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Reisebericht Narrowboat 31.10. bis 7.11.2009

Jef Sprooten und Christian Brünig

Donnerstag, 5.11., wechselnd bewölkt, morgens + abends Regen, 5 bis 8°

Wir nehmen nach dem Kaffee die drei Schleusen hinunter auf das Birmingham Level. Ab hier existiert die alte Fahrt nicht mehr selbständig, sondern bildet drei „Loops“ entlang der Main Line. Dann geht es ohne Schleusen weiter bis in die City von Brum. Dort großes Neubauprojekt nach dem Motto „Wohnen am Wasser“ wohl von ca.1980. Jef erinnert sich daran, dass dieses Projekt seinerzeit auch jenseits von UK bekannt war. Wasser nachgefasst, erstmals gegen Entgelt für 1 Pfund. Auf die Frage nach Mooring-Plätzen für eine halbe Stunde zwecks Stadt-Spaziergang kommt die Antwort: alles hier nur gegen Geld „Money Earning“. Wir wenden im „Ouzelles Street Loop“.

Zurück wollen wir die beiden anderen Loops des alten Kanals ausfahren. Die Einfahrt in den ersten scheitert aber, da dort Kanal-Reparaturen laufen. Am Beginn des zweiten kurz angelegt und zu Fuß die Industrielandschaft erkundet. Wie fast überall Ruinen, Brachen(teils noch mit Schutthaufen), Neubauten im ständigen Wechsel. Von den in der Karte verzeichneten alten Häfen ist indes nichts zu sehen.

Wir passieren unseren Liegplatz der letzten Nacht 6 m unterhalb. Der Kanal verläuft jetzt lange Zeit in einem tiefen Einschnitt – ein erheblicher Aufwand, um Schleusen zu vermeiden. Nächster bizarrer Punkt ist die Kombination aus Aquadukt (alter Kanal über neuen), Eisenbahn-Brücke und Skyway neben Industrieruinen  aus Ziegel, die wir bereits gestern aus der 2. Etage erkundet haben.

Vor den drei Aufstiegs-Schleusen in Tipton machen wir Rast im nahe gelegenen Pub „Noah’s Arch“. An den Wänden historische Fotos vom Kanalverkehr sowie eine Luftaufnahme eines Hallen-Meeres namens „Cooper Strip“. Auf unsere entsprechende Frage stellt uns die Wirtin einen Gast vor, der dort 40 Jahre gearbeitet hatte. Letztes Jahr wurden nach seinen Angaben die letzten Reste abgerissen – heute Brache, etwa an der Factory Junction. Der Kaffee ist umsonst, dafür von gestern – offenbar ist Kaffee im Pub ein sehr ungewöhnlicher Wunsch. Damit die Wirtin nicht insolvent wird, trinken wir dazu noch 1,5 Pints Lager.

Wir sehen viele hohe Zäune mit aggressiven Stacheldraht-Konstruktionen sowie CCTV-Hinweise, oft vor ranzigen Buden.

Weiter geht es den gleichen Weg von gestern nach Wolverhampton zurück, er bietet indes neue Ansichten – weil von der je anderen Seite – der Stadtlandschaft. Kurz vor 17 Uhr landen wir in der späten Dämmerung und im einsetzenden intensiven Nieselregen auf dem offiziellen Mooring-Platz im Broad Street Basin nahe dem Bahnhof.

Nach einer wärmenden schnellen  Konservensuppe kurzer Gang zu einem Pub, Imbiss. Nachtaufnahmen scheitern bislang am Regen. Reine Autofahrerstadt mit wild mitten auf dem Gehweg platzierten Laternen- und Schildermasten, kaum Radfahrer, wenn, dann mit vollem Outfit auf Mountainbike. Auf vielen der Kanal-Treidelpfade sind Radwege ausmarkiert, die indes in recht ranzigem Zustand sind mit Pfützen, Engstellen, brutalen Drängelgittern. Wir haben heute Glück gehabt mit dem Wetter: der ganze Tag außerhalb hinten oder vorn am Boot –kaum Regen, dafür in der Nacht davor und am Abend. Doch gegen 22 Uhr erlaubt eine Regenpause ein paar Nachtshots vom Boot und der Umgebung.

Als Standardprogramm für unsere Abende erweist sich BBC3 mit „E-Musik“ vom Feinsten. An mehreren Abenden Feuerwerk in WVH. Und nein, wir haben keinen Feiertag wie Queens Geburtstag o.ä. verpasst.