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Fotos: Terrassa ] Llobregat-Nord ] Llobregat-Süd ] Kali&Beton ]

In den ruhigen Tagen zwischen Weihnachten und Sylvester 2003 gibt es endlich einmal die Gelegenheit, die sagenumwobene Industriekultur Kataloniens kennen zu lernen. Nach 3 Tagen Stadterkundung in Barcelona gab es drei weitere kurze und kurzweilige Tage, die sich um die Industrie am Llobregat-Fluss sowie in Terrassa bemühten; die Textilindustrie mit ihren "Kolonien" stand dabei im Mittelpunkt. 

  • Am 27.12.2003 besuchten wir zur ersten Orientierung Terrassa mit dem Industriemuseum sowie einigen weiteren markanten Objekten in der Stadt. 
  • Der 28.12.2003 diente der Erkundung des Oberen Llobregat-Tales mit den charakteristischen Textil-Kolonien sowie der Zement- und Kali- Industrie
  • Der 29.12.2003 schließlich wiederholte aus Foto-Licht-technischen Gründen den Besuch der beiden Kali-Zechen bei Sallent. Die Fahrt ging von dort durch das untere LLobregat-Tal.

Der Bericht ist kurz, im web gibt es weitere Infos, z.B. die Webseite des Industriemuseums Terrassa oder die im Aufbau befindliche Katalonische Route der Textilindustrie.

Einige allgemeine Bemerkungen vorweg:

Die Textilindustrie in Katalonien erlebte ihren ersten Aufschwung ab 1868 nach einem Gesetz, das die Ansiedlung "Agrarischer Kolonien"  regelte. Standortfaktoren waren Wasser- und billige Arbeitskraft sowie die Bindungswirkung der patriarchalischen Kolonien; Vorbilder womöglich die frühen britischen Kolonien wie New Lanark oder Saltaire oder die schwedischen "Brugs". Es wurde aufgebaut auf einer Tradition der heimindustriellen Leinen- und Tuchbranche seit dem 17. Jahrhundert.  Die beiden Flüsse Llobregat und Ter legen jeweils nur wenig mehr als 100 km von der Quelle am Südfuß der Pyrenäen bis zur Mündung ins Mittelmeer zurück; sie haben also ein durchschnittlich großes Gefälle. So sieht man insbesondere im gebirgigen Oberlauf eine Baumwollfabrik nach der anderen; am Turbinenauslauf der einen beginnt manchmal bereits der Einlaufkanal der nächsten. Auf wenigen 100 m Kanallänge werden 8, 10 oder mehr m Fallhöhe erreicht. Kaum ein Kubikmeter floss ungenutzt ab. Die erste Turbine wurde 1858 installiert. Die erste Generation der Kolonien von 1868 bis etwa 1880 enthielten "nur das Nötigste", also Fabrikationsanlagen, Siedlungshäuser, Bäckerei, gemeinsame Küchen. Die 2. Generation ab 1890 war anspruchsvoller, wurde von Architekten gestaltet und berücksichtigte weitere Bedürfnisse. Kirche, Cafe, Kulturhaus, Waschhaus, Schulen waren Bestandteile der Siedlungen. Hauptbestandteile des kulturellen Lebens Chor, Kirche, Theater. Dampfmaschinen wurden zugebaut für Spitzenbedarf und Wassermangel. Ab 1887 wurde eine Eisenbahn-Erschließung fertig gestellt, die auch eine Kohle-Belieferung für die Dampfmaschinen ermöglichte. Allen gemeinsam sind folgende Merkmale:

  • Hohe architektonische Qualität mit Anklängen an den "Modernisme", die katalanische Variante des Jugendstils
  • Kompakte Bauweise im engen Tal
  • Viele Infrastruktur-Einrichtungen
  • Dampfmaschinen
  • Einlass- und Auslassbauwerke für die Turbinen
  • Siedlungen in Reihenhaus- Form
  • Imposantes Herrenhaus
  • Fast alle heute still gelegt; nur einige Anlagen in der Ebene sind genutzt, teils durch andere Branchen
  • insgesamt noch recht guter Bauzustand

Ein weiterer "städtischer" Typus der Baumwollindustrie ist in Terrassa vorherrschend: von vornherein auf Dampfkraft und gute Eisenbahnerschließung setzend. 

Quelle: Torras, Assumpcio Feliu (Redaktion): Cien Elementos de Patrimonio Industrial en Cataluna, Terrassa/Barcelona 2002, ISBN 84-7782-828-8. Durch das Fehlen einer guten Landkarte sind Irrtümer bei der Zuordnung einzelner Objekte wahrscheinlich :-)

 

© Christian Brünig                                                                                                                        Stand: 03.09.2009   Dank an