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- Das
Tanka ist die älteste japanische Kurzgedichtform. Es ist schon in
den ersten Anthologien aus dem 8. und 9. Jahrhundert aufgeführt;
seine Ursprünge gehen zurück ins 5. Jahrhundert. Im Tanka werden
erstmals die schon im Langgedicht üblichen Zeilenfolgen von 5 –
7 Silben in einer geschlossenen Form abgegrenzt (Metrum 5
– 7 – 5 – 7 – 7). Es diente im feudalistischen Japan der
gehobenen Korrespondenz. Die Form lebte zwar immer wieder für
kurze Zeit und in kunstvoller Weise auf, erlangte jedoch nie die
Popularität des Haiku.
- Das
Gedicht gliedert sich in einen Oberstollen aus drei Zeilen
und den zweizeiligen Unterstollen. Seine Beliebtheit wächst
heute zusehends, weil es etwas mehr Raum bietet. Diese Tatsache
sollte jedoch nicht dazu verführen, einen längeren Satz auf fünf
Zeilen zu verteilen. Zwischen den beiden Teilen sollte eine
inhaltliche Zäsur spürbar sein, die beide gegeneinander abhebt
und die auch zusätzlich durch einen Zeilenabstand verdeutlicht
werden kann. Sowohl die geschlossene als auch die gegliederte
Schreibweise sind üblich.
- Inhaltlich
ist das Tanka ein in sich abgeschlossenes Gedicht, das an keine
bestimmte Thematik gebunden ist. Der Oberstollen kann im Sinne des
Haiku ein Bild oder Erlebnis darstellen, eine Bewegung in Gang
setzen. Die beiden folgenden Zeilen haben die Aufgabe, das Bild zu
vollenden, die Bewegung auslaufen zu lassen, das Erlebte zu
deuten. Die beiden Stollen stehen also eher im Verhältnis von
Frage und Antwort, Rätsel und Lösung, Aufbruch und Ankunft.
- Auch
für das Tanka gilt die sorgfältige Wortwahl, die Vermeidung von
Reim, Worttrennungen oder Wortwiederholungen. Ein fließender
Rhythmus und eine wohlklingende Sprachmelodie sind der Härte
jambischer Stakkatos vorzuziehen.
- Haiku,
Senryu und Tanka tragen keine Über- oder Unterschriften. Die
Diskussionen um diese Regelung und die Abweichungen von ihr sind
so alt wie das Gedicht.
- Ein Anflug von Herbst
- im Wiegenlied der Grillen
- und Abendkühle.
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- Meine Engelstrompete
- verschenkt schon ihr erstes Blatt.
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Conrad Miesen
- Eine ausführliche Abhandlung über die
Wurzeln und den aktuellen Stand der Tanka-Dichtung können Sie auf der Homepage TankaNetz von Ingrid Kunschke nachlesen.