La Machine
Geschichte
1481 Die Gewinnung von Steinkohlen
wird erwähnt.
16. Jh. Die geistlichen Professoren
der Sorbonne exkommunizieren die Steinkohle wegen ihrer "Unreinheit".
1601 Heinrich IV. ernennt einen
Oberaufseher für den Bergbau.
1669 Ludwig XIV. ordnet die Nutzung
der Kohle des Nivernais an, die als beste in Frankreich gilt, da er die
Abhängigkeit von Großbritannien bei der Versorgung mit Steinkohle abschütteln
möchte.
1689 Auf Drängen des Königs läßt der
Herzog von Montausier, der die Erlaubnis zur Ausbeutung der Kohlengruben in der
Gegend von Decize erhalten hat, den Bergbauingenieur Daniel Michel aus Lüttich
kommen. Michel richtet einen Pferdegöpel zur Kohlenförderung ein, nach dem der
Ort den Namen "La Machine" erhält.
1750 Monsieur Pinet des Ecots
verbindet sich mit mehreren Unternehmern aus Paris, um die Kohlen auf seinem
Grundbesitz abzubauen.
1782 In Decize entsteht eine
Glasfabrik, die Steinkohlen aus La Machine verwendet.
1786 Aufstellung von Dampfmaschinen
zur Entwässerung der Schächte.
1838 Eine Aktiengesellschaft unter
Führung von de Wendel und seinem Schwiegersohn de Gargand übernimmt
die Bergwerke.
1839/55 Bau des Verwaltungsgebäudes
und der Werkstätten (heute Musée de la Mine).
Die Schächte Zagots (1840),
Haute Meule (1840),
Marguerite (1850),
St. Jean (1854) und
Coupes (1858) werden abgeteuft.
1841-43 Bau einer Pferdebahn mit 1,10
m Spurweite.
1845 Der Bergwerksingenieur Jean
Baptiste Machecourt konstruiert die nach ihm benannte Fangvorrichtung zum Schutz
bei Seilrissen. Sie wird in La Machine erstmals erprobt.
1868 Die Firma Schneider, Le
Creusot, übernimmt die Bergwerksgesellschaft von de Gargand.
1873 Umstellung der Pferdebahn auf
Dampfbetrieb.
1890 Eine Kohlenstaubexplosion
im Schacht "Marguerite" fordert 43 Tote. Dabei wird erstmals erkannt,
daß sich Kohlenstaub auch ohne Auftreten von Grubengas entzünden kann.
1912-14 Eine deutsche Spezialfirma
baut Duschgebäude an jedem Schacht.
Während des ersten Weltkrieges und in
der Nachkriegszeit wandern viele Bergleute ab. Die Bergwerksgesellschaft
wirbt daher Arbeiter sowohl aus anderen französischen Kohlenrevieren als auch
aus dem Ausland an: Marokkaner (1915), Chinesen (1916), Polen, Tschechen,
Slowaken, Jugoslawen (zwanziger Jahre), Deutsche, Italiener, Spanier,
Nordafrikaner (dreißiger Jahre).
1947 Verstaatlichung des
Steinkohlenbergbaus. Das Revier um La Machine wird den "Houillères du
Bassin de Blanzy" angegliedert und zählt damals 1.258 Beschäftigte.
Elektrifizierung der Anlagen.
1955 LKW ersetzen die Zechenbahn.
1955 Das letzte Grubenpferd
wird ans Tageslicht zurückgeholt.
1960 Die gesamte Förderung erfolgt
über den Schacht "des Minime
1974 Die Förderung wird eingestellt.
Die Einwohnerzahl von La Machine sinkt durch den Rückgang und die
Stillegung des Bergbaus von über 6.000 auf ca. 4.200 (1995).
Der
Schacht "des Glénons"
1825-27 abgeteuft auf 240 m;
Fördergerüst aus Eichenholz; Dampfwinde mit 12 PS Leistung.
1850 Tieferteufen bis 400 m..
1924 Tieferteufen bis 431 m.
Durchschlag mit dem Schacht "des Minimes". Installation eines
Ventilators mit 25 PS zur Bewetterung des Nachbarschachtes.
1931 Ventilator mit 100 PS.
1952 Elektrische Fördermaschine von 80
PS.
1954 Das Holzgerüst wird durch ein
Metallgerüst ersetzt, das vom Schacht "Bois du Verne" in
Montceau-les-Mines nach La Machine versetzt wird. Die Montage dauert 15 Tage.
Einstellung der Kohlenförderung. Der Schacht dient künftig als Wetter- und
Rettungsschacht.
