Besucher Schießereien und Banküberfälle veranstaltet werden.

Wir wählen schließlich die interessante Route am Mittelmehr entlang über Cabo de Gata, mit den teilweise noch betriebenen Salinen. Wir bekommen schon auf diesem Teilstück einen Eindruck vom Bauboom an der Mittelmeerküste und den berühmte „Mare Plastico“. Unser toller Plan hat nur einen Haken: Die Küstenstraße ist in Cabo de Gata abgebunden und wir müssen die gesamte Strecke von 15 km zurückfahren. Der neue Anlauf führt uns nunmehr in das laut Atlas kleine Dorf San Jose. Es erweist sich mittlerweile als Neubauorgie in weiss gestrichenem Beton. Wir landen letztlich in einem einfachen Hotel in dieser Fake-Stadt.

 

Dienstag, 7.4.2009, heiter, windig, 10 bis 14°C

Nach dem Aufstehen begeben wir uns in das nebenanliegende Restaurant, wo wir nach mehrmaligen Fragen einen Tee und einen Kaffee bekommen. Der Kaffee ist zu heiß und nicht in der benötigten Menge zu bekommen. Erstes Ziel ist die Goldgrube Rodalquilar. Komplexe Aufbereitungsreste am Hang einschließlich mehrerer runder Flotationsbecken. Malerische Betonskelette mit Infotafeln. Uns gefällt der vollkommende Verzicht auf mitteleuropäischen Sicherheitswahn. Ruinen der kleinen Goldgräberstadt unterhalb der Aufbereitung. Von den Stollen der Zechen sind lediglich die Stollenmundlöcher und die Halden zu erkennen. Vermarktet wird der Bergbau von der örtlichen Tourismusagentur, die auch Touren um 11 und 14 Uhr anbietet.

Dann folgen mehrere Fotostops im Mare Plastico bei Barranquete, dass hier stark tomatenzentriert erscheint, nachdem wir uns bei Kaffe und Tee in der örtlichen Kneipe aufgeputscht haben. Auf dem weiteren Weg machen wir Rast im Tal des Todes (Westerntal), in den dem wir bei Kaffee, Tee und guten „Bocadillos“ mit Omeletts zu Mittag essen.

Dann wieder hoch in die Bergregion zum Tagebau Minas del Marquesado, um dort die Fotobeute von gestern zu ergänzen. Guten Mutes parken wir direkt am Einstiegsloch und entern das Gelände bequem. Nach ca. 90 Sekunden laufen wir direkt einem relaxten Wachmann in die Arme, der uns natürlich hinauskomplimentiert, aber Andeutungen macht in die Richtung, dass in ca. 1 Stunden (also um 15:30 Uhr) ein Mensch mit Entscheidungskompetenz nach dem Mittagessen erscheinen würde.

Das so geöffnete Zeitfenster nutzen wir natürlich, um die wenige Kilometer westlich gelegene Tiefbauzeche bei Jerez del Marquesado zu besichtigen, inklusive einer romantisch-ruinösen vermutlichen Aufbereitung. Schlacken und Schmelztiegel lassen aber Zweifel an dieser Funktion aufkommen. An der Mauer des Schachtes ist ein helles Brett angelehnt; dies musste natürlich von Schropa – weil bildstörend - entfernt werden, aber Schropa bricht diesen Reinigungsaktion ab, weil ihn dahinter ein älterer, indes zunächst nicht unfreundlicher Hund anschaut.

Zurück zum Tagebau in der Hoffnung, irgend etwas ausrichten zu können. Routiniert professionelles Auftreten und ein von Schropa mitgeführtes Fotoalbum verhelfen uns zu einem vorläufigen Eintritt. Der endet zunächst am Büro des Sicherheitsdienstes und löst eine gewisse telefonische Betriebsamkeit aus. Dies gibt uns Zeit, die historischen Fotos und eine größenwahnsinnige Zeichnung von der geplanten Modernisierung des Umschlaghafens Almeria zu betrachten. Sodann wird Edgar ans Telefon gebeten und verhandelt in einer wohlbekannten mitteleuropäischen Sprache mit einem Rechtsanwalt auf Mallorca, der uns auf eigene Gefahr einen Kurzbesuch ermöglicht.

