der medusa-zyklus stand am ende meiner polytoxischen zeit und am beginn
der entdeckung der schrecken meiner kindheit. sie sind meine analyse von
einigem gewesen, was mich hinderte, hinzuschauen und zu urinnern, vor allem meiner coabhängigkeit.
ursprünglich unterm arbeitsstitel "seelenkochbuch" schrieb ich die
manuskripte tatsächlich in ein kochbuch meiner vorgegangenen freundin
wally.
Hart an der Grenze; Menschenfresserin Hart an der
Grenze II I. DIE SCHWARZ-WEISSE
HART AN DER GRENZE
meine größte belastungsprobe auf mich all-ein gestellt zu
sein - o nein nicht immer - keine/keiner läßt mich fallen,aber
laufen lernen muß ich selber,mir vertrauensvoll ins medusenantlitz
zu schauen.
keine/keiner, hinter der ich mich verstecken kann, niemensch, zu der/dem
ich vor mir fortlaufen kann, hinterm rockzipfel verstecken.
oder unter der maske der/dem zu geben, die mich grade braucht.
lange genug habe ichs getan unter dem tarnmantel der gutherzigkeit und
gutmütigkeit, der scheinbaren stärke, dem schleier der nächstenliebe,
der maske des begehrens, dort habe ich mein grauen versteckt, meine intensität,
die ich nie willens war anders zu erleben,zu verdecken als selbstzerstörung,
verbrennen an mir selbst,mich nicht urtragen können.
mir selbst zuviel sein...viele namen gab ich dir und ihr wart alle meine
tricks , meine schutzmauern, vor mir selbst.
nicht aus mir heraus sein zu können,weil ich mir zu wenig bin, als
hätte ein leben nur mit freu(n)d/inn/en keinen sinn.
meine intensität nicht aushalten können manchmal auch diese
unbewegtheit, unbeweglichkeit, starrsinn ,ruhe vor dem sturm.
ihr alle rührtet mich wühltet mich auf, beruhigtet mich irgendwie,
weil ihr mich in atem hieltet, mich ablenktet von mir selbst; ich bewegte
mich mit euren höhen und tiefen, als ob ich keine hätte, versteckte
mich vor schrecklichen untiefen, meinem schlangenhaften medusenhaupt,
auch wenn ich mich betrog, um mich meine unsicheren wasser, meine trügerischen
gefühle.
bei euch war ich sicher... und dennoch ewig dieses morgen-grauen im halbschlaf
mir zu begegnen schutzlos ohne (deine) nähe.
mich geborgen zu fühlen ohne mich zu verkaufen an männer, die
mir ihren sex als unvermeidbar und ihre angebliche hilflosigkeit andrehen
oder weil ich meine schutzlosigkeit und bedürftigkeit trotz meiner
lust hinter deinen ängsten deiner schutzlosigkeit verstecke lust
und begehren meinerseits verdränge in meinen festungsmauern genießend
berge, um dich nicht auszunutzen, dir macht zuspiele, die keine von uns
hat.
darum geht´s einfach nicht, bis du lustlos mit mir bist, hart an
der grenze des urträglichen.
ich leide, will leiden, nehme meine selbstzerstörung, die ich all-eine
nicht aushalte, mit in deine geschützte burg.
dann eines tages schließt du die tür... die absolutheit, die
ich brauche, um mich nicht mehr zu sehen, weil wir ein-ig sind, ist immer
schon urtrinken gewesen im strudel des sich halbierens und abhängig
machens; du nimmst dir andere, um vor dir wegzulaufen und ich wehklage,
warum willst du mich nicht (an)sehen, dich mir nicht öffnen; warum
muß ich selbst mich im spiegel meiner seele urtragen.
warum muß ich mich mir öffnen, wo ich immer nur offen sein
wollte für dich und du offen für mich natürlich, ein gegenseitiges
verantworten und last tragen statt sich selbst anzunehmen.
nimm mich an wie ich bi; ich kann meine last nicht all-eine tragen, wälze
meine verantwortung für mich ab, die du mich ansiehst als alltägliche
belastung, die wir uns gegenseitig die welt auf die schultern bürden;
dann wird die eine der anderen zuviel, natürlicher lauf der dinge
ist es, doch unnatürlich unter dem deckmantel von freund/in/schaft,
nächstenliebe, begehren, brauchen, gebraucht-werden, sich selbst
zu verstecken.
alles unter dem anspruch sich vor der anderen nicht zu verbergen und sich
selber abzugeben an die andere, der ich vertraue, die schon macht für
mich, gegenseitiges gleichwertiges gleich-gültiges miteinander, bis
wir genug geteilt und gelitten haben.
