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Sardinien: Sonntag, 09.04.2006 Sonne, abends leicht bewölkt, 11 bis 21°, schwacher bis mäßiger Ostwind, gute Sicht Zum Frühstück gab es die lecker Brötchen, dank Kerstins Provianteinkauf von gestern. Wir kommen spät raus und haben eine lange und abwechslungsreiche Fahrt. Die Relation Luftlinie zum gefahrenem Kilometer beträgt wie bei einem mäandrierenden Fluß 1:Pi. Der Motor wird ebenso wie Kerstins Arme durch Kurven, Steigungen und Staub gefordert. Leider kommen wir eine dreiviertel Stunde zu spät, um die Führung in Montevecchio zu erreichen. Wir beschränken uns auf Außenaufnahmen vom Bergwerk Montevecchio mit dem 1941 in Betrieb genommenen Schacht Satori und seiner Erzaufbereitung. Komplettiert wird die Anlage durch eine riesige Abraumhalde und durch eine ruinöse Seilbahnverladestation. Des weiteren gibt es noch 3 Schächte. Wir machen von der Anlage Aufnahmen und beenden das Fotoprogramm mit einer Übersichtsaufnahme vom Belvedere. Anschließend geht es weiter zum Schacht Sanna. Hier lassen wir den Wagen an der Straße stehen und machen eine Begehung zum Schacht mit Fördermaschine und zur Erzaufbereitung. Diese ist noch mit vielen Maschinen bestückt. Wir vergessen die Zeit und verlassen das Gelände gegen 17 Uhr. Weiter geht es über die Schotterpiste entlang von Bergbauruinen und den dazugehörigen ehemaligen Wohnhäusern, Dörfern und Halden. Von der Erzaufbereitung Lamarmora und vom Schacht 92 machen wir Kurzaufnahmen. In Ingurtosu winden wir uns wieder ins Tal an dem mit EU-Mitteln restaurierten Schacht Gal vorbei zur großen ruinösen Erzaufbereitung Brassey. Kurzer Fotohalt. Anschließend entlang des Flusses entlang zum Meer, zeitweise können wir noch die Tasse der Schmalspurbahn erkennen. Am Meer befinden sich noch zum Hotel umgenutzte Bergwerksanlagen (Erholungsheim für Kinder) und ein inzwischen zerfallenen Pier. Wir machen noch eine Strandwanderung zum Abschluss des Tagesprogramms und fotografieren noch ein paar Grubenwagen. Um 19.20 Uhr treten wir die Rückreise an. 20.30 Uhr sind wir wieder in unserem Quartier und Marcello betätigt sich als Küchenchef. Er zaubert Beat’s Lieblingsspeise: Spaghetti al Tonno. Körperpflege nach diesem staubigen und warmen Tag, damit wir morgen früh keine Zeit verlieren. Kerstin wundert sich über die Verkehrsschilder: Pfeile für starke Kurven, wo keine sind, keine Schilder bei Haarnadelkurven... 50km/h auf offener gerader Strecke, Geschwindigkeitsaufhebung vor Serpentinen...?! Eine staubige Schotterpiste führt nach Südwesten. An dieser Straße reihen sich Schächte, Erzaufbereitungen und Halden aneinander. Der Schacht Gall und die ehemalige Erzaufbereitung Brassey bei Ingurtosu bilden die Höhepunkte. Weitere Infos von Edgar Bergstein: Ein weiterer Höhepunkt des Buntmetallerzbergbaus existiert bei Montevecchio. Hier befindet sich ein ganzes Dorf und sein Bergwerk. Die gesamte Bergbaulandschaft soll seit dem Jahr 2000 unter Denkmalschutz stehen und kann besichtigt werden. Schächte unterschiedlicher Architektur stehen nebeneinander auf dem Gelände, die komplette Erzaufbereitung existiert noch genauso wie die alten Bergarbeitersiedlungen, die heute überwiegend leer stehen. Nach der Stillegung des letzten Schachtes im Jahr 1991 verwaiste der Ort, um heute für den Tourismus wieder neu entdeckt zu werden. Hier befand sich eine eigene Welt. Es gab zeitweise eigenes Geld, das nur in den Geschäften der Bergbaugesellschaft gegen Waren eingetauscht werden konnte. 1848 erwarb Giovanni Antonio Sanna aus Sassari drei Konzessionen und gründete das Bergwerk. Bis 1941 wurde mit einfachsten Mittel gearbeitet. Die Erzwäsche bestand aus Lesebändern an denen Frauen arbeiteten. 1941 nahm man den neuen Sartori-Schacht in Betrieb, gleichzeitig ersetzte eine neue Erzwäsche die bisher benutzten Lesebänder. Nun wurde auch der Untertagebereich modernisiert und mechanisiert. Nachdem früher 90% der Arbeiter das Rentenalter nicht mehr erlebten, erreichten nun 90% dieses Alter. Bis 1971 erwirtschaftete das Bergwerk große Gewinne. Danach übernahm der Staat die Schulden und gleichzeitig Anteile an der Grube. Die Belegschaft sank von ca. 5000 Bergleuten in den 1950er Jahren bis zur Stillegung im Jahr 1991 auf ca. 300 ab.
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© Christian Brünig Stand: 24.05.2006 Dank an |