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Projekte - Viewmaster 2001
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Dass hier Fotos den Ausgangspunkt für eine Weiterverarbeitung liefern,
ist im Schaffen Biesenbachs kein Einzelfall:so hatte sie die Möglichkeit,
den ausgelagerten Kölner Straßenstrich einen Tag vor “Inbetriebnahme”
zu besuchen und fotografisch zu dokumentieren.
Auffällig ist an dieser Serie das betonte Understatement, der Betrachter
musss schon wissen, worum es sich handelt. Biesenbach nämlich richtet
das Augenmerk mehr auf unscheinbare Details, teilweise auch auf
eine scheinbare Ästhetisierung.So zeigen die Fotos diese nichtssagenden,
nummerierten Sexcontainer in menschen-leeren Fluren, Waschräume,
Waldstücke, aber nichts wirklich Verfängliches. Diese Fotos boten
dann den Anlass für eine freiere Umsetzung des Themas in eine Serie
von tafelbildartigen Assemblagen.
Registrieren und Involvement, zwischen diesen beiden Polen bewegt
sich Biesen-bachs Zugriff, analog zu einem erfolgsversprechenden
sozialen Eingreifen, das sich ebenfalls nicht auf bloße Identifikation
und Kompensation beschränken darf, werden in Biesenbachs Arbeit
die Fakten nüchtern diagnostiziert (denen man gleichwohl nie völlig
neutral gegenüber stehen kann). Die künstlerischen Resultate liefern
die synthetisierende Aufhebung dieses Antagonismus.
So auch die Reihe “Strukturfiguren” [seit 1999], diese
“Tagebuchzeichnungen” sind von Soziogrammen beeinflusst,
sie stellen die skripturale Wiedergabe von funktionalen Bezügen
in unterschiedlichsten Realitätsbereichen dar.
Die verschiedenen Beziehungsstrukturen zwischen den handelnden Personen
in Institutionen oder sozialen Gruppen werden so auf ihre jeweiligen
Positionen und Verknüpfungen hin analysiert. Das erlaubt Aussagen
über das Wesens von Strukturen und ihre Funktionsfähigkeit.
Im Gegensatz zu pädagogischen Diagrammen nehmen diese Notate bei
Biesenbach figürlichen Charakter an: ein hektisches Geflecht von
Pfeilzuweisungen wird so zur manischen “Durchstreichung”
einer institutionellen Struktur, die so nicht lebensfähig ist.
Auch diese Zeichnungen bilden den Grundbestand für eine größere
bildnerische Ausarbeitung: “Die Armen” von 2000. Hier
werden Schriftspuren auf eine rauhe Textur appliziert, die Strukturdiagramme
werden zunehmend entsemantisiert, werden zum reinen Bild. So nämlich
bietet die künstlerische Synthetisierung zwischen Analyse und Sympathetik
- das dürfte klar sein – nicht zuletzt auch der Künstlerin
selbst einen Weg des persönlichen Verarbeitens angesichts des steigenden
Drucks im Sozialgefüge.
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Zentrales Motiv ist ein roter (eigentlich nutzloser) Alarmknopf,
mit dem die Sexkabinen versehen sind, der jeweils mittig ins Bild
gesetzt und vielfach variiert wird. So wird er zum Apfel, zur Gitterstruktur,
zum rot zerspritzten Schwamm (steht für einen Luftröhr-enschnitt,
der bei der Operation einer älteren Prostituierten vorgenommen werden
musste).
Andere Arbeiten lösen sich von diesem Leitmotiv, weisen
mit einer Menge von Liebesperlen in aufgelöster Form oder mit einem
Blumenkranz auf die naiv-ideal-istischen Romantik-Vorstellungen
von Familie und heiler Welt hin, mittels derer die Frauen ihre tatsächliche
soziale Realität zu transzendieren suchen.
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