Katholische Gemeinde St. Paulus in Göttingen
 
(Situation in Moskau  2004 -- Info zum Gemeindebasar  )   

Situation in Moskau

Bericht über die Arbeit in Moskau 2004

  Auch in diesem Jahr stand die Arbeit unserer Gemeinschaft im Zeichen der sofortigen, unbürokratischen Hilfe für Menschen aus unserem Bekanntenkreis, die überwiegend am Rande des Existenzminimums leben.

Die ehemalige Sowjetunion garantierte Wohnraum, Ausbildung, Arbeit,  ein Mindesteinkommen, Krankenversorgung und Urlaub für jeden Bürger. Mit dem Ende der SU zerfiel auch diese Art von relativer sozialer Sicherheit.

Heute kämpft der Großteil der Russen mit den ständig wachsenden Lebenshaltungskosten (die bei einem weitaus geringeren Einkommen teilweise die eines westlichen Landes erreicht haben), der ständig schwindenden Aussicht auf Arbeit und eines entsprechenden Verdienstes. Auch wenn im Ausland die sogenannten „neureichen Russen“ einen gegenteiligen Eindruck erwecken mögen, wissen wir doch aus unserem Alltag, dass mittlerweile viele Menschen um ihr wirtschaftliches Überleben bangen.

Dank der Spenden des St. Paulus- Basars konnten wir auch dieses Jahr sofort helfen. Durch konkrete Unterstützung wie diese, erfahren viele Menschen die Solidarität einer Gemeinschaft, die ihrem oft ausweglos erscheinenden Leben neue Perspektiven eröffnet und auch sie zu einer Haltung tätiger Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe ermutigt.

Ein junges Mädchen erwartete ein Kind und widersetzte sich in ihrer nächsten Umgebung beharrlich dem Druck und der Aufforderung zur Abtreibung. Dank der großen Hilfsbereitschaft aller russischen Freunde (sie organisierten Kleidung, ein Bettchen, gebrauchtes Spielzeug) konnte mit Spenden aus Deutschland die Kosten für Geburt und die Miete für ein Zimmer bezahlt werden. 

In einer anderen Familie hat die Mutter einen Herzinfarkt erlitten. Medizinische Betreuung und Sanatorium, früher kostenlos, kosten heute vierstellige Summen (in Euro). Wir konnten schnell und direkt helfen. 

Vor allem im Hinblick auf den Umgang mit Behinderten und Schwerkranken, die ohne staatliche Unterstützung nicht überleben können, spricht man nicht zu Unrecht  von „sozialem Mord“. Denn ab 1. Januar 2005 werden alle Vergünstigungen (wie z.B. Miete, Telefon, öffentliche Verkehrsmittel, einige Medikamente) für kinderreiche Familien, Rentner, Behinderte und Kranke gestrichen und durch eine monatliche Zahlung von 1.500 Rubel (ca. 45 Euro) ersetzt (Dabei kostet beispielsweise allein ein Abonnement für die Moskauer Metro bereits 500 Rubel).

Dagegen setzen wir - wenngleich im bescheidenen Rahmen unserer Möglichkeiten - auf die Kraft einer „Vernetzung“, die sich an den konkreten materiellen und geistigen Verheißungen des Evangeliums inspiriert und diese - auf durchaus auch prophetische Weise - in einer Gesellschaft bezeugt, die sich mehr denn je auf der Suche nach ihrer Identität und einer sie tragenden Werteordnung befindet. 

   Im Oktober 2004                               Beatriz Lauenroth / Moskau

 

Lesen Sie bitte auch den Bericht "Moskau-2004" 
Lesen Sie bitte auch den Bericht "Moskau-2001" 

 


Letzte Aktualisierung am   06.11.2004