FRAUENGESICHTER
- Eine Analyse
Bei der Serie *Frauengesichter* von Ulrich LEIVE, entstanden in den Jahren 1994/1995, handelt es sich um eine Vermischung von Abbildung, Phantasie und Typus-Erfassung.
Als Vorgabe existieren reale Personen, Foto-Vorlagen. Dem aufmerksamen Betrachter wird auffallen, dass sich häufig die Gesichtszüge der Dargestellten ähneln. Das Gesicht e i n e r Person scheint variiert zu sein. Der Maler versucht, s e i n Frauenbild, dass er in sich gespeichert hat, zu erfassen und darzustellen.
Ausgehend von den individuellen wirklichen Frauengesichtern werden bestimmte Merkmale als Typus verwendet. Aus verschiedenen Frauengesichtern wird ein neues Gesicht zusammengestellt, eine Vorgehensweise, die an das Erstellen von Phantombildern erinnern mag. Die Vorgabe der sichtbaren Wirklichkeit einer bestimmten Person wird durch den schöpferischen Prozess der darstellenden Umsetzung verwandelt. Das jeweilige Frauenbildnis ist insofern zugleich imaginäres Portrait als auch relativierte Abbildung. Verschiedene Merkmale erscheinen dem Künstler sehr wichtig zu sein, etwa der immer ausdrucksstark geformte Mund, die intensiv ausgearbeiteten Augen, das fast immer lange, glatte und bogenförmig geschwungene Haar.
Das Bild der Frau im Mann, das nach C. G. Jung als ANIMA bezeichnet wird, hier wird es in Variationen heraufbeschworen. Scheinbar Verschiedenes wird seriell bearbeitet und so vom Künstler auf mögliche Gleichheit hin umgeformt, eine Motiv-Arbeit, die in diesem Sinne Parallelen zu anderen seiner Serien aufweist, den Gesichtern, der Antlitz-Christi-Serie, den Buddha-Gesichtern.
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