DER NAME DER SEELE
ich habe corrie angerufen
ihr von meinen
geburtswehen urzählt
daß ich mit mir schwanger war
als es mir gestern tierisch ging
ich mich durchgezittert habe
zu mir selbst.
keinen arzt habe ich nötig
es ist nur der tunnel
durch meine un-heimlichen
ungeheuren un-tiefen
der geburtskanal
den ich noch nicht urkannte
nur schreckvoll urlebte
trotz aller trancen bei denen
die neuwerdung
ganzwerdung so geschieht.
kannst du dich an meinen
neuen namen gewöhnen?
ich will medusa heißen
denn ich bin sie schon lange
seit jenem halloween-ritual
vor jahren
unwissend damals
daß alle schrecken
mir bevorstanden
die mir der name
das aussprechen und
annehmen meiner
schrecklichen natur
versprach.
dem enfant terrible
die pose mochte ich am liebsten
sträubten sich dann
wirklich damals alle
haare zu berge
so schlimm wurde die wirklichkeit
so wirksam war das grauen
das medusas haupt versprach
schlimmer als alles was vorher war.
und das,weil viele vor
meinem anblick,meiner
geschichte,meiner
intensität,meiner
eigen-art vor schreck
davonliefen
versteinert in ihren ansichten
ihren ängsten
ihrer lebendigkeit
so unbeweglich
daß sie mir meine
menschlichkeit nahmen
und ihre verloren.
eine herausforderung
wollte ich sein
ihre ängste in meinen augen
wi(e)dergespiegelt zu sehen
wir projizierten uns
gegenseitig
in meinem angstverzerrten
gesicht,das manchmal
auch zornentstellt war
oder heulen vor wut
vor hilflosigkeit
angesichts ihres
versteinernden starrsinns
lag mein entsetzen
vor der welt
meine eigene urstarrung
die mich bloßstellte.
und jetzt?
auf mich selbst geworfen
auf die eigenen füße gestellt
ohne mich hinter anderen
verstecken zu können
mußte ich in mein eigenes
schreckverzerrtes
antlitz schauen
die eigene urstarrung
loslassen
die angst vor meinem
spiegelbild
meinen projektionen
im brunnen
zu meiner seele
urlösen.
ich versteinerte nicht
nahm mich wieder an
urkannte...
medusas freundliche seite.
ich heiße marita
in den gruppen sage ich
ich bin
um zu zeigen
ich bin eins mit mir.
doch marita
ehefrau
der name steht für die
die sich hinter anderen
versteckt
vor sich davonläuft
als wäre ich all-eine
mir tödlich
unlebendig
lebensunwert
sinn- und nutzlos.
also heiße ich marita
und bin
mein seelenname
medusa
die sich nicht mehr fürchtet
sich nicht mehr ausweicht
dem eigenen grauen standhält
und hindurchgeht
weil jeder andere preis
jenseits von frei-willigkeit
zu hoch sein kann.
sich selbst nicht mehr
zu finden
weil ich mich
in anderen verliere
zu wenig kriege und
zurückstecken muß
kastrierte beziehung
oder verkaufen und
anpassen an
männer,die mich
verformen zu
ihren zwecken.
in IHREM namen
mit meiner seele
auf der zunge vergesse ich nie
mich
verliere nie meine ganzheit
denn du
teilst mit mir
urinnerung
an die reise
in meine ureigensten tiefen
wer immer du bist
wann immer ich dich
wähle.
|
bist du bereit
für deinen namen
dein ganzes sein
das mir begegnet
jetzt und immer wieder
und ohne mich genauso
schön und vollständig
deine seele
zum klingen bringt
dich immer an deine
ganzheit
dein aus dir heraus sein
urinnert
dich hindert
vor lauter mit-teilen
an mir zu hängen
dir zuwenig
und mir zuviel
jede für immer verändert
und nicht mehr
sie selbst.
der tanz der amazonen
und hexen
ist ein verschmelzen zweier
ganzer im hier und jetzt
um entfesselt und losge(h)lassen
lust zu spüren für...
wieder und wieder.
die urinnerung ist wie
ein bleibender
haftender hauch deiner
seele.
keiner fehlt was
keiner wurde genommen
keine ist beraubt
und behindert
es ist bereicherung
weil jede eigenständig bleibt
lebensfähig
selbst wenn die umstände
ein neues miteinander
hindern.
das wunderbare bleibt
ist unvergessener bestandteil
da eigenes urleben
gespeichert als gegenseitige
kraft
ein wissen voneinander
durch den hingehauchten
seelennamen.
myrite-medusa 1.7.90
MISERY NEEDS COMPANY:
auf der suche nach gleichwertigkeit
phoenix aus der asche
der prozeß der wi(e)dergeburt
hat einen namen
das verbrennen der
alten hüllen
der vergangenheit
die mich gestaltet hat
das annehmen
als alte ablegenswerte
form
zum hundertsten und
tausendsten mal
aber jetzt radikal
wieder einmal...
