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Haiga / Foto und Haiku
Wortbedeutung
 
Wie in dem Wort haiku bedeutet hai, in dem Wort haiga "lustig" oder "humorvoll und ga heißt ganz allgemein "ein Bild" - 
ein farbiges oder schwarz-weißes Bild, eine Zeichnung oder eine Graphik. Unter haiga verstehen wir die Kombination von visuellen und textlichen Elementen auf einer gemeinsamen Unterlage: einer Leinwand, einer Schriftrolle, einem Blatt Papier, einem Fächer usw.
 
Nanga-Wurzeln
 
Das Haiga ist eine Weiterentwicklung der chinesischen Nanga-Malerei, die Künstler aus China mit neuen Elementen auch in Japan verbreiteten. Die Nanga-Malerei ist geprägt vom ähnlichen Geist wie die Haiku-Dichtung.
 
Haiku und Bild im Haiga
 
Haiga ist eine Form der visuellen Kunst bei der Text und Bild auf einer gemeinsamen Unterlage kombiniert werden. Es koexistieren zwei Welten auf einem Malgrund und es ist an dem Künstler, den optimalen Weg zu finden, die jeweils eigenen Regeln und die eigene Ästhetik (Haiku bzw. Bild) zum Ausdruck zu bringen. Die Essentiales der Haiku-Dichtung sind bekannt - die wesentlichen Punkte , die die visuelle Kunst beschreiben, sind Farbe, Linien bzw. Pinselstriche, die Flächen, die Umrisse und die Komposition des Bildes. Für das Gesamtkunstwerk überlegt der Haiga-Künstler genau, wo und in welcher Form er den Text für das Haiku auf dem Bild platziert.
Haiku und Bild in einem Haiga sollen gleichberechtigt dargestellt werden und wirken. Der Inhalt des Textes wird umgesetzt in eine visuelle Sprache. Dabei korrespondieren Bild und Text dergestalt, dass das Bild ein eigenständiges Kunstwerk bleiben sollte und nicht zur „wörtlichen“ Illustration der Haiku-Idee wird. Ich würde sogar soweit gehen, dass das beschriebene Ereignis nicht eins zu eins abgebildet werden sollte, sondern in einer neuen Darstellung eine gemeinsame Ebene findet.
 

Charakteristika der Haiga-Kunst

 
Das Bild innerhalb der visuell-textlichen Komposition reflektiert das einfache tägliche Leben mit seine komischen oder humorvollen Fassetten. Bei der Betrachtung von Bild und Haiku entfalten sich die winzigen und flüchtigen Ereignisse im leeren, unbemalten Raum. Der oder die Künstler vermeiden die Beschreibung bzw. Darstellung von überflüssigen Belanglosigkeiten.
Das Haiga definiert sich durch die selben Merkmalen wie die Haiku-Dichtung: Das Haiga ist unromantisch, sehr erdnah, unprätentiös und humorvoll, macht gerade die unspektakulären, täglichen Themen und Objekte sichtbar.
Diese Charakteristika finden sich auch wieder in der uns bekannten Terminologie:
Haikai-Geschmack, Haikai-Duft, Einfachheit, Genügsamkeit, bescheidene und einfache Lebensweise,  herbe und vergehende Schönheit, Transzendenz, Vermeidung von Ordinärem und von Cleverness und Rafinement.
Haiku no kokoro (Herz und Seele des Haiku) finden wir auch im Haiga wieder.
 
Einfachheit, Schlichtheit Sparsamkeit und Bescheidenheit sind die Hauptmerkmale der japanischen Ästhetik:
 „(...) die größte Wirkung mit den kleinsten Mitteln zu erzielen, trifft besonders auf das Haiga zu“ (Stephen Addiss)
So wie es beim Haiku eine Zweiteilung zwischen den ersten beiden Zeilen und der dritten zeile (überraschende Wendung) gibt, so entstand auch im modernen Haiga eine Zweiteilung von Haiku und z.B. digitaler Kunst. In einem Haiga erklärt weder das Haiku das Bild noch illustriert das Bild das Gedicht, sondern Haiku bzw. Bild fügen eine neue Ebene zu dem jeweils anderen künstlerischen Element hinzu. Bei einem Haiga werden Haiku und Bild zusammen präsentiert und mit den Namen des Künstlers und des poeten  (oft ein und der selbe) versehen.
 
 
Haiga - Formen
 
Wir unterscheiden heute das traditionelle Haiga, das zeitgenössische Haiga und das experimentelle Haiga.
 
 
Das traditionelle Haiga steht heute für eine Doppelbedeutung: Einerseits verstehen wir unter einem traditionellen Haiga eine japanische Kunstform, die mit Socho, Buson, Goshun, Shiroi und Issa ihren Anfang bzw. ihre Blütezeit erlebte und bei der als essentielles Element das Haiku in Pinsel-Kalligraphie – der Kunst des Schönschreibens - geschrieben und zusammen mit einem gemalten Pinsel Bild komponiert wurde - und was heute noch so gehandhabt wird.
 
Andererseits verstehen wir heute unter einem traditionellem Haiga in der nichtjapanischen Welt vor allen Dingen im Internet ein Gesamtkunstwerk eines multitalentierten Künstlerteams.
 
 - AutorIn
 - Haiga-KünstlerIn
 - ÜbersetzerIn in die japanische bzw. engl. Sprache
 - KalligraphIn
 - MusikerIn
 - Presentation
 
 
Das zeitgenössische Haiga wird entweder von einem Maler-Poeten oder von zwei Personen gestaltet. D.h. ein Dichter schreibt das Haiku und ein Haiga-Künstler liefert ein Bild dazu. Die Bilder können digitale Bilder, graphische Bilder, gemalte Bilder, Fotografien (auch unter der Bezeichnung Foto-Haiku bekannt) oder Collagen sein. 
 
Das experimentelle Haiga findet sich besonders bei Susumu Takiguchi (Kalligraphie-haiga) oder bei anderen Künstlern, die mit Verfremdungen, Kollagen und anderen Stilmitteln arbeiten.