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Sardinien: Mittwoch, 12.4.2006, meist sonnig, 12-18 Grad, mäßiger Wind Erneut starten wir früh dank des Brotes von gestern. Heute nehmen wir uns das Braunkohlerevier rund um Carbonia vor. Erster Stopp bei der ehemaligen Braunkohlemine Serbariu. Schönes leergeräumtes Kraftwerkgebäude, 2 Vollwandgerüste, viel ist mittlerweile abgerissen, ein Teil der Werkstätten wird zur Zeit umgenutzt. Wir sind alledem recht schnell durch. Auf dem Weg zum nächsten Ziel verfahren wir uns und sehen kurz vor dem Weg nach San Antioco rechts der Straße ein kraftwerksähnliches Gebilde. Wir hatten Recht, es handelt sich um das Braunkohlekraftwerk Santa Caterina im klassischen Mussolini-Stil mit der typischen Aufteilung Kesselhaus und Turbinenhaus parallel. Innen sehr harmonische Betonkonstrukionen. Die Maschinerie ist ohne größere Schäden für die Bausubstanz demontiert worden. Besonders beeindruckend der Leitstand mit Altarähnlichen Steuerpulten und Schränken. Das Beste an diesem Objekt kommt zum Schluss. In einer kleinen Villa auf dem Gelände waten wir durch eine Unmenge an Akten, Dokumente, Plänen zum gesamten Braunkohlerevier. Wir lernen, dass in den 1930-er Jahren offenbar eine Menge deutscher Technik in diese Region eingegangen ist. Wir schwelgen in Geschichte und sichern etwa einen halben Zentner Dokumente. Nach Übersteigen einer ehemaligen Taube machen wir Picknick auf dem Flachdach der ehemaligen Villa. Als nächstes steuern wir die nahezu verfallene Zeche Soru in Corto Ghiana an. Nur Schropa kann sich erwärmen für die Betonskelette im Wald. Das gemeine Volk genießt indes den Frühling und schmücken Pippi zur Waldfee um. Danach kurzer Belegshot auf der noch produzierenden Zeche Nuraxi Figus der Carbo Sulcis. Ausgerechnet bei diesem bescheidenen Motiv holt sich Schropa eine leichte Fußverstauchung. Wir versuchen in Verhandlung mit dem Pförtner Eintritt in die Zeche Seruci zu erhalten. Leider vergeblich. Wir fahren weiter zur Erzaufbereitung Seddas Moddizzis. Durch die Wahl des Baumaterials und die Nutzung der Hangneigung wieder eine beeindruckende Integration in die Landschaft. Im Sommer und Herbst, wenn das Grün langsam verblichen ist, dürfte dies noch harmonischer kommen. Womöglich hat es hier 3 Generationen von Aufbereitung gegeben: eine kleine ältere vorne, die mittlere Generation hinten und die neueste Betonkonstruktion mit Tonnendächern in der Mitte. Leider ausgeräumt, daher sind wir auch hier schnell fertig und baldowern als dann mögliche Standorte für die geplanten Nachtaufnahmen in Portovesme aus. Schöner Blick von der Kurve leicht oberhalb. Die Straße führt im weitern Verlauf zwischen den Aluminiumwerken und dem Kraftwerk sowie einem Walzwerk und einer Chemiebude hindurch zum Hafen. Kurzes Abendessen in der extra für uns früher geöffneten Pizzeria. Die Öffnung bezahlen wir mit einem kernigen Preisaufschlag. Wir starten unsere Dämmerungsaufnahmen in dem kleinen Hafen, wo gerade 2 Schüttgutfrachter entladen werden. Angenehm störungsfreies Arbeiten. Christian äußert, dass er gerne wieder kommen möchte, da man hier schön störungsfrei arbeiten kann. Wir grasen noch 2 weitere Standorte an der Straße durch das Industriegebiet ab, bevor Schropa wegen Schmerzen des verstauchten Fußes gegen 21.30 Uhr erfolgreich um Feierabend bittet. Da wir noch einmal noch Protovesme zurückkkehren, sind die Fotos aus diesem Ort hier zusammen gefasst. Daher sind wir gegen 22 Uhr wieder zu Hause, kurze und ermüdete Download-Fete mit erfolgreichem Verarzten von Schropa’s Fuß. Weitere Infos von Edgar Berstein: Kohlenbergbau bei Carbonia
In Sulcis ist aus Sicht des Industriereisenden die Stadt Carbonia von Interesse. In den 1930er Jahren entstand die Stadt im Stil der faschistischen Monumentalarchitektur, die bis heute vorhanden ist. Neuzeitliche Einflüsse, wie Werbung, Parkuhren usw. sind selbstverständlich. Die Stadt entstand als neues Zentrum für den in den 1930er Jahren wegen der Autarkiebestrebungen expandierenden Braunkohlenbergbau. Das letzte betriebene Braunkohlenbergwerk ist die Schachtanlage Nuraxi Figus. Zwei moderne Stahlfördergerüste sind die Landmarken. Die Kohle kommt jedoch über Förderbänder durch einen Stollen ans Tageslicht. Bis in die 1990er Jahre wurde investiert. Heute arbeitet das Bergwerk aus sozialen Gründen weiter. Zur Zeit sind 600 Bergleute damit beschäftigt aus 500 bis 600m Teufe etwa 300 000 t Braunkohle im Jahr zu fördern. Die Braunkohle wird im nahegelegenen Kraftwerk verbrannt und der Strom in der danebenliegenden Aluminiumhütte verbraucht. Den Verlust der Industriearbeitsplätze will man unter anderem durch Arbeitsplätze in der Tourismusbranche kompensieren. So ist auch die Idee zu verstehen ein Bergbaumuseum zum Thema Braunkohle in der benachbarten Doppelschachtanlage Seruci einzurichten. Ab 1853 erfolgt im Sulcis, zuerst bei der Ortschaft Bacu Abis, der Braunkohlenabbau. Ein Denkmal erinnert daran. Am westlichen Ortsrand von Carbonia stehen die Reste der 1971 stillgelegten Doppelschachtanlage Serbariu. Die Sulcisbraunkohle ist wasserreich, schwefelhaltig und besitzt einen geringen Heizwert. |
© Christian Brünig Stand: 24.05.2006 Dank an |