Dieser beginnt mit einer kurzen Fahrt mit einem Jeep bis zum Schrägschacht von1929 (Inbetriebnahme); danach haben wir für 100 Minuten Freigang. Wir entdecken jenseits der nachbesserungsfähigen Motive von gestern auch noch die eingehauste magnetisch funktionierende Aufbereitung, so dass die Zeit wie üblich knapp wird.

Wir trudeln pünktlich um 18 Uhr im Büro ein; inzwischen hat sich Senora Yoldaf (yoldaf@gmail.com oder aguiro26@hotmail.es) zu uns gesellt. Sie spricht ein paar Brocken Englisch und berichtet uns, dass wir ihr bereits gestern am Tor und in der Bar im Ort aufgefallen seien (nirgendwo sonst ???, Schropa hat vorsorglich den Track von gestern im Navi gelöscht). Wir erfahren noch, dass der aktuelle Besitzer nicht genannt werden will und das auf der Halde in einem Projekt ein Golfplatz angelegt werden sollte. Auf jeden Fall ist die Atmosphäre so entspannt, dass es zu einem Sozialfoto vor der Kirche reicht. Auf gezielte und wenig verschämte Nachfrage von Edgar öffnet Senora mit einem ebenso gezieltem wie gewalttätigen Tritten gegen die Unterkante der Tür uns das Innere der Kirche. Zwar war der Erlebniswert der Türöffnung größer als das fotografische Ergebnis; aber auf das letztere kam es kaum noch an. Informationen womöglich unter www.patriomonioguadix.org. Wir verabschieden uns soweit sprachlich möglich herzlich und reisen weiter nach Westen.

Zu Beginn der Dämmerung checken wir ein in einem kleinen Hotel an der Schnellstraße zwischen Granada und Sevilla bei Lora de Estepa ein. Wir lernen, dass das Abendessen pünktlich um 21 Uhr einzunehmen ist, daraus folgt die Erkenntnis, dass man im Hotel bis 20:45 Uhr einzuchecken hat, damit man pünktlich erscheint.

Mittwoch, 8.4.2009, sonnig, 8 bis 21°C

Unser erster Boxenstop ist ca.70 km östlich von Sevilla die Ziegelei in La Puebla De Cazalla ca. 5 km östlich des Ortes (Ein weiterer stillgelegter Ofen liegt am Westausgang des Ortes). Mehrere Öfen scheinen noch betriebsbereit zu sein; einen stillgelegten Ofen inspizieren wir. Unter einem Blechdach liegen zwei langgestreckte Öfen mit jeweils offenen Enden. Die Feuerungsöffnungen auf der Oberseite der Öfen lassen keine Besonderheiten erkennen. Wir haben keine weiteren Erkenntnisse als: weder Ring- noch Tunnelofen.

Wenige Kilometer östlich von Sevilla ein Zementwerk, vor der bereits sichtbaren Dunstwolke der Stadt. Stahlwerk südöstlich der Stadt?? Südwestlich der Stadt große seeschiffgerechte Hängbrücke mit Aussicht auf Speicher und Kräne.

Auf halber Strecke zwischen Sevilla und Huelva nördlich der Schnellstraße westlich von Sanlúcar la Mayor mehrere große Solarstromversuchsanlagen. Betreiber ist ABENGOA Solar, Konstrukteur ABENER und Concentrix Solar. Bereits fertiggestellt eine 1,2 MW-Photovoltaikanlage sowie je eine solarthermische mit jeweils 11und 20 MW,  Spiegelung und Konzentration auf einen Brennpunkt im Turm. Verblüffende Lichterscheinungen an den Türmen. Zwei weitere solarthermische Anlagen im Röhrenprinzip in der Bauphase, für 20 bzw. 50 MW ausgelegt. Dazu mindestens eine Photovoltaik-Anlage mit 1,2 MW. Fläche eher in qkm als in ha messbar, Ausbau auf 300 MW bis 2013 geplant. Infos unter http://www.solarserver.de/news/news-9627.html

Unser Hauptziel sind die Hafenanlagen in Huelva. Als Flaniermeile renovierte Pier der früheren Rio Tinto-Bahn, ein komplettes neues Stadtquartier reicht bis an die frühere Bahntrasse. Reste des Piers der Tharsis-Bahn. Umgesetztes Fördergerüst nahe des Tharsis-Pier in einem Kreisverkehr. Außerdem Raffinerie mit teilweise stillgelegten älteren Teilen, ein altes und neues Gaskraftwerk nahe dem Columbusdenkmal sowie Atlantic-Copper (Küpferhütte). Der Werfthafen ist teilweise umgenutzt.

