Eine solche Darstellung dieses Besuchs, der die Kirchenväter und dann z.B. Roublov zu ihren klassischen Trinitätsbildern inspiriert hat, kann man weit herum suchen: es gibt sie nicht. Eine solche realistische, unverkrampfte, heitere Wiedergabe des Geschehens wirkt geradezu befreiend, befreiend von der Altlast des Religiös-Feierlichen.
Was sieht man denn da? Zuerst fällt einem Abraham auf. Er steht ganz bescheiden am rechten Bildrand, ist nicht einmal ganz dargestellt. Und was für eine klägliche Figur macht er! Er schielt – die eine Kopfhälfte ist rot vor Scham -
auf den Engel, der ihm freundlich zulächelt und sich ihm an die Seite geschoben hat, wie um zu sagen: „Nun sei doch nicht so verzagt, du kannst es schon noch, dein Penis wird schon noch aufstehen; soll ich ihn dir berühren?“ Offenbar hat Abraham gerade die Neuigkeit erfahren, dass er in seinem Alter – er ist immerhin hochbetagt – noch einen Sohn zeugen soll.
Währenddessen lassen sich die beiden andern Engel das Brot und die Milch schmecken, die ihnen Sarah aufgetischt hat, und im Hintergrund wird schon das frisch geschlachtete Kalb herbeigetragen. Die Szene hat etwas durchaus Fröhliches, Heiteres, ja Burleskes. Dazu passt, dass Sarah links hinten lacht, weil sie denkt, das sei doch unmöglich, dass sie noch einen Sohn empfangen werde.
Man kann in der Tat nur lachen, dass so etwas Menschenunmögliches möglich werden soll. Gott lacht mit, und wir alle freuen uns. Denn diese weißen Flügelgestalten lassen uns doch ahnen, dass da noch eine höhere Macht im Spiel ist. Lassen wir sie walten! Guten Appetit und viel Spass darnach!
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