myrite maduse labyrinthisch

monika-gedächtnisseite

vogelflug der medusa-zyklus stand am ende meiner polytoxischen zeit und am beginn der entdeckung der schrecken meiner kindheit. sie sind meine analyse von einigem gewesen, was mich hinderte, hinzuschauen und zu urinnern. aber auch die bereitschaft mich neu einzulassen und die dinge anders zu sehen und anzupacken ist teil des zyklus. es war die begegnung mit monika und ihrer abgrundtiefen verzweiflung und sprachlosigkeit,die mich damals prägte. ich habe ostern 1996 auf mallorca von ihr geträumt und sie zog und flog frei und ungebunden durch die lande, traf mich dabei wieder. ein gutes jahr später benachrichtigte mich ihr bruder von ihrem unerwarteten tod. meine welt war nahe dem zusammenbruch, da sie 10 jahre clean war und so instabil durch die gewalt ihrer kindheit, daß sie selbstbeschädigung zum sich-spüren brauchte und wieder rückfällig wurde durch die medikamente. ich dachte, meine eigene zeit tickt ab und alle mühe fühlte sich umsonst an. doch meine 10 jahre sind bald vorbei und ich über/lebe noch, clean... einer dieser texte: in deinen armen ist im buch über-leben erschienen.
in deinen armen entgegen kommen du warst ´ne fremde lust hart an der grenze III hera, du und ich
 

II: DIE WEISS-ROTE
(für monika r.,
"ohne grund", "einfach so" hinübergegangen
april 1996)

 

BEGINN EINER REISE

1 : DU WARST ´NE FREMDE FÜR MICH

Und ich für dich /Natürlich. Doch dann geschah´s...

 

Mit dir will ich fliegen
überallhin;
deine Augen, sie heben mich ab
- und meine Augen
dich -
in aller Selbstverständlichkeit,
wo gerade nur Reden war,
Vertrautheit durch Reden;
doch Sprache schien urschöpft,
Hineintauchen in Augen,
das Tor der Seele, nicht.

Bei der Mondin waren wir bereits
mit Leichtigkeit.
Unsere Hände,
sie finden einander.
Wir streicheln uns,
hinauf zur Sonne,
zu den Planeten,
ins Weltall,
weit weit fort
ins Land unserer Seelen,
das, was sie Ausland nennen,
für sie unerreichbar,
die - manchmal -
unurträglichen Heteros und Heteras.

Auf tausend Arten
umarmst du mich,
explodierst mit mir in Küssen,
egal, was wir tun.
Wir berühren uns
tief im inneren,
weil wir bei uns sind,
mitteilungsbedürftig
im Rausch unserer Sinne.
Alles hat Sinn;
wir lieben uns
überallhin,
urleben gemeinsam,
urfahren uns selbst.
Sieh,wie uns zu lieben
lebendig macht.

LUST (6/92)

das wir können,
wenn wir wollen,
ist das einzige,
was zählt.
machen ist nur
eine folge,
eigen-mächtige
mit-teilende
entscheidungs-freiheit,
oder unausweichlich
- konsequenz?

2: HERA, DU UND ICH

Gut, daß es Hera gibt,
die Blitzeschleuderin,
die das patriarchale,
heterosexistische
Donnergrollen
eines Zeus
verblassen läßt,

so strahlend erfahren wir

ihre Macht.

Wie gut sie trifft,
mitten ins Herz
- die rechte Zeit, der rechte Ort -
wir teilen es mit-einander.

Die lächerlichen Pfeile
eines Eros/Amor
sind dagegen nur
Mückenstiche,
gehen nicht einmal
unter die Haut,
dort , wo wir uns begegnen,
zusammentreffen
- die rechte Zeit, der rechte Ort -
und - manchmal -
explosionsartig
verschmelzen.

3: ENTGEGENKOMMEN

Ewig,
ewige
grenzgängerinnen
sind wir,
immer bereit,
unseren grenzen
zu begegnen,
auch wenn uns oft
die frei-willigkeit,
die not-wendigkeit
unseres tuns entgeht.

jetzt, wo wir uns
der klarheit
unserer wahr-nehmung,
unserer ur-innerung
stellen,
nicht mehr in dumpfem
schmerz
und scheinbarer freude
dahinvegetieren,
gewillt und fähig,
den bann
vorgeblich
unveränderlicher
selbstzerstörung zu lösen,
tanzen wir uns
unserer freiheit,
unserer ganzheit,
unserer lebendigkeit
entgegen,
in manchmal
urnüchternder
leiden-schaf(f)t-lichkeit.
wachen sinnes und
frohen mutes
trotzen wir
allem.