Erlebnishöhepunkt dieser Etappe ist zweifellos das Mittagessen im Restaurant Puerto Nova. Es verfügt über gut ausgelastete PKW- und LKW-Parkplätze. Entsprechend voll ist das Restaurant, die Gäste sind fast ausschließlich Männer, mehrheitlich in Arbeitskleidung. Aufgrund des Stimmengewirrs stört der übliche Fernseher schon gar nicht mehr. Die wenigen freien Tische sind ebenfalls eingedeckt, bereits mit einen fertig zubereiteten Salat. Dies sind nicht etwa vorbestellte Plätze, die Garnierung dient lediglich der beschleunigten Abwicklung. Getränke gibt es lediglich in 1-Liter-Flaschen. Zwei verschiedene Fleischspeisen als Hauptspeise, ein Eis als Dessert sowie der übliche Kaffee/Kakao runden die Sache ab. Bezahlt wird am Tresen, und zwar pauschal 8,50 € pro Kopf.

Wir fahren baustellenbedingt etwas zäh zur Buntzeche Minas las Herrerias und treffen dort im besten Nachmittagslicht ein. Kurze Übersichtsaufnahmen über den kleinen Tagebau und Aufnahmen der beiden Schächte. Einer dient einem Storchenpaar als Brutplatz. Zwei Stahlfördergerüste, ein Fömahaus wird als Lager eines Bauern genutzt, das andere ist ausgeräumt.

Letztes Ziel für heute sind die Buntmetall-Bergwerke in Minas de Tharsis. Sie sind mit EU-geförderten Wanderwegen erschlossen. Bahnverladung, ein Schachtgebäude sowie andere Anlagenteile und Werkstätten sind ruiniös erhalten. Schönes Abendlicht. Wir kaufen kurz vor Ladenschluss im EU-geförderten Tante-Emma-Laden noch Getränke und Proviant. Der Tag endet mit einem gemütlichen Mondscheinpicknick auf der von uns mit Hilfe der Liegematten temporär zur Couch umgebauten Naturstein-Sitzbank.

Donnerstag, 9.4.2009, meist sonnig, 5 bis 18°C

Der Vollmond lässt Schropa um 6 Uhr aufwachen und Nachtaufnahmen versuchen mit dem Mond als einziger Lichtquelle. Wie zu erwarten, sehen die mehrminütigen Belichtungen wie Tageslichtaufnahmen aus mit albernen Sternstreifen. Leicht verdrossen zieht sich Schropa um 6:30 Uhr ins Selbstübernachter-Hotel zurück weil es immer noch 1,5 Stunden bis zur Dämmerung sind. Da Edgar fehlertolerant ist, meckert er nicht einmal. Um 9 Uhr dann Morgenkaffee in der einzigen geöffneten Bar in Tharsis.

Dann Außenaufnahmen von der Bahnverladung des Tagebaus, vor allem von der Hoffung getragen, die Gerätschaften und Maschinen in der mehrschiffigen Gerätehalle ablichten zu können. Nach 5 Minuten stoppt ein Geländefahrzeug bei uns. Der Securitymann erklärt uns in nicht misszuverstehendem Spanisch, die Schotterstraße nicht zu verlassen. Trotzdem können wir die Innereien einiger halbausgeschlachteter Trucks bewundern.

Nach etwa einer Stunde rücken wir vor nach Tharsis: Einkaufen, Museumszeiten ermitteln und Freiluftexponate ablichten. Neu eingerichtete Kreisverkehre erweisen sich offenkundig überall in Europa als geeigneter Standort hierfür.

Nun starten wir zu unserem nächsten größeren Objekt, dem Tagebau und den beiden Schächten von La Zarza. EU-geförderter Rundweg mit vielen schönen Aussichtspunkten um den Tagebau herum. Nach Edgars letztem Besuch in 2006 wurden Informationstafeln aufgestellt, zwischen den Gehwegsplatten sprießt das Grün und der Erdrutsch wurde immer noch nicht beseitigt. Nach diesem Fotospaziergang sind wir dank intensiver Sonne trotz vergleichsweise kühler Temperaturen reif für etliche Erfrischungsgetränke in der nicht EU-finanzierten Bar. Nun beschäftigen wir uns für mehr als eine Stunde mit der Schachtanlage östlich des Tagebaus.

