Karsamstag, 26.03.2005-03-29, heiter, 9 bis 14°
Wir schauen uns nach dem Frühstück die erhaltene Wassermühle an. Beim
Einpacken läuft Christians Hirn noch nicht ganz. Er wundert sich über 4
Stative bei 3 Reiseteilnehmern und erntet dafür irritierte Gesichter. Die
Frage, wen er bei seiner Fehlzählung der Teilnehmer vergessen hat, wird
dankenswerter Weise nicht gestellt.
Erstes Reiseziel ist das Stammwerk des ehemaligen VEB Zweizylinderspinnerei
Werdau (ZWEIGA). Zum Spinn- Verfahren heißt es unter http://www.buurman.de/2999/2761.html
:
Faserstoffe Samenfaser Baumwolle Verspinnung Beschreibung
Der Standard-Produktionsablauf erfolgt im Dreizylinderspinnverfahren durch:
Öffnen und Auflösen der Flocke. Reinigen der Faser auf dem Ballenbrecher
mit gleichzeitigem Erstellen eines Faserwickels. Vorlage des Wickels an der
Karde, wo die Flocke aufgelöst, geordnet und zu einem Vlies ausgebildet wird.
Das gebildete Faservlies wird sodann der Strecke vorgelegt, wo bei
gleichzeitigem Verzug eine Doublierung und Vergleichmäßigung des Vlieses
stattfindet. Bei der Ausspinnung ganz feiner Garne wird noch ein Kämmprozess
zwischengeschaltet, um Kurzfasern auszukämmen. Vorletzte Passage ist die
Vorspinnerei auf dem Flyer. Schließlich wird das Vorgarn auf der
Ringspinnmaschine mit Hilfe des Hochverzugsstreckwerks zum Fertiggarn mit der
gewünschten Drehung, Festigkeit und Garnnummer ausgesponnen.
Eine Variante zum klassischen Baumwoll-Spinnverfahren stellt u.a. das
OE-Rotor-spinnverfahren dar (OE = open end), bei dem der Faden dadurch gebildet
wird, dass an das offene Ende des fertigen Fadenstücks weitere Fasern
angesponnen werden.
Minderwertige Baumwollarten, Baumwollabgänge aus Spinnereien und Abfälle
textiler Flächen-gebilde (Baumwolllumpen) werden in der Zweizylinderspinnerei,
der sogen. Baumwollabfallspinnerei, verarbeitet. Anwendung zur Herstellung rauer
Streichgarne, weichgedrehter Schussgarne (z.B. Barchentgarne) und Grobgarne.
Seit dem letzten Besuch von Robby Böhme und Christian vor wenigen Wochen ist
die abgeräumte Fläche westlich der Anlage noch schlammiger geworden. Sylvia
erkundet das städtebauliche Umfeld; der Rest besichtigt insbesondere die
Webereisäle und die Verwaltung. Ein gewaltiger Komplex, in der Dimension
vergleichbar mit der Palla in Glauchau. Noch nicht ganz ausgeräumt, daher
erzählt diese „Bude“ viel über ihre Geschichte. Architektonisch besonders
imposant die „Schluchten“ zwischen den kammförmig angeordneten
Gebäudetrakten. Die Orientierung ist bei diesen Dimensionen nicht immer
einfach, so dass wir das klassische Verfahren „auf dem gleichen Weg zurück“
wählen. Ein besonderes Gimmick das Kesselhaus mit Autowrack.
Nach mehreren Stunden treffen wir uns wieder am Ausgang und begutachten
anschließend noch einmal die repräsentative frühere Wohnung an der Ostseite
der Verwaltung und die Büros.