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Sardinien: Donnerstag, 13.4.2006, heiter, 12-18 Grad, etwas Wind Wir kommen wie üblich ultrafrüh raus. Zunächst setzt es ein Versorgungsflug nach Iglesias. So leicht wie die Beschaffung einer elastischen Binde für unseren Patienten fällt, so aufwändig ist die Literaturversorgung. Leider gibt es die topografischen Karten zur Industriekultur nicht mehr. Zum Ausgleich beschweren Beat und Marcello das Gepäck mit jeweils einem Bildband über Bergbau in Sardinien. Kurzer Boxenstop bei der Siedlung und Kleinzeche San Benedetto bevor wir auf den jetzt beginnenden Schotterpisten umkehren müssen. Nach einem weiteren Anlauf über von Edgar routiniert gefahrenen Schotterpisten erreichen wir unser erstes Tagesziel. Kurzer Stopp bei der Siedlung und ehemaligen Zeche Sa Ducchessa. Der Tagebau Arenas wird offenbar zur Zeit saniert. Die 1984 still gelegte Aufbereitung Genna Carru war den Anreiseaufwand indes wert. Sehr gut erhaltene Maschinerie in der Flotation, 2 Kugelmühlen, eine davon mit archimedischer Schraube, eine mit dem sardischen Greifer-Rückhol-System. Erneut wird die Hangneigung zur Erzeugung der benötigten Schwerkraft genutzt. Die Aufbereitung befindet sich auf einem Pass 600 m über dem Meeresspiegel. Entsprechend frisch fühlen wir uns. Bei den Innenaufnahmen die üblichen Kontrastprobleme. In der Nähe der Zeche ein nahezu verlassenes Dorf; auch ansonsten ist die Region fast menschenleer. Der Vergleich zu Mailand und Ruhrgebiet drängt sich auf. Auf dem Rückweg versuchen wir noch im Gegenlicht Belegfotos von einer Aufbereitung Barraxiutta. Zum Ausklang des Arbeitstages greifen wir uns noch kurz die Schachtanlage Monte Agruxiau. Die Aufbereitung ist leider sehr stark zerstört. Wir kehren nach Nebida zurück und nehmen Pasta alla Maestro zu uns. Als Dessert gibt es Schokokuchen und teils gelungene italienisch-deutsche Wortspiele aus der Hochkultur. Nebenbei werden die aus Caterina gesicherten Dokumente inspiziert. Dabei wird der Küchentisch vom Qutropod zum Tripod; das fehlende Tischbein wird durch eine entsprechend untergeschobene Stuhllehne ersetzt. Es ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten für Schrottrobbers Bastelstunde: aus einem gerollten Plan lässt sich mühearm ein Schlot, ein Fernrohr, ein Hörrohr oder ein Teleobjektiv basteln. Die Milchtüte mutiert zum Silo, später zum Kesselhaus. Das abbe Tischbein zum Hochofen, das abgesplitterte Stück Holz wird verkokt im Meiler aus einem Joghurtbecher.
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© Christian Brünig Stand: 24.05.2006 Dank an |