Dieses Bild gefällt mir besonders gut. Es zeigt uns einmal Jesus nicht als Lehrmeister oder Wundertäter, sondern als ganz gewöhnlichen Kumpanen an einem Gastmahl. Man versteht, warum er auch den Ruf eines Weinsäufers und Fressers haben konnte (man schaue nur einmal seine Beine an!). Jedenfalls sitzt er hier ganz traulich bei seinen Freunden und kredenzt ihnen seinen Weinbecher.
Wer sind diese Freunde? Ein Zöllner. Was ist das? Nun, ein römischer Kapitalist, der sich durch allerhand unlautere Geschäfte auf dem Rücken der jüdischen Bevölkerung bereichert. Und Jesus geht zu dem nach Hause und begrüßt auch dessen Freundin, die neben Matthäus sitzt und der dieser das Bein streichelt, was sie zu schätzen weiss? Der Blick des Matthäus ist auch ganz gerührt, dass Jesus ihm die Ehre antut, zu ihm zu kommen und ihn sogar darum zu bitten, sein Jünger zu werden.
Aber damit noch nicht genug! Hinter der Dreiergruppe stehen noch zwei Frauen, die dem Gastgeber und seinem Freund Wein und Esswaren bringen. Die Blicke dieser Frauen sind auf den Bildbetrachter gerichtet. Sie sind ganz erstaunt und auch etwas intrigiert, dass man sie bemerkt und darstellt. Das sind sie nicht gewohnt, im Gegenteil, sie bleiben lieber unerkannt, im Halbdunkel. Denn sie wissen, dass die moralische Welt sie nicht gern sieht, sie sogar verurteilt als „leichte Mädchen“.
Wenn das Pharisäer sehen, dann werden sie auch die Nase rümpfen und Jesus vorwerfen, dass er mit solchen Leuten Umgang hat, vielleicht sogar intimen Umgang? Jesus wird ihnen antworten, er verstehe schon, dass sie ihn nicht bräuchten, da sie ja ohnehin gerecht und fromm seien – aber diese Menschen aus der Halbwelt, die hätten ihn nötig, seien dankbar für seinen Besuch, und darum gehe er auch zu ihnen.
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