Leive hat die geniale Idee, diese Szene „auf den Kopf zu stellen“. INRI (= Jesus von Nazareth, König der Juden) liest man von rechts nach links; überhaupt hat man den Eindruck, Jesus werde mit dem Kopf nach unten ans Kreuz genagelt, was man ja später vom Apostel Petrus erzählt.
Jesus reagiert auch total „verkehrt“: anstatt loszubrüllen, betet er in diesem Moment: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“. Wer so beten kann, der hat tatsächlich die Welt überwunden. Es gibt nur wenige Gestalten in der langen Geschichte der Menschheit, die so reagiert haben auf das Leid, das man ihnen antut, die so ihre Feinde lieben können. Darum sehen wir am Boden unter dem Kopf Jesu auf dunklem Untergrund gelbe Strahlen wie einen Heiligenschein. Das sind die wirklichen Heiligen.
Wie sähe es wohl in der Welt aus, wenn mehr solche Menschen auf ihr leben würden? Nicht auszudenken! Die Feinde hätten wohl bald nicht mehr den Mut, Feinde zu sein. Denn dann wüssten sie, was sie tun.
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