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ChorNach über 60-jährigem Bestehen beendete der Johannes-Damascenus-Chor am Sonntag, 22.03.2015, mit einem eindrucksvollen Konzert in St. Kamillus, Essen-Heidhausen seine aktive Chorarbeit. Im Konzert, zu dem nur die ehemaligen Sängerinnen und Sänger, Freunde und Freundinnen des Chores eingeladen waren, brachte der Chor Ausschnitte aus der bisherigen Chorliteratur zu Gehör. Nikolai Miassojedov, der den Chor seit drei Jahren leitete, konnte den Chor noch einmal zu einem wohlklingenden Ensemble formen. Aufgeführt wurden Werke von Archangelski, Bortnjanski, Christov, Kedrov, Pärt, Rachmaninov, Siluan und Tschesnokov. Dass der Chor "nicht nur besinnlich kann", zeigte sich im Konzert 32 von Bortnjanski, in dem der Wechsel zwischen Piano und schnellem Fortissimo den großen Reiz ausmachte, und im Mariengesang "Bogoroditse Djevo" von Arvo Pärt. Am ergreifendsten war am Ende das "Otsche nasch – Vater unser", das anstelle einer von den Anwesenden erwarteten Zugabe gemeinsam von Zuhörern und Chorsängern gesungen wurde und in das spontan der geistliche Beirat Dr. Michael Knechten vor dem Amen die Schlussverse einbrachte. Die oft meditativen und besinnlichen Gesänge wurden dazu von Texten begleitet, die den Inhalt bewusst interpretierten bzw. verfremdeten. An das Konzert schloss sich ein Treffen im Gemeindesaal von St. Kamillus an, das mit einem Rückblick auf die 63-jährige Geschichte des Chores, der Übergabe der Chor-Ikone an die russische Gemeinde in Datteln-Horneburg, einem umfangreichen Buffet und vielen intensiven Gesprächen endete.
Unser Chor war im Jahre 1952 gegründet worden und erreichte in der Folgezeit unter seinem ersten Chorleiter, dem früheren Domkapellmeister Karl Linke, eine stattliche Größe von zeitweilig über 100 Sängerinnen und Sängern. In zahllosen Konzertauftritten und Liturgiefeiern wurde die klangvolle Kirchenmusik der Ostkirche dargeboten und mit besten Kritiken überhäuft. Auch viele Schallplattenaufnahmen fanden guten Anklang. Auf Konzertreisen im In- und Ausland erfuhren die Leistungen des Chores starke Beachtung. Höhepunkte waren dabei mehrere Reisen nach Wien, Rom und Paris und insbesondere die Fahrten in die Länder der Ostkirche Russland, Bulgarien und Rumänien. Als Glücksfall erwies sich, dass Reiner Schuhenn nach Karl Linke in der Chorarbeit bewährtes Repertoire weiter pflegte und neue Akzente setzte. Mit dem Übergang ins neue Jahrtausend übernahm Wolfgang Endrös, der neue junge Domkantor am Essener Dom, die Chorleitung. Er regte ein etwas verändertes Chorkonzept an: Neben dem Bemühen, den Reichtum der traditionellen geistlichen Musik des slawischen Kulturraumes kennenzulernen und bekannt zu machen, kam nun verstärkt die geistlich-oratorische Musik der Moderne Osteuropas hinzu, wie sie durch die Komponisten Gorecki, Pärt, Scymanowski oder Taverner repräsentiert werden. Unter Nikolai Miassojedov wiederum konnte der Chor in den letzten Jahren seinen Klang verfeinern und die Musik der orthodoxen Kirche weiter intensiv pflegen. Der ökumenische Auftrag des Chores zeigte sich alljährlich in der musikalischen Gestaltung der "Göttlichen Liturgie" im Essener Dom und in St. Stephanus Münster im Rahmen der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen. Weitere Beispiele sind die Mitgestaltung der katholischen Messe in der Pax-Christi-Gedenkstätte und der griechisch-orthodoxen Liturgie in St. Dimitrios Herten sowie das Chorprojekt "Davids Psalmen", das gemeinsam mit einem evangelischen, einem katholischen und einem jüdischen Chor erarbeitet und dargeboten wurde. Essen, im Mai 2015 Angela Schürmann Stand 06.06.2015
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