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WAZ/Dortmund/Lokalausgabe/10.12.2003
Hochburgen des Jazz vereinigen sich
Zum "Jazzwerkruhr" bitten Dortmund und Essen: Lokale Größen zeigen ihr Potenzial Wo es lange Traditionen gibt, entwickeln sich Hochburgen. Das gilt im Ruhrgebiet nicht nur für Fußball. Weil Essen und Dortmund auf eine lange Förderung der Jazzszene zurückblicken, gibt es hier viel Potenzial. Deshalb Bühne frei für "Jazzwerkruhr 2003". Zu der dreitägigen Kooperation haben sich die beiden lokalen Jazz-Hochburgen bereits zum zweiten Mal entschieden, gilt es doch den "Spitzenkünstlern der Region eine Plattform zu bieten", so Antje Grajetzky, Sprecherin vom Jazzbüro NRW. Eine Plattform, finanziell unterstützt vom Land. So können vielversprechende Jazz-Projekte verwirklicht werden und sich Musiker mal kreativ ausprobieren. Selbstverständlich nachdem die Projekte von einer Ausschreibungsjury für förderungswürdig erklärt wurden. So erfüllen sich am kommenden Samstag die Musiker von "Nefes in Motion" den Wunsch ihre orientalische Sufi-Musik mit einem bekannten Londoner DJ zu kombinieren. Dadurch entsteht eine neue Form von World-Jazz, begleitet von einem Derwisch-Tänzer. Auch Kinder kommen bei "Jazzwerkruhr" musikalisch zu Wort. Das "Young Improvisation Orchestra", bestehend aus acht Schülern, präsentiert ein kreatives Konzertprogramm. Davor zeigt sich eine Schulklasse mit einer Performance zwischen Dada, neuer Musik und Trash-TV. Mit dem "Supernova-Pool" wird es experimentell. Ein "Ruhrgebiets-All-Star-Orchester" steht bereit, um sich auch mal in kleine Jazz-Formationen aufzulösen. Die Show moderiert Klaus Fiehe, ein Kenner experimenteller Musikszenen. 11.-13. Dezember , Theater im depot. VVK: 11,50 Euro, im Kulturinfoshop.

WAZ/Mantel/Kultur/15.12.2003
Das Ruhrgebiet hat viele
musikalische Gesichter
Von Wolfgang Platzeck

Drei Tage lang stellte das "jazzwerkruhr", eine vom Land geförderte Initiative der Trägervereine Pro Jazz und JazzOffensiveEssen, neue künstlerische Ansätze und Entwicklungen innerhalb der vielfältigen regionalen Szene vor.
Die Konzerte im Essener Satiricon und im Theater im Depot Dortmund boten erwartungsgemäß keine fertigen Projekte, sondern beleuchteten künstlerische Prozesse, deren weiterer Verlauf nicht absehbar ist (vielleicht nicht einmal von den Musikern selbst), deren grundsätzlich eingeschlagene Richtung aber Hoffnungen weckt. Zumal internationale Gäste, die im Zusammenspiel mit den Revier-Musikern frische Impulse setzten, mögliche (oder sinnvolle) Entwicklungswege aufzeigten.
So verstärkte die norwegische Sängerin und Elektronik-Expertin Maja Ratkje das ebenfalls mit allerlei Elektronik arbeitende Trio "ProfessorDoctorDoctor" (Nils Ostendorf, Trompete; Philipp Weies, Gitarre; Morton Nottelmann, Schlagzeug). Klänge, Fragmente, kleine Phrasen werden live gesampelt, verfremdet und allmählich zu rhythmischen Sounds mit durchaus groovenden Momenten verdichtet.
Doch auf diesem Weg geht es lange akademisch, ja authistisch zu, zu sehr abgeschottet vom Publikum. Ratkje dagegen kommunizierte, belebte, auch am Theremin, das Geschehen mit kraftvollen, spannenden und witzigen Akzenten. Dass die Vier Anfang der Woche ins Aufnahmestudio wollen, lässt vermuten, dass auch bei dem Revier-Trio ein Weiterdenken eingesetzt hat.
Auch das zwischen orientalischer (Sufi-)Musik und Jazz vermittelnde Ensemble "Nefes in Motion" erfuhr durch die Loops und Samples des Londoner DJs und Elektronikers Necmi Cavli eine imense Bereicherung. Gerade Cavli machte deutlich, woran die vielversprechende Musik der Reviergruppe zur Zeit noch krankt: an zu großer Bravheit.

