myrite maduse überlebensfreude
der medusa-zyklus stand am ende meiner polytoxischen zeit und am beginn der entdeckung der schrecken meiner kindheit. sie sind meine analyse von einigem gewesen, was mich hinderte, hinzuschauen und zu urinnern, vor allem meiner coabhängigkeit.

hart an der grenze I menschenfresserin hart an der grenze II Medusa II für monika
I. DIE SCHWARZ-WEISSE
HART AN DER GRENZE I
meine größte belastungsprobe
auf mich all-ein gestellt zu sein
o nein nicht immer
keine/keiner läßt mich fallen
aber laufen lernen muß ich selber
mir vertrauensvoll
ins medusenantlitz
zu schauen.
keine/keiner, hinter der ich
mich verstecken kann
niemensch, zu der/dem ich
vor mir fortlaufen kann
hinterm rockzipfel verstecken
oder unter der maske
der/dem zu geben
die mich grade braucht.
lange genug habe ichs getan
unter dem tarnmantel
der gutherzigkeit und gutmütigkeit
der scheinbaren stärke
dem schleier der nächstenliebe
der maske des begehrens
dort habe ich
mein grauen versteckt
meine intensität
die ich nie willens war
anders zu urleben
zu verdecken als
selbstzerstörung
verbrennen an mir selbst
mich nicht urtragen können
mir selbst zuviel sein...
viele namen gab ich dir
und ihr wart alle
meine tricks
meine schutzmauern
vor mir selbst.
nicht aus mir heraus
sein zu können
weil ich mir zu wenig bin
als hätte ein leben
nur mit freu(n)d/inn/en
keinen sinn.

meine intensität
nicht aushalten können
manchmal auch
diese unbewegtheit
unbeweglichkeit
starrsinn
ruhe vor dem sturm.
ihr alle rührtet mich
wühltet mich auf
beruhigtet mich irgendwie
weil ihr mich in atem hieltet
mich ablenktet von mir selbst
ich bewegte mich
mit euren höhen und tiefen
als ob ich keine hätte versteckte mich
vor schrecklichen untiefen
meinem schlangenhaften
medusenhaupt
auch wenn ich mich betrog
um mich
meine unsicheren wasser
meine trügerischen gefühle.
bei euch war ich sicher...
und dennoch
ewig dieses morgen-grau
en im halbschlaf mir zu begegnen
schutzlos ohne
(deine) nähe.
mich geborgen zu fühlen
ohne mich zu verkaufen
an männer die mir ihren
sex als unvermeidbar
und ihre angebliche
hilflosigkeit andrehen
oder weil ich meine
schutzlosigkeit und bedürftigke
it trotz meiner lust
hinter deinen ängsten
deiner schutzlosigkeit
verstecke
lust und begehren meinerseits
verdränge
in meinen festungsmauern genießend berge
um dich nicht auszunutzen
dir macht zuspiele
die keine von uns hat.
darum geht´s einfach
nicht
bis du lustlos mit mir bist
hart an der grenze
des urträglichen.
ich leide
will leiden
nehme meine selbstzerstöru
ng die ich all-eine
nicht aushalt
e mit in deine geschützte burg.
dann eines tages
schließt du die tür..
die absolutheit
die ich brauche
um mich nicht mehr
zu sehen
weil wir ein-ig sind
ist immer schon urtrinken
gewesen im strudel des
sich halbierens
und abhängig machens
du nimmst dir andere
um vor dir wegzulaufen
und ich wehklage
warum willst du
mich nicht
(an)sehen
dich mir nicht öffnen
warum muß ich selbst
mich im spiegel
meiner seele urtragen.
warum muß ich
mich mir öffnen
wo ich immer nur
offen sein wollte
für dich
und du offen für mich
natürlich
ein gegenseitiges verantworten
und last tragen
statt sich selbst
anzunehmen.
nimm mich an
wie ich bin
ich kann meine last
nicht all-eine tragen
wälze meine verantwortung
für mich ab
die du mich ansiehst
als alltägliche belastung
die wir uns gegenseitig
die welt auf die schultern bürden
dann wird die eine
der anderen zuviel
natürlicher lauf der dinge ist es
doch unnatürlich unter dem
deckmantel von
freund/in/schaft
nächstenliebe
begehren
brauchen gebraucht-werden
sich selbst zu verstecken
. alles unter dem anspruch
sich vor der anderen
nicht zu verbergen
und sich selber abzugeben
an die andere
der ich vertraue
die schon macht
für mich
gegenseitiges
gleichwertiges
gleich-gültiges
miteinander
bis wir genug
geteilt und
gelitten haben.
jede die krücke der anderen
statt auf eigenen krücken
sich mitzuteilen
laufenzulernen
jede vollständig
im bewußtsein
des eigenen selbstes
des eigenen urkennens
und nicht des anblicks
der nacktheit
des gegenseitigen
entblößens
bloß-seins
ausziehens bis zum
geht-nicht-mehr
haut und knochen.