 

ms 10/15/24.8.90

HART AN DER GRENZE III

1

hart an der grenze
mal wieder / wie immer scheint es mir
gerade im gegenseitigen begegnen
dem was mich verlieben läßt
wenn ich denke/ fühle/ wahrnehme
daß du mir entgegen kommst
so nah & tiefer als unter die haut.
eigentlich war ich dabei
zu mir zu kommen / bei mir zu bleiben
& mich schätzen zu lernen
ursprünglich nur weil ich immer
stehen gelassen wurde wenn ich
mit wem auch immer (ihr?/ dir?)
losging
mich endlich eingelassen hatte
hart auftraf auf den boden
der tatsachen
wenn ich mich von mir
unendlich weit
- unwiederbringlich? -
entfernt hatte.
ich habe hinschauen gelernt bei mir
und mich gemocht
und mochte daß du mochtest was du sahst
und ich zeig(t)e mich ganz
stück für stück und nach und nach.
dieses gegenseitige urkennen in uns beiden
es läßt mich bei dir sein
urmöglicht mein bei mir sein
läßt mich manchmal dir öffnen
- totales streicheln -
daß jede berührung,
egal, was wir tun
eine einzige welle wird,
ein einziges beben und
vibrieren meines leibes.
mein unterleib,
die leidige, schmerzliche
verkrampfung,
so entspannt & locker, so lebendig
war sie nie,
unser ineinanderfließen
so schön wie eine orgy
ein einziger höhepunkt
& schreiend nach der erfüllung
mit dir/ durch dich.
ich habe gelernt zufrieden zu sein
mit wenig & du gibst mir so viel,
ich teile mit dir (fast) alles,
natürlich nicht, aber manchmal nahe dran.
dennoch dieses gefühl von
zurückgewiesensein,
meine verletztheit,
weil das urkennen, unsere zärtlichkeit
schlug in lust um,
diese plötzliche anwesenheit
des weiter-gehen-wollens
bis zur orgy
läßt zu nah,
zu verwickelt urscheinen,
alle unschuld verschwinden.
wir lassen uns total ein,
verweigern uns dennoch,
als wäre sexualität miteinander zu teilen
nicht einfach ein teil des schönen,
was eh immer unter unsere haut gleitet
& uns mitreißt,
vielleicht ein ankommen
in einer art ziel oder
auf dem gipfel,
aber nicht der zweck oder das ziel.
verwickelter als mit dir kann ich
garnicht sein, so sehr schreit mein körper
nach deinem begehren,
mit dir unendlich viel zu teilen,
dem immer mehr,
daß dich froh sein läßt,
mit mir nicht in einer stadt zu wohnen.
nur so haben wir die chance, na klar,
miteinander zu sein,
so vollständig wie möglich
und dennoch jede für sich,
natürliche grenze, sich nicht zu
verlieren bei größter intensität
der begegnung.
ich habe dies als chance gesehen,
die chance, die du auch sahst,
(mein) mit-mir-selbst-sein zu lernen,
mein mich selbst annehmen
& die totale annahme miteinander
ohne die hemmung der angst, sich selbst
nicht mehr wiederzufinden, weil nur
noch die sucht nach dem wir besteht,
oder das kreisen um die andere.
keine andere will ich so tief in mich
ranlassen, keine, die mir räumlich
zu nah ist, weil ich mich mit sicherheit
verliere.
und dennoch, manchmal wollte ich schon wegrennen
zu einer, die näher wohnt
& dennoch abstand zu schätzen weiß,
nähemufflig ist,
fühle mich immer wieder als
verräterin dann,
vor allem, als renne ich vor mir fort,
der herausforderung,
die du mir stellst.

