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Christian Brünig
- Lebenslauf unf fotografische Interessen - Geboren wurde ich 1951 in der nordwestdeutschen Stadt Osnabrück. Dort besuchte ich die Schule bis 1970. Im damaligen West - Berlin studierte ich Politische Wissenschaften und Geographie. Als Examensarbeit bearbeitete ich ein Thema aus der deutschen Eisenbahngeschichte. Seit 1980 arbeite ich hauptberuflich in der Allgemeinen Verwaltung des Bundeslandes Nordrhein - Westfalen, seit 1985 in Düsseldorf, einem "Vorort" des Ruhrgebiets. Ich wohne seitdem in Duisburg. Seit mehr als 20 Jahren interessiere ich mich für die Geschichte von Technik und Wirtschaft. Zur Fotografie - zunächst auf Diafilm - bin ich erst 1980 gekommen - für Motive aus der Industriegeschichte gewiss viel zu spät. 1982 bin ich durch einen Zufall auf die Ästhetik alter Industrieanlagen gestoßen anlässlich einer Reise mit Freunden ins französische Lothringen. Unterwegs sahen wir ein stillgelegtes Hochofenwerk. Wir streiften mehrere Stunden über das Gelände. Deutlich waren die Spuren der Arbeit zu sehen: Arbeitskleidung in den Spinden oder am Arbeitsplatz, Arbeitsbücher, mit Kreide geschriebene Notizen auf Wänden und Türen. Zugleich eroberte die Natur sich die Anlage wieder zurück. Von der gesamten Anlage ging eine eigenartige halbwirkliche, stille Atmosphäre aus, die gleichzeitig die Härte der Arbeit dort erahnen ließ. Seitdem hat mich das Thema weder vom fotografischen noch vom wissenschaftlichen Interesse losgelassen. Zur Schwarz - Weiß - Fotografie bin ich noch später, erst 1988 gekommen. Mich fasziniert daran vor allem die Steigerung der Abstraktion, der für mich ohnehin den Reiz der Fotografie ausmacht: abstrahiert wird zunächst von anderen Sinneseindrücken (Geruch, Gehör etc.), dann von der 3. Dimension, weiter von der Bewegung. Im Verzicht auf Farbe sehe ich eine folgerichtige weitere Steigerung und damit eine weitere Gestaltungsmöglichkeit. Schwarz-Weiß erscheint mir vor allem ein angemessenes Medium für Fotografien von technischen und baulichen Anlagen (funktionelle Ästhetik und architektonische Qualität) und Industrielandschaften (formale Ästhetik). Seit 1988 habe ich in meiner Wahlheimat Ruhrgebiet viel von dem Wandel dieser Region beobachtet. Ferner habe ich einige westeuropäischen Industrieregionen, insbesondre BeNeLux, Frankreich (Norden, Lothringen, Elsass), Schweiz, Norditalien, Großbritannien, Westdeutschland, den Nordosten der USA/Kanada besucht. Nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs führten weitere Reisen in den Ural, ehemalige DDR, Baltikum, nach Polen und Tschechien. Kleinere Ausstellungen mit Schwarzweiß - Fotografien fanden in den Jahren 1994 bis 1998 in Waldenburg (Niederschlesien) sowie an mehreren Orten im Ruhrgebiet statt. Spannend fände ich nicht nur den Vergleich dieser Industrieregionen, sondern auch die fotografische Begleitung des Wandels. Leider kann ich die Fotografie nicht im Hauptberuf betreiben. Viele Fahrten erweisen sich geradezu als Wettlauf mit der Abrissbirne. Nicht zuletzt deshalb war ich aktives Vorstandsmitglied in der "Deutschen Gesellschaft für Industriekultur", die sich intensiv um den Erhalt und Erforschung industrieller Denkmäler kümmert. Weil mich die Bedingungen der Arbeit und die soziale Situation der von den Stillegungen betroffenen Menschen besonders berühren, bin ich Sozialdemokrat. Ein vergleichbarer ästhetischer Reiz geht auch von vielen Kultur- und Naturlandschaften aus, die die Tätigkeit von Menschen oder auch der geomorphologischen Einflüsse deutlich zeigen. So etwa Agrar- und besonders Weinbaulandschaften (z.B. Mosel, Neckar und Lanzarote), Vulkane (z.B. Lassen Volcanic in Kalifornien, die vielfach den lose geschütteten Spitzkegelhalden der Hochindustrielaisierung ähneln), aber auch das Wunderland der Erosion im Südwesten der USA. Ideales Vehikel für die Erkundung solcher Landschaften ist m.E. das Fahrrad: schnell genug, um Längen unserer Maschinenlandschaft zu überbrücken (5 km Forststraße durch Fichtensteppe), langsam genug, um immer wieder innehalten zu können und um genug Sinneseindrücke "erfahren" zu können. Mit der Zeit ist eine Sammlung entstanden, die bereits abgerissene Gebäude bzw. völlig oder weitgehend veränderte Landschaften abbilden - ein Beleg für die rasche Änderung unserer Umwelt. Elektronische Kontaktkopien der Fotos sind in einer Datenbank katalogisiert. Seit 2001 wird aus Gründen der Reproduzierbarkeit, Bearbeitbarkeit digital fotografiert. Ein weiterer Scherpunkt der fotografischen Tätigkeit ist die Nachtfotografie, vor allem industriell geprägter Kulturlandschaften. |