Die Verkündigung an Maria ist zwar nur im Lukasevangelium erzählt, aber es ist berechtigt, diese Szene an den Anfang zu setzen, da auch nach dem Matthäusevangelium vorausgesetzt wird, dass Maria vom Heiligen Geist schwanger wird.
Wir sehen also den Erzengel Gabriel angeflogen kommen. Durch den Lufthauch wird der ganze Hintergrund des Zimmers, in dem Maria sitzt, in Bewegung versetzt. Der ganz in Weiss und blaue Himmelsterne gewandete Engel schaut mit seinen ausdrucksvollen Augen über Maria hinweg. Wir erfassen aber seine Worte aus seiner Gebärdensprache. Mit der rechten Hand begleitet er sozusagen den Hauch aus seinem Mund, der auf Marias Augen trifft und ihren Kopf umhüllt (der Lichtstrahl vermischt sich mit dem Leuchten der angezündeten Kerze am Bildrand); mit der linken Hand weist er auf ihren Bauch, dem sich schon das Symbol des Heiligen Geistes, die Taube naht.
Maria ist äusserst bestürzt, sie hebt die rechte Hand wie schützend vor ihren Mund und man hört sie förmlich fragen: „Wie soll das zugehen, ich habe zwar einen Verlobten, Joseph, aber ich bin noch nicht mit ihm zusammen gewesen“.
Jungfrauengeburt? Ja, nach dieser Bildaussage schon. Aber ist es denn nicht so, dass jeder Mann, jede Frau, die den Heiligen Geist in sich aufnehmen, in sich ein Kind wachsen spüren, das nicht im normalen fleischlichen Sinn gezeugt ist? Wunderbar, nicht?
|