Die Spurweite auch dieser Eisenbahn ist die Kapspur (1067 mm). Das Fördergerüst verfügt über einen Wagenumlauf weit oben. Die wesentlichen Elemente der beiden Fördermaschinen sind noch vorhanden. Sie wurden 1931 von der englischen Firma Murray & Aterson Ltd., Goatbridge gebaut.

Nun starten wir zum farblichen Höhepunkt der Reise, Minas de RioTinto. Wir checken zunächst ein im Hotel Barbara mit einer hübschen Luftbildausstellung über die Bergbaulandschaft Rio Tinto in Farbe. Wir treffen um 17:50 Uhr im Bergbaumuseum Rio Tinto ein und erwerben dort jeweils einen Bildband mit Infos und Luftbildern der Bergbaubetrieb. Wir entscheiden uns für eine Führung zum Bergbaubetrieb „La Pena de Hierro“. Statt der von uns erhofften Bustour gibt es einen geführten Spaziergang durch geschätzte 100m aufgepützelten Salonstollen. Dieser Spaziergang wird auf 50 Minuten gestreckt und ergibt einen Meterpreis von 8 Cent. Der Medieneinsatz ist außerordentlich zurückhaltend, aber durch solche Erlebnisse muss man durch. Die Gruppe ist groß und es ergeben sich nette Sozialstudien, wie Kinder und Erwachsene einen langen Vortrag überstehen. Abschließend Außenaufnahmen vom Aussichtspunk „Cerro Colorado“. Da morgen Feiertag ist, versuchen wir noch einzukaufen; nach geschätzten 50 km geben wir auf und landen zum Abendessen im Hotel Barbara.

Freitag, , 10.4.2009, heiter, windig, klar, 8 bis 15°C

Wir haben noch etwas Zeit bis zur von uns wahrgenommenen Abfahrtszeit des berühmten Riotinto-Zuges. Wir verbringen sie bei klarem und schönem Licht in der Bergbaulandschaft rund um die Station. Die Abfahrtszeit erweist sich als Irrtum unsererseits, wir haben daher noch eine Stunde mehr Zeit und fahren zur Haldenlandschaft mit Aufbereitung in La Zaranda.  Ruinöse Aufbereitung, ein steiler Fuchs den Berg hinauf, Schlacken- und Bergehalden ergeben faszinierende Bilder. Danach verlustieren wir uns am Stollenmundloch eines Bergwerks. Neben abgestellten Güterwagen sind auch noch die Reste der Fahrleitung vorhanden. Besonders das rote Wasser ergibt wunderbare Farbaufnahmen.

Zurück zum Bahnhof. Wie bereits befürchtet: gewaltiger Andrang. Zudem in der Station kein Ticketverkauf, sonder Reservierungspflicht - zu erwerden m Museum oder telefonisch. Wir also zurück zum Museum. Angesichts der Schlange am Ticketschalter gehen wir frustriert in die Cafeteria für einen Tapas. Im Nachhinein erweist es sich als Schnapsidee, ausgerechnet zu Ostern dieses Tourismusziel anzusteuern.

Wir müssen uns also unser Programm selbst gestalten und fahren erneut zur Halden- und Aufbereitungslandschaft Zaranda-Naya. Im besten Licht mit dramatischen Wolken und Sonne im Wechsel tummeln wir uns 2 Stunden in der bizarren Halden- und Ruinenlandschaft.

Um Kaffee und Erfrischungsgetränke zu uns zu nehmen (wir haben nämlich keine Vorräte mehr und gestern Abend konnten wir wegen geschlossener Läden auch nicht mehr einkaufen) steuern wir die offenbar beliebte Gaststätte am nahe gelegenen Schwimmbad an. Die Kneipe ist indes so beliebt, dass wir nach einer gefühlten Stunde Wartezeit nach den Verzehr der Hälfte unserer Bestellung wieder abrücken. An den Kellnern kann es nicht gelegen haben, sie absolvierten einen Dauerlauf.

Wir visieren als nächstes einen weiter südlich gelegenen Punkt im Tal des Rio Tinto an. Uschi führt uns auf einer sehr kurzen Route dort hin. Sie erweist sich als Schotterpiste der übelsten Sorte, so dass wir nach Belegshots von der Straßenbrücke wieder zurückkehren, zumal der Tankinhalt überraschend schnell zu Neige geht.

