Myrite Maduse:Kleine Entwicklungsgeschichte einer un/heilenden AntoniaDissonanzenHinderlich waren mitunter - die Hörerin einer meiner frühen Lesungen der heutigen Versuchungen 1985 im Frauenzentrum, die einen Aufstand machte, weil ich in „Feierabend“, einer Geschichte aus „Maria Johannas Visionen eines Geschlechter-Armageddon“, eine Zukunft abbildete, in der körperliche und seelische Gewalt durch psychiatrische Institutionen instrumentalisiert wird. Damit würde ich diese Zukunft (die inhaltlich einen damaligen Emma-Artikel über aktuelle Praktiken wiedergab und konsequent weiterspann) ja mit herbeidenken und -schreiben... Ich las erst nach zehn Jahren wieder. - die psychologisierende Autorin eines lesbischen Literaturnetzwerks, die das Thema Geschlechterkrieg, radikallesbische Inhalte und politische Schlagwörter in poetischen Texten nur ätzend fand und eine Besprechung meines „Buchs Maria Johanna“ praktisch unmöglich machte. Nach Jahren fand sie erst Zugang zum „Buch Miriam“ über meinen mitunter altertümelnden Sprachgebrauch und war dann mit ihren Tipps durchaus hilfreich. - die Lektorin und Literaturagentin, die meinte, sie würde nur aggressiv durch meine Texte und mir (nach einzelnen Verlagsabsagen, weil ich noch dran arbeiten müsste) den Eindruck gab, es gäbe keine feministische Nische für meine damalige Form des Geschichtenzyklus; - die Ausschreibung eines Romans neuer Literatur, die mich bewegte, die Geschichten zu einem Entwicklungsroman zusammenzufügen und eine Rahmenhandlung um die Zyklen zu anzustreben; leider entschieden die Veranstalter sich gegen Handlungen, die phantastische Elemente enthalten und beraubten mich einer der wenigen mir bekannten Chancen, eine bezahlte Schublade für meine Cross-Genre-Texte zu finden. - ein eBook-Verlag für „Groschenstories“, der in seiner Gründungsphase mir geeignet schien zum Markttest jenseits von Frauenverlagen. Ich hoffte, literarischere Texte des phantastischen Genres wären ein interessanter Kontrapunkt im Verlagprogramm und setzte der ersten Veröffentlichung dieses eBook-Servers die „Heimsuchung“ aus dem „Buch Miriam“ entgegen; das Verlagskonzept sah das aber nicht vor, so dass eine portionsweise kommerziell lohnende Vermarktung meines Werkes auch wieder in unerreichbare Ferne entrückt schien. - zu guter Letzt die Freundin, die mir den wohlmeinenden Rat gab, alte Manuskripte ruhen zu lassen und mich meinem neuen Geschichtenzyklus über Zauberreisen zu widmen, der sie begeistert, dessen derzeitige Mängel sie mir aber auch sehr deutlich zeigte. Ältere Geschichten und Romane werden ja oft erst nach dem neueren "Erstling" veröffentlicht, der zur Entdeckung der AutorIn geführt hat. Was sie von meinen alten Geschichten sah, gefiel ihr aber durchaus, auch wenn die mehr phantastischen und unheimlichen Themen und Bilder ihr meist die Haare sträuben ließen, wenn ich sie bat, meine Geschichten mal zu lesen, so sehr war es nicht ihr Ding.. © M.M. |