Die Leive-Bibel | |
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Und ich sah, daß das Lamm der Siegel eines auftat; und ich hörte der vier Tiere eines sagen als mit einer Donnerstimme: Komm! Und ich sah, und siehe, ein weiß Pferd, und der drauf saß, hatte einen Bogen; und ihm ward gegeben eine Krone, und er zog aus sieghaft, und daß er siegte. Und da es das andere Siegel auftat, hörte ich das andere Tier sagen: Komm! Und es ging heraus ein ander Pferd, das war rot; und dem, der drauf saß, ward gegeben, den Frieden zu nehmen von der Erde, und daß sie sich untereinander erwürgeten; und ihm ward ein groß Schwert gegeben. Und da es das dritte Siegel auftat, hörte ich das dritte Tier sagen: Komm! Und ich sah, und siehe, ein schwarz Pferd; und der drauf saß, hatte eine Wage in seiner Hand. Und ich hörte eine Stimme unter den vier Tieren sagen: Ein Maß Weizen um einen Groschen und drei Maß Gerste um einen Groschen; und dem Öl und Wein tu kein Leid. Und da es das vierte Siegel auftat, hörte ich die Stimme des vierten Tiers sagen: Komm! Und ich sah, und siehe, ein fahl Pferd; und der drauf saß, des Name hieß Tod, und die Hölle folgete ihm nach. Und ihnen ward Macht gegeben, zu töten das vierte Teil auf der Erde mit dem Schwert und Hunger und mit dem Tod und durch die Tiere auf Erden. - (Offb 6,1-8) |
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Ein Kommentar von Willy Rordorf | |
Die ersten vier Siegel der Pergamentrolle werden erbrochen. Da ist es vorbei mit der sonntäglichen Ruhe. Da bricht das Unheil wie ein Sturmwind über die Menschheit herein. Der erste Eindruck ist: Getümmel, Chaos. Sieht man mit scharfem Auge hin, unterscheidet man endlich vier Pferde: die vier apokalyptischen Reiter.
Das erste Pferd links außen ist weiß, es trägt einen weißen Reiter mit einer Krone auf dem Haupt und einem Bogen mit Pfeil in der Hand. Das ist das Symbol der Macht, der Machtanmaßung; denn dieser Reiter will sich alles unterwerfen, will die Welt regieren. Aber kaum ist er hereingesprengt, folgt ihm ein geharnischtes rotes Pferd auf dem Fuße. Der Reiter hat ein wuterfülltes, brüllendes Gesicht, und er schwingt sein todbringendes Schwert durch die Luft. Krieg ist sein Name. Da der weiße Herrscher nicht ohne Widerspruch zu seinem universalen Ziel kommt, gesellt sich ihm der Krieg bei, der mit brutaler Gewalt den Machtanspruch gegen die widerspenstigen Völker durchsetzt. Aber damit nicht genug. Ganz dürr und klein schleppt sich ein schwarzer Klepper aus dem Hintergrund nach vorne: es ist die Armut. Der Krieg hat alles zerstört, nun fehlt es den Menschen an allem: an Essen, Trinken, Kleidung, Wohnung. Man hört förmlich die laute Wehklage aus allen Kehlen, welche den weißen und roten Reiter verfluchen: „Die haben das ganze Elend über uns gebracht!“. Schließlich erscheint der Skelettmann Tod auf fahlem Pferd. Er nimmt die Ernte von allem in Empfang: die Kadaver, die Siechen, die Geschwächten. Nichts bleibt bestehen, alles welkt dahin. Grauenhaft! Es ist, als würde das Bild der Weltgeschichte vor unsern Augen aufgerollt, wie es sich schon seit Menschengedenken unverändert präsentiert.
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