Wir können es nicht lassen und versuchen erneut im Museum eine Zugreservierung zu erhalten. Überraschend gelingt uns dies für den nächsten Zug um 17:30 Uhr. Der Workflow am Kartenschalter im Museum hat noch große Entwicklungspotentiale, über die man sich bei der Wartezeit ausreichend Gedanken machen kann. Das kleine Zeitfenster nutzen wir zu einem kleinem Imbiss mit labberigen Sandwichses aus der Tankstelle.

Natürlich ist der Zug erneut gut gefüllt; doch wir ergattern aufgrund detaillierter Vorplanung Sitzplätze im offenen Wagon zur Flussseite hin. Die Erwartungen von Eddy werden nicht enttäuscht, die von Schropa übertroffen. Daher lassen wir die Verschlüsse rauchen zum Leidwesen der armen Fahrgäste auf den billigen Plätzen neben uns. Das Büchsenlicht ist optimal: fast durchweg Streiflicht durch die tiefstehende Sonne. Auf den 12 km Fahrtstrecke überwindet der Zug eine Höhendifferenz von etwa 100 m, was einer durchschnittlichen Steigung von fast 10 Promille entspricht. Aber die beladenen Züge fuhren ja abwärts. An der Endstation dürfen alle Fahrgäste einmal zum Fluss und wieder zurück, was auf der Überführung wie ein Umsteigevorgang im in einer Metropole wirkt. Schropa ist insbesondere begeistert von den ockerfarbigen „Reisfeldern“ unterhalb des Betriebsbahnhofs.

Im wunderschönen Abendlicht steuern wir gezielt einige Aussichtspunkte an. Unter anderem den Blick über den „Cerro Colorado“, die Aufbereitung in Dehesa aus den 1960er Jahren, das kleine Elektrizitätswerk 2 km nördlich davon sowie den Blick auf den „Cerro Colorado“ von der Siedlung Alta Mesa.

So hat sich der Tag letztlich zum Guten gewendet und wir kehren zum Hotel Barbara zurück, wo wir vorsorglich das Zimmer für eine zweite Nacht gebucht haben. Heute genießen wir das Menü, dass uns sehr überzeugt.

Samstag, 11.4.2009, wechselnd bewölkt, windig, Abends leichte Schauer, 2 bis 14°C

Bei bewölktem Wetter erledigen wir zügig das Restprogramm in Riotinto. Erstens Aussicht über Nerva zum Tagebau Cerro Colorado, als zweites das kleine Fördergerüst am Cerro Colorado, drittens die Umspannstation von 1926, viertens Aufbereitungsruinen nahe dem Schwimmbad von Riotinto, fünftens englische Siedlung mit Kirche (etwas enttäuschend). Eine gute Aussicht auf die großen Sedimentationsteiche ist uns leider nicht vergönnt.

So treten wir um die Mittagszeit die erste Etappe der Rückreise an. Im kleinen Steinkohlenrevier südlich von Toledo bei Layos finden wir außer marginalen Spuren (z. B. Mauern um den Schachtsäulen) und einigen Schachtsymbolen in der topografischen nichts mehr.

Dafür nördlich von Toledo eine Reihe von Kalksteinbrücken mit landschaftsprägende Halden, dazu eine stillgelegte Materialseilbahn, mehrere Eisenbahnstrecken und Zementwerke. Nach einigen Belegschots im Langmacklicht treten wir am späten Nachmittag dann die zweite Etappe der Rückfahrt via Madrid bis kurz vor Zaragoza an. Die Autobahn überwindet eine Passhöhe in ca. 1200 m Höhe, die wir bei 2°C und Schneeregen passieren. Übernachtung im Hotel mit Menü bei La Almunia de Dona Godina. Abends markieren wir vorsorglich Besichtigungspunkte am Fluß Ter in Katalonien mit Hilfe der digitale topografischen Karte. Die Ansatzpunkte dafür sind einfach: Seitenkanal und/oder größere Gebäude.

