Die Reihe der "Gesichter" des Malers Ulrich Leive, die in den Jahren 1995/1996 entstand, stellt menschliche Gesichter dar, die im Bildaufbau gleichartig sind und doch trotz des schematischen Grundmusters individuell ausgestaltet. Die Serie zielt wie die 33 gleichartigen Gemälde der Reihe "Antlitz Christi" von 1982/1983 auf eine meditative Betrachtung. Es gibt eine Parallele zu historischen Vorbildern, insbesondere zu den ägyptischen Mumienportraits von El Fayum. Dort wurde das individuelle Antlitz des Verstorbenen bewahrt und dem Toten beigegeben, es überdauerte den Verfall und legte für die Zukunft Zeugnis über den Verstorbenen ab, bewahrte buchstäblich sein Ansehen, ein Anliegen, das sicherlich im Sinne aller Bildnismalereien steckt, wenngleich im Fall der Mumienbildnisse religiös-magische Gründe vorherrschen, - der Tote sollte NICHT zurückkehren können; und er konnte dies nicht, solange noch sein Körper vorhanden war, ersatzweise sein Abbild. Aus diesem Grund mumifizierte man auch die Toten. In der Selbstdarstellung und der allgemeinen Darstellung des Menschen gibt es spätestens seit Rembrandt das Moment der Psychologisierung in der Portraitmalerei. Der Mensch unterscheidet sich von anderen Menschen am stärksten durch sein Gesicht, das zudem noch fast ständig variiert, je nach Befindlichkeit und Alter, dabei aber doch stets individuell erkennbar bleibt. --- Hier liegt der Ansatzpunkt zur Serie "Gesichter" von Ulrich Leive. - Die Gesichter gehören nicht zu realen Personen, es handelt sich hier nicht um wirkliche Personen, es sind Phantasiegesichter, Phantomgesichter. Mögliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen wären rein zufällig. In der Betrachtung der Serie von Gesichtern vermischen und verwischen sich die individuellen Merkmale der einzelnen Bildnisse zunehmend - bis im Kopf des Betrachters nur noch e i n schemenhaftes Bild auftaucht, das er, der Betrachtende selbst, im Gedächtnis erschafft. Auch hier in der "Gesichter"-Serie ist es notwendig, dass der Betrachter nicht nur ein, zwei oder drei Bilder anschaut, sondern der meditative Aspekt erfüllt sich erst und n u r in der umfangreicheren Serie, wobei eine Zahlenfestlegung nicht unbedint wichtig ist, wenn es nur genügend viele Bilder sind, etwa mehr als zwölf, um nur eine gewisse Vorstellung des Künstlers vorzugeben. Je mehr, desto besser! Künstlerisches Ausdrucksmittel ist zum einen die Zeichnung, die schematische Grundmuster festlegt, die Zeichnung der Augen, des Nasenumrisses, der Lippen, der ovalen Gesichtsform, zum anderen ist die Farbgebung bestimmend. In ihr öffnen sich der seelische Untergrund, die Stimmung, der Charakter, der gesamte psycho-mentale Bereich. Im Zusammenklang oder auch in der Antagonie von Zeichnung und Farbe, in der Behandlung der Farboberfläche, ergibt sich das eigentliche B i l d . So werden rein fiktive, nur der Phantasie des Künstlers entsprungene Gesichter durch die Mittel der Malerei zu authentischen Bildnissen, die gleichzeitig individuell und dennoch anonym viele Gesichter - und doch letztlich nur e i n Gesicht zeigen. |
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Frauen-Gesichter |
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