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Zum Thema: Besuch der Delegation derDeutschen Gesellschaft für Industriekultur (DgfI) beim Mitteldeutschen Umwelt- und Technikpark (MUT) Zeitz Morgens besuchen wir ausgiebig das Highlight Zuckerfabrik Oldisleben mit engagierter Führung. Gute Gruppenleistung, so etwas hatten die Restauratoren noch nicht erlebt. Die Zuckerfabrik wurde im Rahmen eines Gesamtpaketes von der jetzigen Eigentümerin Südzucker übernommen mit der Verpflichtung zur Erhaltung und Konservierung, ohne dass derzeit eine Folgenutzung erkennbar ist. Unsere Führer halten dem Blitzlichtgewitter und den Verschlußsalven routiniert stand. Erbaut wurde die Fabrik ab 1872, nachdem vorher eine "Saftquetsche" von 1836 bestanden hatte. Kurz vor der letzten Kampagne 1990 wurden 600 t Rüben mit einem Zuckerertrag von 70 t am Tag oder 6500 t pro Kampagne verarbeitet. Kristallzucker wurde erzeugt in beweglicher Kristallisation, Würfelzucker angefeuchtet und mit Draht geschnitten, Kandiszucker mit ruhender Kristallisation. Der Betrieb wurde 1949 volkseigen und 1984 in das Kombinat zucker eingegliedert. Über die Kampagne 1990 gibt es ein eindrückliches Video. Die Kampagnen begannen am 15.10. und dauerten bis Mitte oder Ende Januar. Kurz vor der Stillegung wurde das Objekt in die Denkmalliste eingetragen. Dafürt sprachen sowohl die Fassade als auch und vor allem die Ausrüstung großenteils aus der Gründerzeit. 6 Dampfmaschinen (sogar die älteste von 1886 betriebsfähig sowie eine Balanciermaschine von 1882) mit aufwendigen Transmissionsanlagen und eine Diffusionsbatterie mit 10 Behältern sind u.a.vorhanden. Der Rundgang beginnt mit der Rübenwäsche und der Rübentransportschnecke von 1909,einer Dampfmaschine von 300 PS von der Braunschweiger Maschinenbauanatsalt von 1915, einem Generator von 250 KVA nur für die Beleuchtung. Bemerkenswert ist der Dachstuhl, an dem hängend die Zwischendecke zum Dachgeschoss befestigt ist. Bemerkenswert auch die Kalköfen mit einem Lastenaufzug von 1909, eine Kochstation mit Seilzug - Füllstandanzeige. Anschließend kurz Besuch des Tübke-Panoramas mit Kaufdias. Schön groß und rund, erst wurde das Gebäude errichtet, dann mit einem Gemälde einer Funktion zugeführt. Farbig, viele Symbole und Anspielungen. Mächtiger Auftrieb. In den Glasebachschacht Straßberg (Unterharz) fahren wir am Nachmittag ein; das Schaubergwerk ist weiter verbessert worden und ist mittlerweile zu einer Treffpunkt des Dorfes geworden. Weitere Verbesserungen unter Tage. Historisch wurde nach Gangerzen, vor allem Kupfer und Silber, gesucht bis über Tage. Das Wasser - Problem wurde ab 1450 durch Wasserräder gelöst, die bereist 1550 Durchmesser von 4 - 5 m errreichten. Im 17. Jahrhundert bestanden bereits 17 Gruben. Zwischen 1610 und 1759 wurden Teiche und Gräben mit einer Gesamtlänge von 25,8 km gebaut zur stetigen und jahreszeit - unabhängigen Energieversorgung. Berühmt wurde die Straßberger Schwingenkunst. 6 Systeme bstanden zeitweise übereinander. Die Wasserleitungen bestanden aus Holz. Im Tal stand ein Hochofen für die Silberverhüttung von etwa 1700. Dieses System wurde 1901 stillgelegt. 1963 bis 1983 wurden 300000 JaTo Flusspat gefördert; im Jahr 1990 wurde die gesamte Anlage stillgelegt. Die Grube ist ein technisches Denkmal ersten Ranges. Zur Zeit wird Wasserhaltung betrieben bis zu 32 cm/Min. Das unterhalb des Schachtgebäudes rekonstruierte oberschlächtige Wasserrad hat einen Durchmesser von 9,5 m mit einer max. Leistungskraft von umgerechnet 18 PS. Kaffee in der Bergschänke Straßberg. Spaziergang zum Josefskreuz auf dem Auerberg. 1834 von Schinkel gebaut, nach Zerstörung durch Blitz 1896 als Stahlbau Doppelkreuz mit Lusthalle unten wieder aufgebaut. In der Dämmerung schließt sich ein Spaziergang durch Stolberg an, da die Brigade an der Planerfüllung eines mindestens 12-stündigen Tagesprogramms festhält. Pünktlich zum Eintreffen um 21.00 im Hotel stellt sich als Ergebnis umfassender Planung und Durchführung des Tagesablaufs Dunkelheit ein. Um Mitternacht kommt es zu einer spontanen Freuden- und Mutsbekundung anläßlich der 39. Wiederkehr eines bedeutsamen Tages der Industriekultur: an diesem Tage erblickte einer der bedeutendsten Vertreter der Industriegeschichte im Raum Zeitz Theißen, der Gen. A. Esho, die Lichter der Welt. Es kommt zur Verausgabung geistiger Getränke in großer Anzahl und Vielfalt. |
© Christian Brünig Stand: 03.09.2009 Dank an |