jede die krücke der anderen statt auf eigenen krücken sich mitzuteilen
laufenzulernen jede vollständig im bewußtsein des eigenen selbstes,
des eigenen urkennens und nicht des anblicks der nacktheit, des gegenseitigen
entblößens, bloß-seins, ausziehens bis zum geht-nicht-mehr,
haut und knochen.
freund/in/schaften bekommen wi(e)der sinn, weil sie bremsen sind beim
unendlichen fall zur erde in den tiefen brunnen des selbst, aber keine
fesseln, kein aufhalten, getarnt als haltetau, keine mauer vor sich selbst.
hilfe ja, aber keine fluchtmöglichkeit unter egal welcher tünche,
in egal wessen unpassenden kleidern.
verbundenheit oder in fallstricken aneinandergekettet, stolperstein, sich
gegenseitig an freier entfaltung hindernd auf den füßen stehen.
auf meinen eigenen füßen stehen, begegnen dir und anderen mit
helfender hand mit lust, mit begehren, mit losge(h)lassenheit, gelöstheit
unverkrampft entfesselt so wie uns danach ist.
die, die mir heute sagte, ich sei chaotisch und mich monatelang stehen
ließ, weil ich im startloch stehe, wieder nur auswechseln mein leben
von ´ner anderen abhängig machen will statt kraft im gegenseitigen
begegnen als ganze zu üben (für mehr langt´s noch nicht).
und immer wieder ins eigene antlitz schauen voll schrecken schon wieder
mal mich all-eine urtragen zu müssen, weil ich mich nur noch in ihr
wiederfinden möchte, mich wieder nur zur hälfte mache (wenn
nicht gar zum anhängsel), sie zwingt mich zu sehen, es gibt sie,
die echte verbundenheit, die ich zu freundinnen habe, auch wenn ich mich
immer noch abhängig mache als wäre ich ihre marionette an ihren
lebensfäden, als wären sie mein roter faden in meinem inneren
chaos und doch wollen sie garnicht, daß ich mich um sie drehe außer
sie brauchen mich gerade.
ich muß mein leben selbst in die hand nehmen soviel davon wie nur
irgend möglich ist, den rest kann ich ruhig aus der hand geben, ohne
schlechtes gewissen zu haben, ohne unverantwortlich gegen mich zu sein
und voll vertrauen.
ich kann erst neu begegnen und mich öffnen ohne mich abzugeben, mich
fallenlassen ohne aufzuprallen, wenn alle verstrickungen,die ich benenne
wie immer ich will (meine trickkiste ist wahrhaft reichhaltig) mich frei
sein lassen, frei fallend, frei fliegend, frei gehend, bis ich wieder
in die falle gehe, meine eigene oder die einer anderen verblendeten, die
mich ganz will für sich, um sich vor sich zu verstecken, auf mich
abzuwälzen oder mit mir zuzudecken.
ich werd´s urleben, wer wieder wen aufs kreuz legt unter den ab/gründen
der besten absichten.
verpflichtung, die mich hindert eine beziehung zu leben ist trugbild,
aber isolation und abhängigkeit zu brechen ist selbstschutz und wahre
gegen-seitige hilfe.
moéve myrite, die sich in / in sich medusa erkennt,den 29.6.90
MENSCHENFRESSERIN
als du mir heute sagtest, sie wäre nach einer woche dich nicht sehen, von dir abgeschnitten sein dem selbstmord nahe gewesen, von sich selbst abgeschnitten, habe ich mich selbst gesehen: wie ich mit dir und anderen war, ein klotz am bein meiner und deiner entwicklung. die verantwortung, die sie dir überträgt unter dem deckmantel von vertrauen, sehnsucht, willst du sie wirklich annehmen, eine last, die die lust des begegnens zerdrücken wird, weil sie ihr leben dir aufbürdet, ihre lebendigkeit von dir abhängig macht, dich nicht mehr sehen läßt, daß sie dich blind macht, dich nicht mehr sehen läßt und andere, die du stehen läßt, weil sie dir klotz am bein geworden sind. selbst mit deinem kleinen finger wären sie zufrieden statt deiner hilfreichen hand. sie - will dich ganz mit haut und haar. ich war genau so und habe oft bereut und gelitten, nicht alles getan zu haben, um dich zu halten, an mich zu binden, mit all meiner macht an mich zu ketten, wollte faires, gleichwertiges entwickeln, jede wie sie ist und bereue nicht, deshalb den schmerz des urkennens zu durchleben, wie schrecklich ich zu mir war und ach wie gut zu dir. erst jetzt entfesselt miteinander sein jenseits der gefahr zu ursticken aneinander beim gegenseitigen gierigen verschlingen. moéve myrite maduse 30.6.90/3.11.92
HART AN DER GRENZE II
