Hier ist die Absicht, ein modernes Babelbild zu malen, deutlich. Man sieht zwar im Hintergrund noch die Umrisse eines Turms in Form einer Stufenpyramide, so wie wir es traditionellerweise gewohnt sind, uns den Turm zu Babel vorzustellen, aber wenn man genau hinschaut, sieht man, dass auch er aus lauter ineinander geschachtelten Wohnungen besteht, was wie ein Ameisenhaufen wirkt.
Vor allem der ins Auge fallende Vordergrund gleicht total dem Eindruck, den eine moderne Großstadt in uns hinterlässt. Da steht eine verwirrende Fülle von Bautürmen vor uns, die gar nichts mehr mit Bauen zu tun haben, sondern rein technische Produkte zu sein scheinen: Leitungsmasten, Hochöfen (oder Atommeiler?), Transportwagen auf Schienen, Antennen, und anderes. Rechts hinten sind sogar zwei Türme zu sehen, die in den Himmel ragen, aber auffällig unsern Wolkenkratzern gleichen. Es fehlen nur die Autos.
Und überall wird hart gearbeitet. Kein Mensch ist ruhig, alle sind sie in Bewegung, machen Feuer, sägen, heben, klettern... Na ja, das kennen wir doch! Das ist doch unser Alltag, von uns Menschen des 21. Jahrhunderts. Hat Ulrich Leive nicht Recht, wenn er dieses Getue mit dem hybriden Unternehmen der Babylonier vergleicht? Wo vor lauter Hektik und im Himmel zerplatzten Raketen sogar die Sonne nur noch in milchigem Licht erscheint? Wo man erstickt im Gas und Rauch?
Der mythische Turm zu Babel wird zu einem Mahnmal für unsere Zeit, wie öfters in den Zeichnungen und Stoffen Friedrich Dürrenmatts.
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