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Sardinien: Dienstag, 11.4.06, heiter, windig, 12-17 Grad Der Tag beginnt erfolgreich. Wir sind alle um 7 Uhr wach und um 7.30 frühstücksbereit. Zu unserer völligen Überraschung stellen wir fest, dass es die Brötchen erst um 8.15 Uhr gibt. Egal, die Reisefertigkeit war vorher fertiggestellt worden. Der Morgenschiss war erledigt. Wir kommen um 9 Uhr raus und greifen uns als erstes die schönen Betonstrukturen des ehemaligen Elektrolysewerkes der Zeche Monteponi. Wir treffen uns wieder um fünf vor zehn um die für zehn Uhr laut Hinweisschild angesagte Führung wahrnehmen zu können. Weit gefehlt, Führung um 12 Uhr, wir vertreiben uns die Zeit mit der Schwefelsäurefabrik Scalo. Auch hier wieder schönes Licht und Betonstrukturen. Von den beiden Drehrohröfen ist noch einer vorhanden. Nicht desto Trotz überwindbare Zaunanlage. Es wird der Verlust eines Pfeffersprays beklagt. Die Führung um 12 Uhr zeigt uns auf komfortable Weise die Untertage-Welt. Früher wurde gebohrt und mit Feuer gesprengt, später duch Dynamit ersetzt. Vertikale Schächte zum Klettern heißen „Fornello“. Gebohrt wurde mit Pressluft. Wasser wurde eingebracht gegen Staub. Zwei erhaltene Fördermaschinen, eine Untertage. 13 Sohlen bis auf 150 m unter Meeresspiegel. Daher Gesamtteufe ca. 350 m. Die Pumpen sind abgestellt, daher ist der Wasserstand etwas über dem Meeresspiegel, wegen des Wasserlösungsstollens der zum Meer runter geht. Nach unserer Einschätzung keines der schlechteren Bergbaumuseen. Danach Picknick am Aussichtshügel südlich der Aufbereitungsanlage Mameli. Erneuter vergeblicher Versuch das Pfefferspray aufzufinden. Letztes großes Ziel für heute die Blei- und Zinkzeche St. Giovanni mit fulminantem Eingangstor an der Schnellstraße. Wundervoll ranzige Flotation. Etwas schwierig mit den Kontrasten wegen der Sonne. Wie üblich wurde hier die Hangneigung ausgenutzt. Mehrere Maschinengenerationen, wobei der Zustand der Neuen ähnlich morbide ist wie der Alten. Aufgänge und Ebenen nur noch teilweise begehbar. Die Besichtigung findet ein jähes Ende nachdem Marcello’s Compact Flash Karte voll ist und er sich zum Auto begibt. Dort findet er einen älteren Herrn mit 2 kleinen Hunden vor, welcher ihm mitteilt, dass das Tor in einer halben Stunde geschlossen wird. Marcello hechtet los und trommelt alle zusammen. Während des Einsteigens kommt pünktlich der Werkschutz und weist uns darauf hin, die Zeche bitte nicht zu Betreten. Egal. Wir holen Brot in Iglesias und versuchen auf besonderen Wunsch eines einzelnen Herrn, welcher nicht genannt werden will, einen erneuten Anlauf auf das Fördergerüst der Zeche Genna Luas. Da man hierfür erst den Schlüssel bei der Stadt holen musste, ergänzt selbiger Herr seine Fördergerüstsammlung um ein verrostetes Bonsai-Noname-Profilstahl-Exemplar, das aus verschiedenen Ansichten zur Ablichtung gelangt. Auf diese Weise haben wir problemlos eine Stunde vernichtet und können uns deshalb den geplanten Spaziergang mit Einkehr in Nebida sparen. Immerhin machen Edgar und Christian einen Spaziergang zum Abfallcontainer und bewundern das italienische Mülltrennungssystem. Marcello zaubert in kürzester Zeit Spaghetti Carbonara alla Cheffe. Der Abend wird hoffentlich seinen üblichen Vorgang nehmen und harmonisch enden. Nachtrag: tat er auch. Weitere Infos zur Region von Edgar Bergstein: Erzbergbau im IglesienteIglesias, das Zentrum der Region, ist eine alte Stadt, in der heute noch der Reichtum früherer Jahrhunderte im Stadtbild erkennbar ist. Der Reichtum kam vom Bergbau. Gold, Silber Blei und Zink befanden sich in den verschiedenen Lagerstätten. Zuletzt konzentrierte sich die Förderung auf die Mineralien Blei und Zink. Iglesias wurde auch zum Zentrum der Bergbauausbildung. 1872 entsteht in Iglesias eine Bergbauschule, und die Universität besitzt ein mineralogischen Instituts; deren Mineralien-Sammlung besichtigt werden kann. Mitte der 1990er Jahre schlossen die letzten Bergwerke. In der Schachtanlage Genna Luas richtet die Stadt weit außerhalb des Stadtzentrums ein Bergbaumuseum ein. Erst heute beginnen auf dem Campo Pisano die Abbrucharbeiten an der ehemals größten Blei- und Zinkgrube Italiens. Die umfangreichen Aufbereitungsanlagen werden nur noch von den flächenmäßig noch größeren Haldenlandschaften übertroffen. Bis 1996 war das Bergwerk in Betrieb. Westlich von Iglesia liegt Monteponi. Hier befinden sich die Anlagen des 1993 stillgelegten Bergwerkes Monteponi. Zwei gemauerte Fördertürme sind die architektonischen Schmuckstücke, die auch besichtigt werden können. Im dritten modernen Schacht gibt es ein Bergbaumuseum, eine Besichtigung der Untertagebereiche ist möglich. Wo kann man sonst noch die Fördereinrichtungen von Blindschächten oder Kreiselkippper unter Tage besichtigen. Besonders auffallend sind die landschaftsprägenden orangen Halden. 1850 übernahm eine italienische Gesellschaft das bisher staatliche (königliche) Bergwerk. Ab 1971 bis 1993 war es wieder unter staatlicher Regie in Betrieb.
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© Christian Brünig Stand: 24.05.2006 Dank an |