freund/in/schaften
bekommen wi(e)der sinn
weil sie bremsen sind
beim unendlichen fall
zur erde
in den tiefen brunnen
des selbst
aber keine fesseln
kein aufhalten
getarnt
als haltetau
keine mauer
vor sich selbst.

hilfe ja
aber keine fluchtmöglichkeit
unter egal welcher tünche
in egal wessen
unpassenden kleidern
verbundenheit oder in fallstricken
aneinandergekettet
stolperstein
sich gegenseitig
an freier entfaltung hindernd
auf den füßen stehen.
auf meinen eigenen
füßen stehen
begegnen
dir und anderen
mit helfender hand
mit lust
mit begehren
mit losge(h)lassenheit
gelöstheit
unverkrampft
entfesselt so wie uns danach ist.
die, die mir heute sagte
ich sei chaotisch und
mich monatelang stehen ließ
weil ich im startloch stehe
wieder nur auswechseln
mein leben von ´ner anderen
abhängig machen will
statt kraft im
gegenseitigen begegnen
als ganze zu üben
(für mehr langt´s noch nicht).
und immer wieder
ins eigene antlitz schauen
voll schrecken
schon wieder mal
mich all-eine urtragen zu müssen
weil ich mich nur noch
in ihr wiederfinden möchte
mich wieder nur zur
hälfte mache
(wenn nicht gar zum anhängsel)
sie zwingt mich zu sehen
es gibt sie
die echte verbundenheit
die ich zu freundinnen habe
auch wenn ich mich immer noch
abhängig mache
als wäre ich ihre
marionette
an ihren lebensfäden
als wären sie
mein roter faden
in meinem inneren
chaos
und doch wollen sie garnicht
daß ich mich
um sie drehe
außer sie brauchen mich gerade.

ich muß mein leben
selbst in die hand nehmen
soviel davon wie nur
irgend möglich ist d
en rest kann ich ruhig
aus der hand geben
ohne schlechtes gewissen zu haben
ohne unverantwortlich
gegen mich zu sein
und voll vertrauen.
ich kann erst neu begegnen
und mich öffnen
ohne mich abzugeben
mich fallenlassen
ohne aufzuprallen
wenn alle verstrickungen
die ich benenne
wie immer ich will
(meine trickkiste
ist wahrhaft reichhaltig)
mich frei sein lassen
frei fallend
frei fliegend
frei gehend
bis ich wieder in die

falle gehe
meine eigene oder
die einer anderen
verblendeten
die mich ganz will
für sich
um sich vor sich
zu verstecken
auf mich abzuwälzen
oder mit mir zuzudecken.
ich werd´s urleben
wer wieder wen
aufs kreuz legt
unter den ab/gründen der
besten absichten.
verpflichtung
die mich hindert
eine beziehung zu leben
ist trugbild
aber isolation und abhängigkeit
zu brechen ist selbstschutz und wahre
gegen-seitige hilfe.
moéve myrite, die sich in / in sich medusa erkennt,den 29.6.90

MENSCHENFRESSERIN
als du mir heute sagtest,
sie wäre nach einer woche dich
nicht sehen,
von dir abgeschnitten sein
dem selbstmord nahe gewesen,
von sich selbst abgeschnitten,
habe ich mich selbst gesehen:
wie ich mit dir und anderen war,
ein klotz am bein
meiner
und deiner entwicklung.
die verantwortung,
die sie dir überträgt
unter dem deckmantel
von vertrauen,
sehnsucht,
willst du sie wirklich
annehmen,
eine last,
die die lust des begegnens
zerdrücken wird,
weil sie
ihr leben
dir aufbürdet,
ihre lebendigkeit
von dir abhängig
macht,
dich nicht mehr
sehen läßt,
daß sie dich blind macht,
dich nicht mehr sehen läßt
und andere,
die du stehen läßt,
weil sie dir klotz
am bein geworden sind.
selbst mit deinem kleinen
finger wären sie zufrieden
statt deiner hilfreichen
hand.
sie - will dich ganz
mit haut und haar.
ich war genau so
und habe oft bereut
und gelitten,
nicht alles getan zu haben,
um dich zu halten,
an mich zu binden,
mit all meiner macht
an mich zu ketten,
wollte faires,
gleichwertiges entwickeln,
jede wie sie ist
und bereue nicht,
deshalb den schmerz
des urkennens zu durchleben,
wie schrecklich ich
zu mir war
und ach wie gut
zu dir.
erst jetzt entfesselt
miteinander sein
jenseits der gefahr
zu ursticken aneinander
beim gegenseitigen
gierigen verschlingen.
die hexe, die im kessel rührt

