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Foto: ©TAD

Theater Arbeit Duisburg mit Jugendlichen der Jugendarrestanstalt (JAA) Düsseldorf

Pop Shop

Leitung der Theater-Arbeit in der JAA:
Markus Schlappig, Oleg Zhukov, Stefan Schroer. Mitarbeit: Kornelius Heidebrecht.

Leitung der Theater-Arbeit außerhalb der JAA und Konzeption der Aufführung:
Oleg Zhukov, Stefan Schroer, Kornelius Heidebrecht.

„Pop-Shop war die Nachfolgesendung von Stars und Hits: eine 45-Minuten-Sendung in SWF1 [...] Der Pop-Shop war eine der populärsten Sendungen im Radio der 1970er Jahre in Deutschland. [...] Der Grad der Popularität lässt sich vielleicht anhand der Tatsache erkennen, dass die Wortkombination Pop-Shop Einzug in den Gefängnis-Jargon des Strafvollzuges gefunden hat. Dort bezeichnet Pop-Shop den abendlichen Verschluss der Hafträume. Dies stammt aus der Zeit, als Gefangene noch nicht über eigene Fernseher verfügen durften und nach dem Zellenverschluss 'nur' Radio hören konnten. Da der Einschluss zur gleichen Zeit erfolgte, zu der der Pop-Shop auf Sendung ging, sagten die Gefangenen 'Jetzt ist Pop-Shop'. Diese Redensart hat sich bis heute in allen Gefängnissen erhalten. Sie bezeichnet heute neben dem allgemeinen Einschluss aber auch besondere Maßnahmen wie etwa Freizeitsperren.“

(aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Pop_Shop)


Das Projekt

Unter der Leitung dreier professioneller, in der Theaterarbeit mit ‚problematischen’ Jugendlichen erfahrener Theatermacher, sowie eines Musikers / Tontechnikers (alle aus dem Team von Theater Arbeit Duisburg) fand im Januar / Februar 2007 ein dreiwöchiger, intensiver Theaterworkshop in der Jugendarrestanstalt (JAA) Düsseldorf statt. Eingeladen hierzu waren alle Jugendlichen der JAA, die zum Zeitpunkt seines Beginns für noch mindestens drei Wochen einsitzen mussten (die Arrestzeiten betragen in dieser Form des Strafvollzugs zwischen zwei Tagen und vier Wochen). Dies waren 15 Jugendliche / junge Männer, von denen zwölf am Theaterworkshop teilnahmen.

Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit der JAA Düsseldorf, insbesondere mit ihrer sozialarbeiterischen Abteilung (Frau Hufschmidt) und ihrer Leitung (Herr Pütz), konzipiert und in gleicher Weise kooperierend durchgeführt. Durch diese Kooperation konnten alle spezifischen Probleme, die eine Theater-Arbeit innerhalb eines Gefängnisses aufwirft (Ein-/Auslass der externen Beteiligten, Probenräume, unbeobachtete Proben etc.), bereits im Vorfeld geklärt werden.

Die Workshoparbeit bestand in spielerischer, schreibender und erzählender Auseinander­setzung mit den Themen der Teilnehmer. Im Zentrum der Arbeit stand nicht – wie in anderen gesellschaftlichen Diskursen, denen die hier einsitzenden Menschen in besonderer Weise unterworfen sind – die Suche nach einer (‚der’ juristischen, psychologischen etc.) Wahrheit über das eigene Leben / Handeln / Fühlen, sondern die Erprobung und soziale Behauptung von unterschiedlichen Lebens-, Handlungs- und Empfindungsmöglichkeiten.

Auf diesem Weg, so die Grundannahme und -erfahrung der Workshopleitung, erfährt der Spielende / Schreibende / Vortragende Neues über sich selbst, über seine soziale Umgebung und besonders über das Wechselspiel zwischen dieser und ihm. Bei jugendlichen Straftätern, die nicht schon über einen langen Zeitraum einen kriminellen Lebensweg verfolgen, sondern in ihrem Charakter und ihrem Lebensentwurf noch aus einer Vielzahl von Möglichkeiten schöpfen können, die aber in ihrer alltäglichen sozialen Umgebung auf die meisten dieser Möglichkeiten nicht (mehr) aufmerksam werden, kann ein so verstandenes und praktiziertes Theaterspiel entscheidende Effekte auch für ihr ‚normales’ Leben bewirken.

Umgekehrt: Eine Gesellschaft, die ihr integratives Funktionieren immer mehr dadurch gewährleistet, dass sie einzelne Menschen oder ganze soziale Gruppen aus ihrer Mitte ausschließt (im Extremfall: sie einschließt), entledigt sich damit nicht nur selbst produzierten und zu verantwortenden Problemen, sondern schließt so auch einen spezifischen Blick auf sich selbst aus ihrem Selbstverständigungs-Diskurs aus, auf den sie eigentlich nicht verzichten kann. Der Selbst-Erfahrung der am Projekt mitwirkenden Jugendlichen als gesellschaftliche Subjekte korrespondiert also eine mindestens gleichberechtigte Konfrontation zwischen der sie exkludierenden Gesellschaft und ihren Sichtweisen, ihren zur Sprache gebrachten Bedürfnissen, Anklagen und Reflexionen – realisiert durch die Kreierung einer Theateraufführung ausschließlich bestehend aus dem produzierten Material der Arretierten.


Die Aufführung


Die Arbeit in der JAA wurde in wesentlichen Teilen filmisch und per Audiomitschnitt dokumentiert. Zudem fanden mit einigen der Workshopteilnehmer auch nach ihrer Entlassung mehrere Theaterproben in Duisburg statt. Die Aufführung bestand aus dem Produzierten der ersten Arbeitsphase (in der JAA) sowie dem der zweiten Arbeitsphase (in Theaterproben in Duisburg).

Premiere: 7. Juni 2007, Kulturzentrale HundertMeister, Duisburg

Weitere Aufführung:
16. Juni 2007 im TAD LOKAL, Duisburg

Eine Audiodatei der in den Aufführungen verwandten Tonspuren sowie das Textbuch zur Inszenierung erhalten Sie bei Interesse über info@theater-arbeit-duisburg.de



Gefördert durch:

               

  


Aktion Mensch (Programm: Die Gesellschafter), Stadt Duisburg (Kulturbüro und Jugendamt), Landeshauptstadt Düsseldorf (Jugendamt), Theresia-Zander-Stiftung (Mülheim a.d. Ruhr.), Verein für Bewährungshilfe e.V. (Düsseldorf).