gestern die peinlichkeit eine freundin dazuhaben, deren bloßes dasein mir oft gut tut, halt gibt, beruhigt, die unsichtbare spürbare grenze, die zwischen uns ist außer selten, eine einfache selbst-verständliche art zweier neben-ein-ander, keine zärtlichkeit vermißt, wenn meine tricks mich schmerzen lassen, meinen bauch krampfen, mein gesicht verzerrt, die ruhe vor dem tränennassen sturm urplötzlich dahin, ich heule diesmal nicht vor wut sondern vor verzweiflung, als sie gehen will, auf dem sprung bin, bereit zu reden, weil ich schwanger mit mir selbst mich zu zerstören glaube, wenn ich mich sehen muß all-ein-stehend verbunden mit freundinnen, die wie visionen, halluzinationen, voyeurismen stille teilnahme, spiele urzählen, manchmal böser aber mich beruhigender geschichten eingreifen als naturgewalt über mich hereinbrechen. ich sehe mich dann nicht mehr, bin wie unheilschwanger, böse macht des universums, weil ich nicht bei dir/ihr bin, ausgeschlossen von deinem tun. dieses unheilvolle grummeln in meiner seele es nimmt gestalt an, weinzwang, der regen nach dem ur/lösenden nicht gegen dich gerichteten gewitter, das auch nicht mit blitz und donner in mich einschlägt wie so oft. du bist da, redest mit mir, bist mir dennoch fern mit deinen gefühlen zu fern spürbar beinahe wie entfremdet. und dennoch... einfach da wie die notbremse, das ventil, das meine eigene zerstörung verhindert. wieder reichst du mir nicht die hand wie so oft, wenn ich dich brauche, keine umarmung, keine schulter, kein arm der mich hält. "heul nicht", weil´s für dich, das schlimmste ist dich hilflos macht, dich vielleicht ausgetrickst fühlen läßt. später urfahre ich hören-sagen, wieviel ich dir bedeute trotz aller mauern, distanz und verletzung, trotz allem selbstschutz begreife die chance des all/ein -gelassen-werdens, sich-nicht-abgenommen werdens, mir selbst ins antlitz zu schauen, den tränenurfüllten brunnen voller wunderbarer manchmal auch urschreckender gebrochener spiegelbilder. ich zittere mich durch , steige in den brunnen, die wache visionen-halluzination-urfüh/l/lte nacht der holle hekates, schreite durch das tor, das ich wachen und geschlossenen auges wahr-nehme, höre die stimme des schrecklichen und großen oz, tiefe männerstimme, als ob ich mich mit den unheilvollen kräften des friedhofs der kuscheltiere dem wendigo der micmacs verbünden wollte, aufgeben meines willens der dreifaltigen göttin zu dienen zu kapitulieren vor meiner menschlichkeit neid eifersucht haß und wut, den dämonischen einflüsterungen des wild um uns schlagenden kleinen teufels selbst-zerfleischung, doch was geschieht ist... nichts davon. ich habe mich jenseits des tores begeben, jenseits der torin, danach meine möse erfühlt trotz meines nachmitternächtlichen zugefressenseins weltliches pendant zu meiner übermenschlichen fahrt, habe vertrauen gehabt ohne bösen willen, ohne schuld-gefühle stoße vor zur annahme des wahr-nehmens meiner gestalt-gewordenen gedanken und gefühle. ich wache auf schmerzvollgefressen doch eins mit mir. nicht der gegensatz verletzlich offen oder bedingungslos sein in freundinschaften, denn hingabe und verströmen ohne eigene grenzen urschöpft und fo(e)rdert kraft, die andere oft nicht haben, weil du geben willst, wenn du gebraucht wirst. verbundenheit statt ausschließlichkeit, das kosmische netzwerk hält mich offen für mich und für andere läßt entwicklung entfesselung erst geschehen die intensität des augenblicks ohne fallstrick zu sein, hemmschuh. muß mich der horror möglicher psigewalten und außermenschlicher mächte wie christine,carrie,exo.... mich urinnern lassen erst wieder zu IHR führen der spirituellen unurschöpflichen quelle des lebens? ich werde versuchen wieder positive bücher zu lesen, aktiven gesunden kontakt zu schaffen, zu schöpfen vor von anderen unabhängiger lebens-lust lebens-freude schrei(b)e bereits, sprudele über, trete über meine ufer, überschreite immer wieder grenzen oder hangele hart an der grenze kaum mehr belastbar und blind-wütig vor urschöpfung und angst auf dem zaun, reite auf dem zaun wie so oft der sonne entgegen, der morgendämmerung, die nicht mehr morgen-grauen ist. die hexen haben mich wieder, die amazone in mir urwacht, die gebärende lebenskraft spendende, die liebende weil welt-offene wird erst möglich. ich bin wieder bei mir - vorerst einmal. moéve myrite maduse 30.6.90
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medusa II monika-gedächtnisseite
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