moéve myrite maduse 30.6.90/3.11.92

HART AN DER GRENZE II
gestern die peinlichkeit
eine freundin dazuhaben
deren bloßes dasein mir
oft gut tut
halt gibt
beruhigt
die unsichtbare
spürbare grenze
die zwischen uns ist
außer selten
eine einfache
selbst-verständliche art
zweier neben-ein-ander
keine zärtlichkeit
vermißt
wenn meine tricks
mich schmerzen lassen
meinen bauch krampfen
mein gesicht verzerrt
die ruhe vor dem
tränennassen
sturm
urplötzlich dahin
ich heule
diesmal nicht vor wut
sondern vor verzweiflung
als sie gehen will
auf dem sprung
bin bereit zu reden
weil ich schwanger
mit mir selbst
mich zu zerstören
glaube
wenn ich mich
sehen muß
all-ein-stehend
verbunden mit freundinnen
die wie visionen
halluzinationen
voyeurismen
stille teilnahme
spiele
urzählen manchmal böser
aber mich beruhigender
geschichten eingreifen
als naturgewalt
über mich hereinbrechen.
ich sehe mich dann
nicht mehr
bin wie unheilschwanger
böse macht des universums
weil ich
nicht bei dir/ihr bin
ausgeschlossen von deinem tun.
dieses unheilvolle grummeln
in meiner seele
es nimmt gestalt an
weinzwang
der regen nach dem
ur/lösenden
nicht gegen dich
gerichteten gewitter
das auch nicht
mit blitz und donner
in mich einschlägt
wie so oft.
du bist da
redest mit mir
bist mir dennoch
fern
mit deinen gefühlen
zu fern
spürbar
beinahe wie entfremdet.
und dennoch...
einfach da
wie die notbremse
das ventil
das meine eigene
zerstörung verhindert
wieder reichst du mir
nicht die hand
wie so oft
wenn ich dich brauche
keine umarmung
keine schulter
kein arm der
mich hält.
"heul nicht",
weil´s für dich
das schlimmste ist
dich hilflos macht
dich vielleicht
ausgetrickst fühlen läßt.
später erfahre ich
hören-sagen
wieviel ich dir bedeute
trotz aller mauern
distanz und
verletzung
trotz allem selbstschutz
begreife die chance
des all/ein -gelassen-werdens
sich-nicht-abgenommen werdens
mir selbst ins antlitz
zu schauen
den tränenurfüllten brunnen
voller wunderbarer
manchmal auch urschreckender
gebrochener
spiegelbilder.
ich zittere mich durch
steige in den brunnen
die wache
visionen-
halluzination-erfüh/l/lte nacht
der holle
hekates
schreite durch das tor
das ich wachen und
geschlossenen auges
wahr-nehme
höre die stimme
des schrecklichen und
großen oz
tiefe männerstimme
als ob ich mich
mit den unheilvollen kräften
des friedhofs der
kuscheltiere
dem wendigo der micmacs
verbünden wollte
aufgeben meines willens
der dreifaltigen göttin
zu dienen
zu kapitulieren vor meiner
menschlichkeit
neid eifersucht haß und wut
den dämonischen einflüsterungen
des wild um uns schlagenden
kleinen teufels selbst-zerfleischung
doch was geschieht ist...
nichts davon.
ich habe mich jenseits
des tores begeben
jenseits der torin
danach meine möse urfühlt
trotz meines nachmitternächtlichen
zugefressenseins
weltliches pendant
zu meiner übermenschlichen fahrt
habe vertrauen gehabt
ohne bösen willen
ohne schuld-gefühle
stoße vor
zur annahme
des wahr-nehmens
meiner gestalt-gewordenen
gedanken und gefühle.
ich wache auf
schmerzvollgefressen
doch eins mit mir.
nicht der gegensatz
verletzlich offen
oder bedingungslos sein
in freundinschaften
denn hingabe und verströmen
ohne eigene grenzen
urschöpft und fo(e)rdert
kraft die andere oft
nicht haben
weil du geben willst
wenn du gebraucht wirst.
verbundenheit statt
ausschließlichkeit
das kosmische netzwerk
hält mich offen
für mich und für andere
läßt entwicklung
entfesselung
erst geschehen
die intensität des augenblicks
ohne fallstrick zu sein
hemmschuh.
muß mich der horror möglicher
psigewalten und außermenschlicher
mächte
wie christine,carrie,exo....
mich urinnern lassen
erst wieder zu IHR
führen
der spirituellen
unurschöpflichen
quelle des lebens?
ich werde versuchen
wieder positive bücher zu lesen
aktiven gesunden kontakt zu schaffen
zu schöpfen vor
von anderen unabhängiger
lebens-lust
lebens-freude
schrei(b)e bereits
sprudele über
trete über meine ufer
überschreite immer wieder grenzen
oder hangele hart an der grenze
kaum mehr belastbar
und blind-wütig
vor urschöpfung
und angst
auf dem zaun
reite auf dem zaun
wie so oft
der sonne entgegen
der morgendämmerung
die nicht mehr
morgen-grauen ist.
die hexen haben
mich wieder
die amazone
in mir urwacht
die gebärende
lebenskraft spendende
die liebende weil
welt-offene
wird erst möglich.
ich bin wieder
bei mir
- vorerst einmal.

moéve myrite maduse 30.6.90

in Prosa

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