Sonntag, 12.4.2009, wechselnd bewölkt, windig, Nachmittags leichter Regen, 8 bis 16°C

Nachdem für Hotelgäste kostenlosen Frühstücksimbiss fahren wir ca. 1,5 Stunden nach Südosten in das kleine Braunkohlenrevier bei Andorra. Die Aussichtsstraße ist leider unterbrochen, so dass wir uns mit weniger spektakulären Blicken in den Tagebau begnügen müssen. Der Tagebau ist historisch wohl von Ost nach West fortgeschritten. Im Osten sehen wir daher teilweise rekultivierte Anlagen. Ca. 15 km östlich vom aktiven Tagebau das Kraftwerk mit drei Blöcken. Kohletransport vermutlich mit Trucks, wie auch anscheinend der ganze Bergbaubetrieb.

Wir setzen nun um nach Katalonien über Lleida und die katalonische Nordtangente. Unterwegs mehrere der standardmäßig gebauten Getreidespeicher im frühen Betonstil. Die Wolken über unserem Zielgebiet, dem Industriefluss Ter, werden immer dichter. Während unserer nachmittäglichen Besichtigungstour begleitet uns denn auch ein gepflegter Landregen. Wir besuchen die Textilfabriken und Siedlungen Borganya (heute teils nachgenutzt von der Verpackungsfirma MayDisa und im guten Erhaltungszustand),  Vila Seca und Imbern (Ymbern). Durch die intensiven Straßenneubauten haben wir leider ziemlichen Zeitverzug durch Suchfahrten.

Aufgrund eines Hinweis auf einer Hinweistafel fahren wir zum Industriemuseum in Manlleu. Etliche der Industriebetriebe der Stadt liegen an einem gemeinsamen Seitenkanal des Ter. So auch die frühere Fabrik, in der heute das Museum untergebracht ist. Es ist natürlich heute geschlossen. Da wir keine begründete Aussicht auf Wetterbesserung sehen, treten wir am Abend eine weitere Etappe der Heimfahrt an. Wir suchen erfolgreich einen Selbstübernachtungsplatz in der Nähe von Nimes bei Rochefort du Gard. Kurzer Imbiss mit altem Baguette, spanischem Käse und gegen Mitternacht eingeschlafen.

Montag, 13.4.2009, bedeckt, Dunst, schwül, 13 bis 20°C

Nach störungsfreier Nacht starten wir zu unserem ersten und wie sich später herausstellt einzigem Ziel, nämlich der Textilstadt Annonay. Zunächst gibt es Kaffee, Tee und Pain au Chocolate in Tain l’Ermitage, einem hübschen Städtchen an der Rhone. Das Bistro gehört zur aussterbenden Gattung der kleinen Betriebe, die an der Hauptstraße liegen. Es gefällt uns sehr gut.

Anschließend lotst Uschi uns als angenehme Überraschung ein wundervolles schmales Departementsträßchen 16 km durch das Tal der Cance. Die Cance fließt auch durch die Stadt Annonay (360m NN) und erreicht bei ca. 140 m NN die Rhone. Wir sehen in dem weitgehend bewaldeten steilen Tal die je nach Höhenlage unterschiedliche Laubfärbung. Vereinzelte Gebäude sind an den Hang gebaut. Eine Mühle und eine große Industrieruine (eine alte Textilfabrik, wie uns der Anwohner sagt), jeweils mit Turbinenkanal.

Dann aber Annonay! Eine Stadtlandschaft, geprägt durch Gerbereien, Papier- und Textilindustrie, die in ihren vertikalen Dimensionen und ihrer Dichte kaum zu toppen ist. Flussbegleitend meist stillgelegte mehrgeschossige Industriebauten, die Hangneigung ausnutzend. So wird z. B. das Dach eines Viergeschossers als Parkplatz genutzt. Der Fluss Cance hat in der Stadt ein sehr starkes Gefälle, was ein Grund für die Ansiedlung der Textil- und Färbereibetriebe gewesen sein muss. Viele Gebäude der eigentlichen Stadt haben ihr Fundament 10 m über dem Fluss und darüber noch 6 bis 8 Geschosse. Zur Oberstadt sind es dann noch 2 oder 3. Ein öffentlicher Aufzug überwindet einen Grossteil dieser Höhendifferenz. Die Innenstadt mit erschreckend vielen stillgelegten Läden sowie vermeintlich stillgelegtem Schwimmbad und Festsaal. Dafür gewaltiges Rathaus, was vom früheren Reichtum der Stadt zeugt. Viele Treppen in der Stadt. Eine Art aufgesteiltes Bonsai-Wuppertal. Da man aufhören soll, wenn es am schönsten ist, beschließen wir unsere Tour mit einem Menü in der Brasserie am Platz mit dem Montgolfier-Denkmal.

