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Fotos: In den ruhigen Tagen zwischen Weihnachten und Sylvester 2003 gibt es endlich einmal die Gelegenheit, die sagenumwobene Industriekultur Kataloniens kennen zu lernen. Nach 3 Tagen Stadterkundung in Barcelona gab es drei weitere kurze und kurzweilige Tage, die sich um die Industrie am Llobregat-Fluss sowie in Terrassa bemühten; die Textilindustrie mit ihren "Kolonien" stand dabei im Mittelpunkt.
Der Bericht ist kurz, im web gibt es weitere Infos, z.B. die Webseite des Industriemuseums Terrassa oder die im Aufbau befindliche Katalonische Route der Textilindustrie. Einige allgemeine Bemerkungen vorweg: Die Textilindustrie in Katalonien erlebte ihren ersten Aufschwung ab 1868 nach einem Gesetz, das die Ansiedlung "Agrarischer Kolonien" regelte. Standortfaktoren waren Wasser- und billige Arbeitskraft sowie die Bindungswirkung der patriarchalischen Kolonien; Vorbilder womöglich die frühen britischen Kolonien wie New Lanark oder Saltaire oder die schwedischen "Brugs". Es wurde aufgebaut auf einer Tradition der heimindustriellen Leinen- und Tuchbranche seit dem 17. Jahrhundert. Die beiden Flüsse Llobregat und Ter legen jeweils nur wenig mehr als 100 km von der Quelle am Südfuß der Pyrenäen bis zur Mündung ins Mittelmeer zurück; sie haben also ein durchschnittlich großes Gefälle. So sieht man insbesondere im gebirgigen Oberlauf eine Baumwollfabrik nach der anderen; am Turbinenauslauf der einen beginnt manchmal bereits der Einlaufkanal der nächsten. Auf wenigen 100 m Kanallänge werden 8, 10 oder mehr m Fallhöhe erreicht. Kaum ein Kubikmeter floss ungenutzt ab. Die erste Turbine wurde 1858 installiert. Die erste Generation der Kolonien von 1868 bis etwa 1880 enthielten "nur das Nötigste", also Fabrikationsanlagen, Siedlungshäuser, Bäckerei, gemeinsame Küchen. Die 2. Generation ab 1890 war anspruchsvoller, wurde von Architekten gestaltet und berücksichtigte weitere Bedürfnisse. Kirche, Cafe, Kulturhaus, Waschhaus, Schulen waren Bestandteile der Siedlungen. Hauptbestandteile des kulturellen Lebens Chor, Kirche, Theater. Dampfmaschinen wurden zugebaut für Spitzenbedarf und Wassermangel. Ab 1887 wurde eine Eisenbahn-Erschließung fertig gestellt, die auch eine Kohle-Belieferung für die Dampfmaschinen ermöglichte. Allen gemeinsam sind folgende Merkmale:
Ein weiterer "städtischer" Typus der Baumwollindustrie ist in Terrassa vorherrschend: von vornherein auf Dampfkraft und gute Eisenbahnerschließung setzend. Quelle: Torras, Assumpcio Feliu (Redaktion): Cien Elementos de Patrimonio Industrial en Cataluna, Terrassa/Barcelona 2002, ISBN 84-7782-828-8. Durch das Fehlen einer guten Landkarte sind Irrtümer bei der Zuordnung einzelner Objekte wahrscheinlich :-) |
© Christian Brünig Stand: 03.09.2009 Dank an |