Chronik

Der Essener Pfarrer Paul Heinrichs hatte in den Kriegsjahren die faszinierende Liturgie der orthodoxen Kirche mit ihrer innigen und vielseitigen Vokalmusik kennengelernt. Gemeinsam mit seinem Kirchenmusiker Karl Linke rief er 1952 - aus Anlass des 1100-jährigen Bestehens von Stift und Stadt Essen und vor dem Hintergrund der Verwandschaft der Essener Äbtissin Theophanu (um 1000-1058) mit dem heiligen Vladimir - eine Chorgemeinschaft ins Leben (vgl. Pfarrer Paul Heinrichs in St. Elisabeth - Kirchenbeschreibung).

Dieser Chor sollte sich dem Studium der Musikliteratur der ostkirchlichen Riten widmen, um durch die Gestaltung von orthodoxen Gottesdiensten das Verständnis für die Liturgie im Sinne der Ökumene zu fördern.

Der Chor gab sich den Namen nach Johannes von Damaskus, einem bedeutenden byzantinischen Theologen und Hymnendichter des 8. Jahrhunderts.


Unser Chor erreichte nach der Gründung 1952 in der Folgezeit unter seinem ersten Chorleiter, dem früheren Domkapellmeister Karl Linke, eine stattliche Größe von zeitweilig über 100 Sängerinnen und Sängern. In zahllosen Konzertauftritten und Liturgiefeiern wurde die klangvolle Kirchenmusik der Ostkirche dargeboten und mit besten Kritiken überhäuft. Auch viele Schallplattenaufnahmen fanden guten Anklang. Auf Konzertreisen im In- und Ausland erfuhren die Leistungen des Chores starke Beachtung. Höhepunkte waren dabei mehrere Reisen nach Wien, Rom und Paris und insbesondere die Fahrten in die Länder der Ostkirche Russland, Bulgarien und Rumänien.

Als Glücksfall erwies sich, dass Reiner Schuhenn nach Karl Linke in der Chorarbeit bewährtes Repertoire weiter pflegte und neue Akzente setzte. Mit dem Übergang ins neue Jahrtausend übernahm Wolfgang Endrös, der neue junge Domkantor am Essener Dom, die Chorleitung. Er regte ein etwas verändertes Chorkonzept an: Neben dem Bemühen, den Reichtum der traditionellen geistlichen Musik des slawischen Kulturraumes kennenzulernen und bekannt zu machen, trat nun verstärkt die geistlich-oratorische Musik der Moderne Osteuropas, wie sie durch die Komponisten Gorecki, Pärt, Scymanowski oder Taverner repräsentiert werden. Unter Nikolai Miassojedov wiederum konnte der Chor in den letzten Jahren seinen Klang verfeinern und die Musik der orthodoxen Kirche weiter intensiv pflegen.

Der ökumenische Auftrag des Chores zeigte sich alljährlich in der musikalischen Gestaltung der "Göttlichen Liturgie" im Essener Dom und in St. Stephanus Münster im Rahmen der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen.

Weitere Beispiele sind die Mitgestaltung der katholischen Messe in der Pax-Christi-Gedenkstätte und der griechisch-orthodoxen Liturgie in St. Dimitrios Herten sowie das Chorprojekt "Davids Psalmen", das gemeinsam mit einem evangelischen, einem katholischen und einem jüdischen Chor erarbeitet und dargeboten wurde.


Nach 63-jährigem Bestehen beendete der Johannes-Damascenus-Chor mit einem eindrucksvollen Konzert am 22.03.2015 in St. Kamillus, Essen-Heidhausen seine aktive Chorarbeit.

In den letzten Jahren waren viele Chormitglieder aus Altersgründen, wegen gesundheitlicher Probleme oder wegen eines Wohnortswechsels ausgeschieden. Es war trotz vieler Bemühungen nicht gelungen, junge musikalische Menschen für den Chor zu gewinnen. Um ein Absinken der Qualität zu verhindern, hat die Mitgliederversammlung sich am 23.02.2015 schweren Herzens - trotzdem mit großer Mehrheit - für die Auflösung entschieden.


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Stand 08.06.2015
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