Die Leive-Bibel | |
|
Und er predigte ihnen lang durch Gleichnisse; und in seiner Predigt sprach er zu ihnen: Höret zu! Siehe, es ging ein Säemann aus, zu säen. Und es begab sich, indem er säete, fiel etliches an den Weg, da kamen die Vögel unter dem Himmel, und fraßen's auf. Etliches fiel in das Steinige, da es nicht viel Erde hatte, und ging bald auf, darum daß es nicht tiefe Erde hatte. Da nun die Sonne aufging, verwelkte es, und dieweil es nicht Wurzel hatte, verdorrte es. Und etliches fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen empor, und erstickten's, und es brachte keine Frucht. Und etliches fiel auf ein gut Land, und brachte Frucht, die da zunahm, und wuchs! und etliches trug dreißigfältig, und etliches sechzigfältig, und etliches hundertfältig. Und er sprach zu ihnen: Wer Ohren hat, zu hören, der höre! - (Mk 4,2-9) |
|
|
|
Ein Kommentar von Willy Rordorf | |
Wer fühlte sich da nicht an das berühmte Bild des Sämanns von Vincent van Gogh erinnert? Aber Ulrich Leive hat es auf ganz eigenwillige Weise umgeformt. Bei ihm ist aus dem dunklen, fast verbissenen Gemälde des holländischen Meisters etwas Lichtvolles, Fröhliches geworden. Die Sonne und der Baum sind noch da, aber jetzt tanzen um sie die lustigen Farbenfleckchen in tausendfältiger Vielfalt.
Und so bekommt für mich das Bild Leives eine ganz neue Bedeutung. Es bringt uns die maßlose Großzügigkeit, ja Verrücktheit dieses Sämanns zu Bewusstsein. Der streut seinen Samen nicht in die dafür vorbereiteten Furchen, sondern schmeißt sie in der ganzen Welt herum, lässt sie durch die Luft fliegen, wohin sie nur wollen. Ja, vieles wird von den Vögeln gefressen, ja, vieles fällt auf schlechten Boden und wird von der Sonne versengt, ja, vieles wird vom Unkraut überwuchert. Aber irgendwo, irgendwann geht - o Wunder! - sicher doch etwas auf und bringt eine geheime Frucht. Der kleine Heilige unten mit verschränkten Armen kommt mir vor wie Ulrich Leive selbst. Auch er hat tausendfältig Bibel-Illustrationen gemalt und wartet nun auf die Ernte. Auch ihm wird es wie dem Sämann gehen: vieles, vieles war für die Katz, aber einiges hinterlässt Spuren im Herzen derer, die sehen können. Und für sie hat sich die ganze Arbeit gelohnt.
| |
E-Mail an Willy Rordorf | Übersicht | Ein weiterer Kommentar |
![]() |
![]() |
|
![]() |
![]() |
|
|
|
|
|
|