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Sardinien: Montag, 10.04.2006 bewölkt, schwül, Dunst, 16 bis 21°, Westwind Wir kommen heute spät aus den Pötten. Nach Frühstück und „Herstellen der Reisefertigkeit“ ist es bereits 10 Uhr. Erstes Ziel ist die Blei- und Zink- Zeche Masua. Zuerst die Übersichtsaufnahmen von der Straße. Dann fährt unsere bewährte Chauffeuse mit solidem Minimalabstand einem Werks- Jeep der Firma IGEA Sp.A. hinterher. Auf der rasanten Abwärtsfahrt passieren wir irgendwann ein geöffnetes Tor mit offener Schranke. Dies irritiert uns wenig, denn unmittelbar vor der Aufbereitung halten wir an. Ein weißer Werks-Seicento kommt in einer kleinen Staubwolke mit heraushängendem Arm neben uns zum stehen. Wir denken schon: jetzt geht’s wieder los... Der Fahrer entpuppt sich als ehemaliger Untertage-Arbeiter der Mine. Wir, d.h. Marcello, kommen ins Gespräch mit ihm. Ergebnis: wir sind seine Verwandten und er geleitet uns durch den Grubenbahnof und die Aufbereitung (Laveria). Wir lassen die Verschlüsse und die Hassis glühen. Doch die Freude währt nur 20 Minuten, es erscheint sein Boss. Er ist sehr freundlich und lässig und stoppt allerdings die Besichtigung. Christian wird durch Pippi’s lautes Rufen aus den Tiefen der Aufbereitung herbeigelockt. Gestenreich und mit 2 blendenweißen regelmäßigen Zahnreihen unterhalten wir uns über die Geschichte des Werkes und den italienischen Spitznamen von Kerstin: Pippi Calzelunghe (Pippi Langstrumpf). Wir werden gewarnt das erste L auch deutlich mitzusprechen, ohne L bedeutet dies das primäre männliche Geschlechtsteil. Mit gehöriger Verspätung fahren wir zur nächsten Station. Kurzfristig entscheiden wir uns für einen Zwischenstopp in Buggerru, nachdem wir vergeblich versucht haben, in den Tagebau zu kommen. Kurze Pinkelpause am Container mit Aussicht auf den Bremsberg, weiter zum Hafen. Die Tribüne des Sportplatzes bietet einen guten Standpunkt für Aufnahmen von der Aufbereitung, ohne mit dem Zaun in Konflikt zu kommen. Die Aufbereitung hat ein Appeal einer Ghosttown aus einem Western. In den seitlichen Zaun sind 2 Duschen integriert. Christian beklagt temporär den Verlust eines Objektivdeckels, welcher sich nach vergeblicher Suche im hohen Gras in der Fotoweste eines ungenannt bleiben wollenden Reiseteilnehmers wieder findet. Kerstin findet inzwischen ihren verloren geglaubten Objektivdeckel auf der Tribüne wieder. Wir brechen wieder auf entlang des Strandes von Buggerru zur Laveria Santa Lucia. Ein paar Leute arbeiten dort und verladen irgendwelche Materialien. Zunächst also die Außenshots mit Bunker und Ziegen im Vordergrund, dann versucht Marcello zu fragen. Der erste Arbeiter verweist auf den Chef. Der Chef, welcher uns im Stil eines Thyssen-Werkschützer knapp und rustikal abweist. Außenshot von der Straße seien ok. Wir also außen ums Gelände hoch, Christian interpretiert das „von außen“ ziemlich großzügig und wird mit einem bellenden „Subito“ des Feldes verwiesen. Die Sicherungsmaßnahme mit dem Austausch der Speicherkarte erwies sich als überflüssig, da ein paar Übersichten dabei sind. Sie kommen in den Pool. Wir setzen die Bude auf die To- Do- Liste für das Wochenende, was später erfolgreich implementiert werden sollte, vgl. die gesammelten Fotos hier. Vorrücken zum EU-Teil Bunterz- Zeche Su Zurfuru. Eine offensichtlich steckengebliebene EU-Umnutzung mit einer bequemen Absicherung an der Porte und Parkpatz. Die wichtigsten Gebäude haben neue Dächer. Eine Wasserturbine und eine weitere Maschine (Kolbenkompressor?) sind erhalten. Aber auch im Obergehschoß die komplette Flotation mit Holztrögen sowie der Kugelmühle sind erhalten. Danach fahren wir über ungewöhnliche Kurvenstrecken mit Schultergelenkstraining für Pippi nach Iglesias. Zunächst klopfen wir vergeblich bei Campo Pisano an, nachdem wir schon bei Genna Luas auf der Deponie des Aluminiumwerkes von Portovesme gelandet sind und nicht um Eintritt gefragt haben. Kerstin stellt fest, dass der Astra vollbeladen im Rückwärtsgang 13% Steigung mit Leichtigkeit und Schnelligkeit meistert um die Transporter vorbei zu lassen. Wir begnügen uns mit der Laveria Mameli unterhalb von Monte Poni. Ruinös, gute Bodenfeuchtigkeit, gute Farben, 2 Rundeindicker, Grubenbahngleise. Anschließend geht es zum von Kerstin langersehnten Einkauf im Supermercato. Eine Person braucht 15 Minuten, welche Zeit brauchen 3 Personen? Schließlich machen wir noch einen kurzen Stopp an der Baryt-Mine Scalas Sp. A. Klein mit gelb-orangenen Gasbetonsteinen in den Hang integriert. Schropa fühlt sich spontan erinnert an die Dörfer der Anasazi-Indianer in USA, die ihre Dörfer in überhängende Felsen errichtet haben. Ton in Ton mit der Umgebung. Kerstin fühlt sich an „Der Wüstenplanet“ erinnert. Da wir keine Innenaufnahmen machen müssen, sind wir schnell durch und schupp ist das Licht weg. Kerstin entdeckt noch prima wilden Lavendel. Wir verzichten auf den Restaurantbesuch und rationalisieren unseren abendlichen Workflow. Marcello und Beat organisieren Pizza; der Rest füllt den Kühlschrank und soll den Reisebericht schreiben. Leider trifft die Atzung zu früh ein, so dass wir dem Verzehr der noch warmen Pizza den Vorzug geben müssen. Zum Nachtisch gibt es Bier, wir stoßen auf die Wahlniederlage von Berlusconi an. Jetzt um 21:15 sind die Eintragungen bei fröhlichem Sozialfoto – Gucken beendet. |
© Christian Brünig Stand: 24.05.2006 Dank an |