Seit 25 Jahren gibt es die Katholische Kroatische Gemeinde,
seit 70 Jahren die St. Pauluskirche in
Göttingen,
Grußworte im Jubuläumsgottesdienst
Göttingen (hm) Sein Erzbistum hat 147 Pfarreien, 75 hat er in diesem Jahr schon besucht. Vinko Puljic, Kardinal von Sarajevo, ist viel unterwegs: Er will Mut machen für den Wiederaufbau in Bosnien-Herzegowina. Und er will werben für Verständigung und Vergebung. Ein Ansatz dazu sind die sogenannten Europaschulen. In den Herzen von Kindern und Jugendlichen soll der Grund bereitet werden für eine friedliche Zukunft. Davon hat Puljic jetzt in der Göttinger St.-Paulus-Gemeinde berichtet. Sechs solcher Europa-Schulen gibt es in den vier Bistümern Bosnien-Herzegowinas. "Es ist das wichtigste, in die Formung und Bildung junger Menschen zu investieren", sagt der Kardinal. Denn zur Versöhnung, betont er, gibt es keine Alternative. "Sie ist der einzige Weg, auf dem der Mensch Mensch bleibt." Doch die Wunden des Krieges sind längst nicht vernarbt, der Haß der verschiedenen Völker aufeinander ist noch nicht überall überwunden. Kroaten, Serben und Muslime müssen sich noch versöhnen, neu anfangen. Das aber ist schwierig. Etwa dann, wenn ein Flüchtling nach Hause kommt und das Zuhause nicht mehr da ist. Oder wenn ein anderer darin wohnt. Und nur wenige werden wohl so reagieren wie der Kardinal. Dessen Elternhaus wurde von Serben verwüstet, erzählt er. Jetzt wohnt eine alte serbische Frau darin. "Ich habe ihr gesagt, daß sie keine Angst haben muß und daß ich weiß, daß sie nicht Schuld ist an der Zerstörung. ,Passen sie gut auf das Haus auf, es ist meins', habe ich ihr gesagt." Den Jugendlichen, welche die Europa-Schulen besuchen und zum Teil dort leben, falle es leichter, miteinander zu leben. Den aus dem anderen Volk, aus der anderen Religion zu akzeptieren. Das liegt zum Teil auch daran, daß viele Schüler aus Familien stammen, in denen die Eltern verschiedenen Religionen angehören. Circa 2500 Schüler haben die sechs Europa-Schulen. Allerdings ist die Schülerschaft nur ein Bruchteil der schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen. Allein in Sarajevo, so Puljic, gibt es um die 12 000 Schüler. Noch während des Krieges hat die katholische Kirche diese Schulen eingerichtet. "Die einer anderen Religion angehören, sprechen mit Stolz von ihrer katholischen Schule", berichtet Puljic. "Ein junger Moslem, der jetzt woanders studiert, kam zu Weihnachten nach Sarajevo zurück. Er küßte unsere Schultür und sagte: ,Hier war es für mich am schönsten'."Damit die Versöhnungsarbeit und der Wiederaufbau gelingen, ist nicht nur die Hilfe Gottes nötig auch wenn die für den Kardinal an erster Stelle steht. Gleichwohl hofft er auch auf irdische Hilfe. Von der Politik wünscht sich Puljic, daß sie mehr dafür tue, die Rückkehr der Flüchtlinge und den Neuaufbau zu unterstützen. Und er hofft auch auf ideelle und finanzielle Hilfen. Ins Bistum Hildesheim kam er auch deshalb, um den ersten Schritt dafür zu tun. Das war allerdings nicht der einzige Grund. Denn mit den Göttingern wollte der Kardinal auch etwas feiern: Seit 25 Jahren gibt es die Katholische Kroatische Gemeinde (ursprünglich Mission genannt) in der St.-Paulus-Pfarrei, die ihrerseits am 21. Juli vor 70 Jahren geweiht wurde. Zu Ehren des Kardinals haben Mitglieder der kroatischen Gemeinde zum Fest auch Gebäck aus ihrer alten Heimat gebacken. Unter den Gästen war auch der kroatische Konsul für Deutschland, Marko Simat. Um die 70 kroatische Katholiken leben auf Gemeindegebiet. Das Einzugsgebiet der kroatischen Mission ist allerdings wesentlich größer; es reicht fast bis an den Harz. Pfarrer Ante Ivancic ist
Seelsorger für 1300 kroatische Katholiken. Den Kontakt nach Sarajevo
schuf noch Ivancics Vorgänger, Pfarrer Drago
Curic. Kardinal Vinko Puljic konnte erste finanzielle Hilfe *)
aus Göttingen mit nach Sarajevo nehmen: Archiv Juli 99 (siehe oben) *) Spenden-Betrag von fast 8000 DM |