Jesus hängt am Kreuz. Wir sehen ihn nicht. Wir Betrachter sind an Jesu Stelle, oben auf dem Kreuz und sehen auf die Menge herab, die sich da, laut schwatzend, auf Golgotha versammelt hat. Manche höhnen den Gekreuzigten, er solle sich doch selber helfen, wenn er tatsächlich der König der Juden sei.
Jetzt wird's aber ernst. Es ist Mittag geworden. Da bricht unversehens eine Finsternis über das Land herein, da wird es kühl und unheimlich. Jetzt hört das Gelächter auf, jetzt werden die Leute unruhig: Was ist denn los? Sie beginnen, bedenklich dreinzuschauen. Das ist doch nicht normal! Und es wird immer dunkler, je länger es geht. Leute berichten, im Tempel von Jerusalem sei der Vorhang vom Sturmwind entzweigerissen worden.
Da plötzlich, in dieses Durcheinander, in diese um sich greifende Angst hinein, hört man einen lauten Schrei: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?„. Es ist Jesus. Es war sein letzter Schrei; jetzt ist er tot. Mit aufgerissenen Augen sieht der diensttuende Hauptmann zum Kreuz hoch. Er ist im Innersten betroffen. Er sagt zu sich: Was haben wir da gemacht? Das ist nicht ein gewöhnlicher Verbrecher. Das ist ein Gottesmann. Alle Anwesenden hat ein ähnliches Empfinden ergriffen. In großer Stille und Betroffenheit zerstreut sich die Menge.
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