 

2

plötzlich mein wiederurkennen
in uns beiden,
die alles anders machen wollten,
die wiederholung der zurückweisung,
als ich mich ganz gab,
bei mir angeblich
und dennoch:
ganz auf dich fixiert.
es sind halt so viele schocks,
oft heilsame,
die wir miteinander auslösen,
soviel, was wir immer wieder lernen müssen,
die vertrautheit der körper,
die immer wieder neu urfühlt sein will,
manchmal so ferne scheint
& plötzlich ist sie da;
alleine schon, daß es nur möglich ist,
sich gegenseitig zu verlieben,
weil unsere zeit begrenzt war,
war ein schock,
allein schon die tiefe der seelischen nähe,
die tiefe des begehrens,
die tiefe der verletzung bei abschied
oder nicht weiterzugehen,
weil eine zu verbrennen scheint,
sich (vielleicht) nicht mehr lösen kann,
vielleicht zu große sehnsucht
in einen fernen ort mitnimmt.
was läßt uns glauben, wir hätten nicht das recht,
uns alles schöne miteinander zu gönnen,
gerade, weil wir uns oft nicht leiblich/
leibhaftig miteinander haben;
was läßt uns denken, es wäre wichtiger,
sich erst einmal alleine anzunehmen,
ausschließlich alleine,
was macht uns angst voreinander,
diese wahn-sinnige intensität,
die verschmelzung vor derr orgasma;
das wissen um störungen von außen,
orgasma-schwierigkeiten,
das manchmal-nicht-vollkommen-beieinander-sein-können,
weil eine nicht ankommen kann
aus dem alltag oder der angst.
heilsam war zu urleben,
daß mein mit mir selbst sein,
meine körperin alleine zu urfahren,
möglich ist im vertrauen auf dich,
das erste mal ganz einfach in gedanken
& gefühl bei der anderen, dir, zu sein dabei
& ohne scham & schuldgefühle,
dich zu mißbrauchen
statt mehr oder weniger gräßlicher
notbehelfs-phantasien.
ich merke immer mehr, wieviel mir fehlt,
wenn ich mich allein urkunde,
warum ich oft unfähig scheine,
zur orgy zu kommen,
angespannt, voll spannung,
aber lustlos bin.
dieser automatismus,
das überdruckventil,
das bloße entladen,
keine befriedigung sondern urleichterung,
weil das miteinander eine ganz andere,
warme, hautlose qualität besitzt.
ich liebe, mit dir zu teilen,
übergangslos von zärtlichkeit
in exstase und lust,
ins beben zu gleiten;
und dennoch:
dein ausweichen, abbrechen,
dein rückzug, deine aggression auf diesen
plötzlich anwesenden wechsel
macht mich oft ratlos, verletzt, verlegen,
beschämt, wütend.
Meine lust ist plötzlich
meine ureigenste eigenschaft, mein bedürfnis,
obwohl ich mit dir in das unbekannte land
sanft entglitt,
dir vertraute,
das egal-wie-weit-wir-gehen dir anvertraute.
Du urnüchterst mich aus angst
vor den folgen für dich,
deinem verwickeln;
ich falle aus allen wolken
der gemeinsamkeit
in das all-ein-sein mit mir,
den anderen energiezustand,
der mich nicht dampf ablassen läßt,
keine eruption,
nur nachbeben,
weil ich hand anlegen kann an mich
in deinem beisein,
doch nicht genügend,
um bei mir zu sein,
ungehemmt,
in gedanken/gefühlen bei dir,
trotz daß du urlaubst,
zu explodieren vor lust.
Ich blockiere mich, behindere mich,
bin mir zu,
dir zu offen
und weiß die wunden erst zu schließen,
als du mir klarmachst, welche gratwanderung du mit mir unternimmst:
ich lasse mich ein auf zärtlichkeit,
auch wenn´s mich mehr aufwühlt als du mit mir leben magst.
so ausgehungert & lernbereit sind wir beide,
so wichtig sind wir uns trotz unseres vereinzelt-seins,
sind freundinnen,
auch wenn ein wir
nur spontane, kurze begegnung bleibt.

3

urwartung & klammern
an ein morgen mit dir
als ob wir losgehen müßten
über alle grenzen
miteinander
statt es einfach zu können
oder zu tun (oder auch nicht),
das ist das ende der unschuld,
die befangenheit.
im heute zu bleiben,
egal , wohin und wieweit
es uns führt,
egal, wer von uns einhalt wünscht,
die andere sein läßt
mit sich selbst,
dies urmöglicht uns wieder und wieder
zu begegnen
im liebevollen aufeinanderzugehen
und bestehen lassen
gewollter not-wendiger
grenzen.

