- Eine sehr alte japanische Tradition sind Kettengedichte. Ein Dichter schreibt einen siebzehnsilbigen ersten Teil, das so genannte Hokku und der oder die
PartnerIn ergänzen vierzehn Silben. Es galt als besondere Ehre, das Hokku vorgeben zu dürfen.
- Damit die Dichter, sollte ihnen diese Ehre zuteil werden, nicht mit leeren Händen da standen, wurden schon früh Sammlungen besonders gelungener Hokku
veröffentlicht. Aus ihnen entwickelte sich das Haiku.
- Warum zählt man in japanischen Gedichten die Silben? Das Japanische kennt keine Silbenbetonung, so dass nicht, wie z.B. in europäischen Sprachen, Hebungen
oder Betonungen das Versmaß bestimmen. Deutsche Silben sind in der Regel sehr viel länger als japanische und transportieren meistens mehr Inhalt. Deshalb sollten siebzehn Silben als Obergrenze
für deutsche Haiku gelten.
- Ein unverzichtbarer Bestandteil japanischer Dichtung ist der Bezug auf eine Jahreszeit. Seit Beginn des letzten Jahrhunderts spielen aber auch Themen wie
Verstädterung und Industrialisierung eine Rolle. Neue Haiku-Schulen hinterfragen die traditionelle Form. Wie keine andere Versform hat sich das Haiku rasant in der Welt ausgebreitet und wird in
allen bedeutenden Sprachen geschrieben. Überall probieren Menschen aus, was Haiku für sie bedeuten kann.
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Matsuo Basho, 1644-1694
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