1: bedenken (1O/75)
was schockt dich denn so
wovor hast du denn angst
traust wieder dir nicht
meinst, zuviel verlangst?
du willst ein bißchen liebe
du willst ein bißchen glück
vom kuchen des eins-seins
ein ganz kleines stück
die frau, die du liebst
deine hoffnung sie ist
doch scheust du vor ihr
weil du ´ne frau bist
in euch steckt schon der schock
eines mannes "ewiger liebe"
erkanntet euch beide
als spielball seiner triebe
nun meinst du tatsächlich
du verlangst viel zu viel
willst dich einbeziehen
in ihr tägliches spiel
willst jetzigen ärger
mit künftigen leiden
vertauschen, dich jetzt
für euch beide entscheiden
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2: aufforderung zum tanz (11/77)
wanke nicht.
die zeit vergeudest.
träum nicht
zehrend
vor dich hin.
brich den tag an
bis zur neige.
schweigend
schenk ihm
nachts
dein "nie".
doch standhaft
hege
wild gedanken:
wie erreichst
trotz ihm
dein ziel.
so voll dein herz:
ihr lippen danken´s.
wenn du´s schaffst,
gibst du ihr viel.
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5: kein zögern möglich (12/77)
uns fehlt nicht nur
ein bißchen liebe,
uns fehlt nicht nur
ein bißchen glück,
denn all das leben,
das wir brauchen triebe
- wenn wir´s nicht leben
trotzdem wahr
straft´s heute
lüge, hiebe -
es trieb´uns
unerfüllt
ins bloße nichts zurück
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7: rückblick (2/78)
lange jahre hielt ich voll angst
all mein sehnen gefangen:
ich konnte mich doch nicht vom manne befrei´n,
die liebe von frauen erlangen.
so machte ich zur sklavin mich
von der "moral", von konventionen.
gefangen im käfig der "normalität",
weiter "totsein" und "nichtsein",
das sollte sich lohnen?
gespalten ward ich mit der zeit,
liebte männer nach außen, zum schein;
im lebenstraum, für mich, nur frau´n.
als ich den widerspruch nicht mehr ertragen konnte:
frau , steh zu dir. was du tun mußt, bist,
weißt du genau.
ja, so stand ich zu mir,
und ich kämpfte um mein recht,
damit ich fänd´meine liebe
zu meinem geschlecht.
ich habe endlich gelernt,
mich dem mann zu entzieh´n.
wir l(i)eben zusammen, du und ich,
OHNE IHN.
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8: lossprechung (3/79)
schon lange
ich wandere
durch manch
finsteres tal;
und ich fürchte nur
ein unglück:
daß ich
nie sein kann
bei mir.
sein stecken
und stab
tröstet mich
nicht,
denn er dringt in mich
und treibt mich
zum wahnsinn,
trennt mich
von meiner existenz
als frau.
so entäußere ich mich
seines anblicks
und des terrors
männlicher normen
-herrschaft
aus der existenz
-losigkeit
des "für -den-mann-
sein-müssens/-sollens,
nicht-für-mich-
und-uns-sein-dürfens"
den festen
boden
des "endlich-
(wieder)-frau-seins"
zu erreichen.
machen wir uns
gemeinsam
auf den weg.
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URLÖSUNG (10/84)
ich zittere wie espenlaub.
doch kriech ich nicht mehr
vor ihnen im staub,
denn du bist nicht so schlimm
wie ich es ihnen geglaubt.
außerdem lieben wir uns und überhaupt:
es ist wirklich nicht nötig,
daß mann´s uns erlaubt.
nach langer zeit sind wir uns so vertraut.
ich wunder mich nur noch,
daß ich mich nie getraut.
doch sie lagen mir immer in den ohren so laut,
ich wär doch wirklich für was besseres gebaut
aber dann hast du mir tief in die augen geschaut.
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