4

meine ungeduld -
obwohl ich mich angenommen fühle
mit dir und wohl auch jetzt -
und dennoch, wie sehr plagt sie mich.
aus meiner beschaulichkeit reißt sie mich heraus
immer wieder
und immer wieder zurückgedrängt
taucht sie auf als störenfried:
in meinem neben dir
mit mir sein
einfach im selben raum jede für sich
behindert sie mich,
will ich dir doch nah sein, näher,
dich in den arm nehmen , jetzt,
am liebsten dich streicheln, intensität,
vieleicht nur kurz dich spüren,
mich bemerkbar machen dir,
die ihr zurückgezogen sein so dringend braucht.
dich trösten in deinem schmerz und dich -
nicht-annehmen, klar,
aber auch diese distanz durchbrechen,
die mich auf mich zurückwirft,
als wäre es endgültig
& nicht nur auf zeit.
diese unnahbarkeit schürt meine ungeduld,
die kleine geste deines blickes hin und wieder
reicht nicht aus,
ist der beruhigende, notwendige tropfen,
der meine geduld um so mehr anstachelt.
die kleine, sanfte, kurze berührung,
nach der ich mich sehne,
sie urscheint mir so falsch,
so penetrant, so sehr zuviel,
daß ich urstarre, unfähig ,
auf dich zuzugehen,
als ob meine nähe gift wäre
in deinem mit-dir-sein.
geduldig mit mir sein,
wo mein begehren, meine lust,
mein dir nah-sein wollen beginnen,
quälend zu werden,
dir fern-sein trotz der räumlichen nähe
nur noch mehr sucht nach annahme,
beachtung, nähe erzeugt,
warum ist das so schwer.
ein kleiner schritt, und doch das gefühl,
in einen abgrund zu taumeln,
die fremdheit, die so penetrant und
unwiederruflich im raum scheint.
urlöse mich, entfessle mich
von meiner angst, meiner ungeduld,
dem wie zwanghaften
und dennoch natürlichen begehren
oder der einengenden not-wendigkeit.
du spürst meine unruhe,
streichst mir über den kopf,
eine der vielen, ach so wenigen gesten,
die einfach so wenig erscheinen,
weil ich warte, immer wieder warte,
daß du sie mir schenkst.
meine eigeninitiative fehlt mir,
"meine ungeduld stört mich",
ich rede wie um den heißen brei,
als du wissen willst,
traue mich, dir mein begehren zu sagen,
dich in den arm zu nehmen,
zu spüren einen moment lang,
tu´s einfach in einem unendlichen,
uns umfangenden augenblick.
"mir ist im moment so wenig danach",
das, was ich bereits weiß,
ohne daß du mich verletzt,
ohne daß ich´s gegen mich richte,
zeigst du´s mir und mein "ich weiß"
ist meine art, dir mein einverständnis zu geben,
mein vertrauen und die dankbarkeit
für diesen einen unendlich wertvollen moment,
wo du mich mit meinem begehren nach zärtlichkeit,
nach eigeninitiative nicht zurückstößt.

5

und siehe, kein porzellan ward zerschlagen,
den schritt zu wagen hilft.
das annehmen des aushaltens,
des wartens fällt plötzlich so leicht
dann, als die kerze verlischt,
du mir sagst,"es soll wohl heißen,
laß uns schlafen gehen",
ich antworte "ja" und du unterstellst
mir das, was ich vermisse,
begehren miteinander zu leben,
da balgen wir uns,
weil ich mich sträube gegen dein wissen,
dich anzunehmen in deinem abgrenzen
und doch mehr zu wünschen.
wir gleiten in unendlich
heftiges streicheln ohne grenzen,
ohne ziel,
ohne den zwang, weiterzugehen.
dort, wo wir innehalten,
vielleicht wieder, weil der
fließende übergang
so erschreckend sein kann,
so verunsichernd,
wer wessen grenze jetzt überschreitet,
gibt uns dennoch das schönste
für heute, die krönung,
das wissen umeinander, wie heftig unser begehren,
unser uns annehmen sein kann
jenseits dem, was sexualität
genannt wird;
die exstase der zärtlichkeit,
des streichelns,
die explosion von herz & haut,
egal, was danach kommt,
wohin wir gleiten,
denn innerhalb der grenzen,
die wir öffnen und schließen,
ohne scham & schuldgefühl gegeneinander,
weil wir lernen,
geduldig & wahrhaftig & vollkommen anzunehmen,
wo jede gerade stehen bleiben will,
geschieht so vieles.
und keine begegnung,
so viele kommen mögen,
ist gleich,
nur einfach wunderschön.