Nach 1956 Ventilator mit 500 PS
1983 Einrichtung des Bergwerksmuseums.
Auf dem Gelände des Schachtes "des Glénons" entsteht ein
Schaubergwerk.
Schulwesen
Vor 1842 Hinweise in
Gemeinderatsbeschlüssen auf geringe Unterstützungszahlungen für eine Lehrerin
deuten auf Schulunterricht in begrenztem Umfang hin.
1842 Einrichtung einer Jungenschule
durch die Kirchengemeinde.
1846 Einrichtung einer Mädchenschule.
Den Unterricht halten vier Nonnen aus Nevers, die auch als Krankenschwestern
wirken.
1874 Die Firma Schneider richtet eine Schule
ein. Der Unterricht wird von der Ordensgemeinschaft "Frères des Ecoles
Chrétiennes" erteilt.
1882 Die staatliche Pflichtschule für
Kinder von 6 bis 13 Jahren wird eröffnet. Sie ist kostenlos und laizistisch.
1905 Nach der Trennung von Kirche und
Staat bestehen in La Machine staatliche und unternehmenseigene Schulen
nebeneinander. In den letzteren sind Geistliche in Zivil als Lehrkräfte tätig.
Das Unternehmen übt Druck auf die Bergleute aus, daß sie ihre Kinder in die
Schneider-Schule schicken.
1920 Für die Kinder der polnischen
Bewohner bietet die Werksschule Unterricht in Polnisch an.Nach dem
Primarschulabschluß mit 12 Jahren konnten die besten Schüler an einem
dreijährigen "Spezialkurs" teilnehmen, in dem Facharbeiter für
die Werkstätten, Verwaltungspersonal und mittlere Führungskräfte für die
Tagesanlagen ausgebildet wurden. Im Durchschnitt erhielten vier von fünf
Schülern das Abschlußdiplom und traten in das Unternehmen ein.
Mit der Verstaatlichung 1946 wurde der
"Spezialkurs" abgeschafft.
Für Mädchen gab es die Möglichkeit der
Ausbildung zur Primarschullehrerin. Der Unterricht war kostenlos, aber
die Lernmittel mußten bezahlt werden. Die oft hohen Kosten für die Lernmittel
wurden den Vätern vom Gehalt abgezogen.
Wohnungsbau
Phasen des Werkswohnungsbaus
Bau von "Kasernen"
nach dem Vorbild der Landarbeiterunterkünfte. Um 1830 entstehen etwa 80
Wohnungen in großen Gebäuden mit jeweils ca. zehn Wohnungen.
Ab 1856 werden Siedlungen mit Einfamilienhäusern
und Gartengrundstücken angelegt.
Während des ersten Weltkrieges baut
die Bergwerksgesellschaft Reihenhäuser, in den zwanziger Jahren auch zweigeschossige
Mehrfamilienhäuser für die Zuwanderer. Gegenüber den Siedlungen aus der
zweiten Phase verschlechtert sich die Bauqualität und verringert sich die
Wohnfläche.
In den fünfziger und sechziger Jahren
kommt es zu einer "Wohnungskrise", da die staatliche
Bergbaugesellschaft bei der Modernisierung der Produktionsanlagen den
Wohnungsbau vernachlässigt.
1972 übernimmt die Gemeinde die
weitgehend verrottete Infrastruktur an Wasserversorgung und Kanalsystem. Die
Häuser werden privatisiert.
Besichtigung
Cité des Minimes 1922-39, 319
Wohnungen, eingeschossige Reihenhäuser mit Zwei- bis Vierzimmerwohnungen,
vorwiegend für Arbeitsimmigranten erbaut. Große Gartengrundstücke. Die
Gestaltung der Häuser ist weitgehend gleich. An einem Platz stehen
Einfamilienhäuser für Meister.
Cité Sainte-Marie 1856/57 von der
Firma de Gargand als erste Siedlung in La Machine errichtet. 40
Einfamilienhäuser, zwei Zimmer, 34-40 m2 Wohnfläche, Speicher, Keller, Stall,
Garten. In der Regel wohnte in jedem Haus eine Familie mit vier bis sechs
Kindern. Die Mieter konnten die Häuser erwerben. 1873/74 Erweiterung der
Siedlung durch die Firma Schneider (Cité Villedieu). Der Haustyp ähnelt der
Cité Villedieu in Le Creusot.
Cité des Zagots Zwanziger Jahre,
zweigeschossige Vierfamilienhäuser, vorwiegend für Bergarbeiter, die in anderen
Bergbaurevieren Frankreichs angeworben wurden.