Wikipedia.org:
Annonay has a strong industrial tradition. In the past Annonay was noted for its leather goods. Although the industry has declined, the Tannerie d'Annonay (Tannery) continues the tradition under the Grison brand.

Irisbus, a Renault Vehicles Industries and Fiat Iveco joint venture, constructs busses, and is the largest single employer with around 2,000 staff, and several associated businesses.

The multinational paper company Arjo Wiggins' subsidiary Papeteries Canson et Montgolfier SA, which dates back to 1557 (and is linked to the Montgolfier brothers?), owns three of the several paper factories in the town.

Um 14:15 Uhr starten wir zur letzten Etappe der Rückfahrt. Am Stadtrand sehen wir eine Ursache für den Niedergang des Handels in der Innenstadt, eine gigantische Shopping-Zone mit den Namen aller üblichen verdächtigen Handels-Ketten. Edgar wird nach knapp 8 Stunden Fahrt in Aachen abgesetzt, Christians Fahrt endet kurz vor Mitternacht in Duisburg.

Fazit

Wegen Hochsaison waren keine preiswerten Flüge in das Zielgebiet zu bekommen, daher notgedrungen mit dem eigenen PKW angereist. Angesichts der langen Fahrten: nie wieder!

Eindrücke vom „modernen Spanien“: es ist ein Land mit dem intensivsten Straßenbauprogramm und den meisten Drempeln (ca. 3 pro potentiellem Zebrastreifen-Benutzer), das wir bislang kennen gelernt hatten; dafür kommt man dann auch flott mit dem PKW voran.

Durch die Förderung erneuerbarer Energien wimmelt es von riesigen Windkraftparks und Sonnenenergie-Anlagen.

Sehr angenehm an den nicht mautpflichtigen Autobahnen kleine preiswerte Hotels und Restaurants, wo wir problemlos noch um 21 Uhr Zimmer bekommen konnten.

Extrem viele EU-Projekte vor allem aus dem EPER-und LEADER-Fonds, die im Gegensatz etwa zu Sizilen auch meist fertig gestellt sind, dafür aber teils rustikalen Unterhaltungszustand aufweisen.

Spanien hat ebenfalls Rauchverbot in Kneipen, mit Ausnahme derjenigen, die sich per Schild an der Tür als Raucherkneipen erklären, was denn auch alle getan haben.

Die Landschaft im Süden ist ebenfalls geprägt von intensivem Olivenbaumbefall, was ja in der EU-Agrarpolitik neben Butterbergen und Milchseen auch zu Olivensümpfen geführt hat.

Der Bauboom besonders an der Mittelmeerküste ist zusammen gebrochen mit vielen Bauruinen. Die Küste ist indes in weiten Bereichen unwiederbringlich ruiniert.

Über das Mare Plastico bei Almeria ist ja viel kritisches zu lesen: Landschaftsbild, Ausbeutung der Arbeitskräfte aus dem Maghreb und Gefährdung der dortigen lokalen Märkte, Wasserverschwendung, lange LKW-Transporte, völlige Abkehr von vertrauten Vorstellungen über „Landwirtschaft“. Aber vielleicht liegt gerade in dieser konsequenten Abkehr die Zukunft der industriellen Nahrungsmittelproduktion: Ausnutzung komparativer Vorteile wie langer Sonnenscheindauer mit mehreren Ernten pro Jahr wohl besser als UV-Bestrahlung in nördlichen Gefilden, Verzicht auf Boden als Produktionsmittel, Folien speichern Sonnenenergie und behindern Wasserverdunstung.

Durch die Autarkiepolitik der langen Franco-Diktatur sind auch im Süden viele Industriebauten, meist als Ruinen, erhalten. Erzabbau im Tagebau- und Tiefbaubetrieb hat dabei die meisten Spuren hinterlassen. Durch EPER-Projekte (man erkennt sie an den Holzzäunen) sind viele der industriellen Relikte als Landmarken erhalten und erschlossen. Dies gilt auch für die vielfach als hässlich empfundenen steilen Tagebau-Restlöcher.

 

 

 

 

© Christian Brünig                                                                                                                        Stand: 03.09.2009   Dank an