Westfälische Rundschau/Dortmund/ Lokalausgabe/9.12.2003
"jazzwerkruhr" bringt Konzerte in zwei Städte
Von Rainer Wanzelius

"Der Jazz ist eine kommunikative Kunst". Die Jazzszene des Ruhrgebiets ist so kommunikativ wie kreativ und hat vor einem Jahr zur Gründung eines "jazzwerkruhr" geführt. In ihm arbeiten vor allem die beiden organsatorischen "Säulen" des Revier-Jazz, die Initiativen ProJazz Dortmund und JazzOffensiveEssen (J.O.E.) zusammen. Aus den eher bescheidenen Landesmitteln für den Jazz - insgesamt 35 000 E - finanziert "jazzwerkruhr" jetzt eine Konzertreihe, die in Dortmund im "Theater im Depot" an der Lindemannstraße 39 und im "Sitiricon" in Essen stattfinden, in dem morgen, Donnerstag Auftakt ist. In Dortmund kommt es zu drei Konzerten: Am Freitag, 12. Dezember um 20 Uhr, ist zunächst das Trio "ProfessorDoctorDoctor" um den Essener Trompeter Nils Ostendorf zu erleben, das ein gemeinsames Projekt mit der Stimmkünstlerin Maja Ratkje aus Oslo riskiert. Die Ruhrgebietsformation "Nefes in Motion" lädt anschließend ein, auf einem west-östlichen Diwan Platz zu nehmen, um "Körper und Seele mit Breakbeats und Sufitanz zu verwöhnen". Gast hier ist der DJ Necmi Cavli aus der Londoner Clubszene. Auch im Depot, aber am Samstag (20 Uhr), dann ein Special: Das Ruhrgebiets-All-Stars-Orchester des Saxofonisten Jan Klare und des Schlagwerkers Peter E. Eisold kreiert eine Bühnenshow rund um den "supernova.pool" - also mit dem "Supernova Orchester", "The Camatta", "Das Böse Ding" und dem "Modern Percussion Quintet". Durch die Show führt Eins-Live-Raum-und-Zeit-Moderator Klaus Fiehe. Zuvor, um 17 Uhr auf der Studio-Bühne des "Theaters im Depot", etwas Jazz-Einzigartiges: Die Klasse 6 d des Reinoldus- und Schiller-Gymnasiums Dorstfeld, besser bekannt als "Young Improvisers Orchestra", bittet zu Performance. Resultat von Guido Schlössers Modellprojekts "Jazz in der Schule", das erste Jugendorchester dieser Art in Deutschland, vermuten die Veranstalter. "jazzwerkruhr" hat die Nachfolge des Projekts "JazzPodiumRuhr - Swingbeats" angetreten, setzt insgesamt aber mehr auf die Spitzen- als auf die Breitenförderung.

Westfälische Rundschau/Dortmund/ Lokalausgabe/15.12.2003
Kreative Musik aus einem Jazzer-Pool
Von Christoph Giese

Was die Jazzszene im Ruhrgebiet so drauf hat, lohnt sich allemal zu zeigen. Das im letzten Jahr neu geschaffene Präsentationsportal für die heimischen Musiker, das "jazzwerkruhr", bot auch in seiner zweiten Auflage Spannendes an zwei Abenden im "theater im depot". Etwa den "SUPERnovaMARKT", kein Discounter der üblichen Sorte, sondern ein Pool aus kreativen Musikern, die zusammen als vielköpfiges Supernova Orchester musizierten und auch in kleineren Satellitenbands kräftig-kreativ auf die Pauke hauten. Zwei andere Projekte luden sich jeweils einen Stargast ein. Das Trio "ProfessorDoctorDoctor" um den Essener Trompeter Nils Ostendorf hatte die Norwegerin Maja Ratkje in seiner Mitte und versuchte sich an Experimentellem aus Sounds, Stimme und Elektronik. Die skandinavische Elektro-Jazzszene klang bei Ostendorf und Co. kräftig durch, doch dauerte es häufig viel zu lange, bis aus verkopften Soundfrickeleien und abgedrehtem Knöpfegedrehe ein musikalischer Fluss entstand, der dann allerdings durchaus Spaß bereitete. Weniger Intellekt wäre hier dennoch mehr gewesen. "Nefes in Motion" besteht aus vier Musikern und einem Sufi-Tänzer - alle aus dem "Transorient Orchestra" des Dortmunder Gitarristen und Geigers Andreas Heuser. Traditionelle Sufi-Musik verquickt mit jazzigen Improvisationen und kontemplativen Klangflächen ist hier Trumpf. Diese Mischung bekam durch die gesampelten Beats und Sounds des Londoner DJs und Elektronikers Necmi Cavli als Gast von "Nefes in Motion" den richtigen Biss und gar einen club-tauglichen und modernen Anstrich verpasst. Beide Stargäste in Dortmund hatten nur wenig Zeit, mit den Reviermusikern Gemeinsames zu erarbeiten. Vielversprechende Anfänge aber wurden gemacht. Bleibt nun zu hoffen, dass es (auch finanziell) möglich sein wird, den vorbereiteten fruchtbaren Boden weiter für kreativen Austausch zu nutzen.

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