Site: [ Home ] |
Zum Thema: Besuch der Delegation derDeutschen Gesellschaft für Industriekultur (DgfI) beim Mitteldeutschen Umwelt- und Technikpark (MUT) Zeitz Wir sind in der Fachhochschule Leuna-Merseburg verabredet. Dort sammelt der rührige Prof. Hörig Sachzeugen der chemischen Industrie als Projekt zur Erhaltung einer mitteldeutschen Industrialisierungsgeschichte. Die Betriebe Leuna (gegründet 1917) und Buna (1036) waren die größten Chemiebetriebe der DDR. Die ältesten Betriebe waren in Bitterfeld. In Merseburg soll das Deutsche Chemiemuseum entstehen. Unser Gewährsmann Heilemann aus Oldisleben ist mit dabei und verwirrt über das Verschwinden aller seiner Lebensstationen wie Schule, alter Betrieb... Pioniergeist und Improvisation sowie Nutzung der Fördertöpfe. Mit leichter Verbitterung wird über die mittlerweile abgängigen Wessis im Verein berichtet, die im wesentlichen Eigeninteressen verfolgt hätten. Imerhin hat der Verein 1200 Exponate gerettet. Ein knapp 2 ha großes Freigelände ist mit Großexponaten bestückt, die z.T.auf Fundamten stehen oder einghaust sind. Im geschlossenen Bereich Darstellung der mitteldeutschen Chemie mit Leuna, Buna, Schkopau, Bitterfeld mit 1000en Produkten ("Apotheke der DDR"). In einem Science - Center mit einer Milionenspende von Dow Chemical sollen vorzugsweise Jugendliche angesprochen werden. Der Verein hat etwa 400 Mitglieder und gibt eine Schriftenreihe heraus, u.a. folgende Themen: Hüls - Buna, Korruption in der Treuhand, Hochdrucktechnologie Leuna seit 1917, Haber - bosch - Verfahren, Kautschuk aus buna und Schkopau, Chlorzelle Buna. Auf dem Gelände u.a. ein 10 cm - Polymerisationskessel für PVC und eine Kautschukbandanlage von etwa 1950, eine Ammoniak - Synthese - Kammer nach dem 1913 in Oppau bei BASF erfundenen Haber - Bosch - Verfahren. Weiter eine Dampf,maschine von MAN, ein stehender Kompressor für Drücke über 200 atü von 1925 aus Esslingen. Als Fortschritt demgegenüber wurde die Maulwurfpumpe von 1944 entwickelt. Groß- und Hydrierverdichter sowie eine Pumpe für Öl - Kohle - Gemisch bei der Kohlehydrierung kommen hinzu. Die Fachhochschule mit Gebäuden aus der Epoche des frühen Asbest macht einen gespenstischen Eindruck. Sie steht nach Wegfall des Hauptabnehmers der Absolventen aus der Braunkohle und der Chemie zu 85% leer; allmählich überwuchern die Wege und leerstehenden Gebäude. Im Vollausbau bot die FH 2000 chemiebezogene Arbeitsplätze. Fahrt nach Weißenfels. Wir passieren die millliardenschwere neue Olefin - Anlage der chemischen Werke Leuna von Dow - Chemical BSL mit einem überzeugenden Raumbedarf. Rückfahrt nach Leipzig. Mit Gen H. Resalg begehe ich das Grafische-/ Verlags- Viertel mit Kontrasten zwischen halb leerstehenden guten bis luxuriösen Steuersparprojekten und Ruinen und Brachflächen. Was wird erst aus diesen Projekten, wenn die in den abschreibbaren Kaufpreis eingerechnete Mietgarantie ausläuft? Die Bürogebäude sind nach meinem Eindruck halb leer; die wenigen Nutzer stammen aus der Immobilien und Steuer Ausweich - Branche; durch Ausdifferenzierung in viele Einzelgesellschaften wird dennoch eine beeindruckende Anzahl von Firmenschildern am Eingang erzeugt. |
© Christian Brünig Stand: 03.09.2009 Dank an |