diese auseinandersetzung
mit dem was ich vermisse
die ich vermisse
wieder und wieder
die gleichwertige
gleichberechtigte
weder stärker noch
schwächer als ich
nur anders
in ihrem steten
aufbäumen
dem kampf gegen
den krampf
die norm
die angepaßte
die unfähigkeit
"normal" zu sein.
sind wir eben
ver-rückt
ungewöhnlich
eigen-artig
eigen-sinnig
und dauernd
mit dem kopf gegen die
wand
doch oft mit dem
rücken zur
wand.
eigentlich eine gute art
nie fallen zu lassen
die schwierig im umgang ist
mir irgendwann schmerzhaft
entgleitet.
ich will die bevormundung
nicht
das abgeben an die
starke
sattelfeste
mit festem boden
unter den füßen.
kein vertrauen
in den elternersatz
die sozialarbeiterin
die beschützerin
nein
teilen
mit-teilen.
misery needs company?
durch höhen und
tiefen hindurch
die totale aufgabe
meines ichs
meiner bedürfnisse
weil ich dich nicht
ausbeuten will
grad wenn ich dich begehre.
alles zu geben
durch mein bloßes
ent-blößtes da-sein
als angebliche stärke.
dein selbstschutz
egal wer und wie du
gerade warst
hat mich geschmerzt
aber dieses totale
eins-sein
körperliche abhängigkeit
dazugenommen
hätte uns immer wieder
in jeder wiederholung
mit der jeweils anderen
herausforderung
der "schutzbefohlenen"
in den abgrund gestürzt.
|
-und es war mir tatsächlich jedesmal
als wäre dich/sie zu
schützen mir
befehl
von oben.
als du - oder sie oder sie -
sahst wie schwach ich war
ohne dich
verängstigt
all-ein
und ein nichts
wurde ich zurückgestoßen
zurückgewiesen
auf mich schreckerfüllte
zurückgeworfen.
ich war jedesmal ausgelaugt
ausgebrannt
nur noch bloße hülle
nicht einmal mehr die
passive
auf dich reagierende
von dir vereinnahmte
wi(e)derspiegelte dich
nicht mehr in meiner
leere
sodaß ich nur noch anhang war
oder abklatsch von dir
nicht mehr ich selbst
besetzt und
besessen.
immer wieder klaute euch
eine die stärker war
als ich
oder einfach noch
die kraft hatte
umverbraucht war
selber brauchte
und deine quirlige
lebhafte art
für sich verbrannte.
diesmal wechsle ich ganz
nicht die person
die mich in besitz nimmt
eine zeitlang
ob als starke
mit ihren haltenden armen
oder weil ich
da bin
wenn auch nur
die die sich zur
dienerin und
sklavin erniedrigt.
das wichtigste ist
bereits geschehen
die betäubung all meines
tuns und lassens
die selbstverleugnung
in alk und drogen
findet nicht mehr statt.
moéve myrite maduse 7.7.90/6.11.92
DIALOG
alk-o-hol:
"so hol mich doch!"
es flüstert der stoff:
"ich hab´dich gesucht.
du fühlst dich nicht wohl?
mit problemen randvoll?
oder denkst, du bist hohl?
gib alles ab,
ICH füll dich schon auf.
- und saufe DICH aus,
ich saug ALLES RAUS,
geleit´dich ins grab,
du flasche!
alkoholikerIn:
"bevor du mich einholst,
verdammt seist du sucht!
hol dich der teufel,
der mich immer versucht;
fahr zur hölle,
du flaschenteufel!"
der hölle ist´s langsam genug!
5/89
DIE SUCHT NACH "NORMALITÄT"
wenn der griff zum glas alk
oder zum joint
die orientierung an den
- sogenannten -
normal trinkenden
meine sehnsucht darstellt
normal zu sein
dann verzichte ich darauf
"normal" zu sein.
mein trink- und kif- und
rauchverhalten
macht mir bewußt
daß ich anders bin
exzessiv
maßlos
in den extremen lebend.
nur das loslassen
der verzicht
auf das vergebliche
bemühen
"normal" zu erscheinen
gibt mir die kraft
mein gleichgewicht zu wahren
meine extreme
bewußt zu erleben
und den gesunden
ausgleich
wiederzufinden.
eine balance
die ich verliere
wenn ich mich
anzupassen suche
und zugreife
wieder und wieder
nach dem un/heil-
und betäubungsmittel
das meine ver-rückt-heit
nur unvollkommen zudeckt:
bis amok/koma
meine beiden
spiegelgesichter
ausbrechen aus mir.
moéve myrite maduse 9.7.90
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