IN DEINEN ARMEN (7/92)

1

drüber reden, wenn ur-innerung
in intimität einbricht -
wie schwer von alter scham & schuld
& verletzbarkeit zu trennen,
wie schlimm, all dies in mir zu verbergen,
den schmerz, weil ich´s schöne
ur-leben mit dir
niederreiß.
das erste mal nach der langen
zeit des abstands,
der mißverständnisse,
des in-mich-projizierens
deines mißbraucht-worden-seins,
des meine gefühle von deiner
reaktion abhängig-machens,
der schmerzhaftewn rückkehr
zum blick auf mich selbst,
auf die, die mein mißbraucht-worden-sein,
mein nicht-wissen-wollen aus mir gemacht hat.
endlich wieder authentisch mit dir,
wir beide bereit, uns miteinander einzulassen,
jede anzunehmen und zu sein, wie jede ist.
doch plötzlich, der bruch ist wieder da,
diesmal bin ich´s, die aus dem raum-zeit-gefüge,
dem hier und jetzt mit dir,
geschleudert wird.
"willst du, daß ich zärtlich zu dir bin,
daß ich dich streichel?",
was von dir liebevoll gemeint ist, ob du
mich sexuell berühren darfst,
die dich gersade zu orgasma begleitet hat,
urschreckt mich zutiefst:
wieso fragst du mich, ob ichg spür, daß du
mich streichelst?
"na klar", wie mit aller selbstverständlichkeit
antworte ich, überspiele gekonnt,
ich weiß nicht, welche wahrnehmung jetzt stimmt.
in meiner abwehr und meinem mißtrauen gegen dich,
meiner offensichtlichen, dir nicht
gezeigten überreaktion,
meiner angst vor meinen zu starken
gefühlen dir gegenüber,
plötzlich werden mir die parallellen bewußt,
die sich im zusammensein mit dir schnitten,
wo ich mit dir nur noch befreundet sein wollte,
mir mein begehren verbot,
wieder meinen gefühlen, meiner mit dir
ur-wachenden sehnsucht nicht traute.
der übergang von gewollter zärtlichkeit
zu damals ungewollter sexualität,
das zwischen meine beine gehen meines
vaters, meines großvaters, wenn ich
ja zur zärtlichkeit gesagt habe,
du holtest es hervor im
ungeschütztesten moment mit dir.

scham ur-füllt mich, jetzt gleichzusetzen,
was doch nicht gleich ist,
reden zu müssen und es mit dir,
die es allein angeht, nicht zu können.

2

diesmal, das 2. mal gewollter intimität,
geschieht, was mit mir alleine bereits geschah:
die hand, die ich will, die mich streichelt,
orgasma zutreibt,
meine hand, deine hand;
und dennoch - ich bin wieder kind,
es ist mein (groß)vater,
noch gesichtsloser mißbraucher
meines vertrauens,
der mich unurbittlich
meiner lust, meiner "mitschuld"
entgegenjagt
"daddy, bitte nicht", als ich beinahe ausspreche
in deinem beisein,
zärtlich-lustvoll, scham- & angstvoll
im zwiespalt taumle,
da wache ich beschämt im orgiastiaschen fluß
mit dir auf,
schalte verstand ein und mein
gefühl bricht ab,
mein körper wird taub,
meine cli verschwindet in meinem innern,
war da gerade noch lust mit dir?
dennoch - du bist da, deine berührung,
dein streicheln ist trost
trotz des einbruchs nie vergangenen grauens,
auch wenn ich mich (noch) schäme zu reden,
noch immer gegen mich richte
zu deinem falsch verstandenen schutz
statt auf die täter wut zu haben.
was du mir gibst ist geborgenheit,
der sichere ort deiner arme,
in denen mein körper
ur-innerung ausschwitzt.
wie lange noch?

3

wie schützt du dich,
wie bleibst du im miteinander im hier und jetzt?
wie fließt du im genuß zum ziel?
warum trennt der mißbrauch immer wieder,
warum haben die täter noch soviel macht?
schließt sich das, was du magst und ich mag,
aus, weil dein und mein mißbrauch
unterschiedlich war, dein und mein
schutz so anders aussehen, andere
lösungen ur-fordern,
weil du das vaginale verbannst und mich
die clitorale zärtlichkeit
ur-innert,ur-schreckt?
wieweit geht unser vertrauen auf verständnis
und einfühlung der anderen,
das gegenseitige annehmen, wie jede ist,
wenn ich außer mir, wenn ich im inneren
kreis bin, un-ur-reichbar.
nur wir betroffenen haben die chance,
zu begreifen, worauf es ankommt,
weil jede lernt,
sich zu kennen, auch die eigenen grenzen.
wirklich?
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