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          Im Notfall ... 
           
          Wenn betagte Kolleginnen 
          aus ihrer langjährigen Praxis berichten, treibt mir manchmal das 
          bloße Zuhören Schweiß auf die Stirn: Bei Komplikationen 
          unter der Geburt, musste zunächst ein Arzt gerufen werden – 
          ohne Telefon und Auto, wurde er oft zu Fuß geholt. Wenn er die 
          Einweisung anordnete, konnte die Verlegung ins häufig weit entfernte 
          Krankenhaus beginnen. Natürlich nicht mit Rettungswagen heutiger 
          Bauart. Es gab auch Meinungsverschiedenheiten. Eine Kollegin erinnert 
          sich, wie der gerufene Arzt ihre Einschätzung nicht teilte. Er 
          verließ die Gebärende wieder. Die Hebamme konnte die nach 
          ihrer Ansicht gefährliche Situation kaum aushalten. Erst beim zweiten 
          Ruf ließ sich der Arzt überzeugen. „Auf den letzten 
          Drücker“ wurde das Kind im Krankenhaus gerettet.Als junge 
          Hebamme war ich erstaunt, wie wenig älteren Kolleginnen unter diesen 
          Umständen bei Hausgeburten „passiert“ ist. Sie haben 
          kaum je ein Kind durch plötzliche Komplikationen verloren, weil 
          sie nicht rechtzeitig das Krankenhaus erreicht hatten. In Zeiten vor 
          Perinatalerhebungen, als außerklinische Entbindungen als unverantwortlich 
          abgetan wurden, haben mich ihre Berichte ermutigt und gestärkt. 
          Ich war hellhörig, von der Art der Geburtshilfe und der Beobachtungsgabe 
          dieser erfahrenen Kolleginnen zu lernen. Gleichwohl bin ich heilfroh, 
          heutzutage zu arbeiten mit Rettungsdiensten und erstklassig ausgestattete 
          Krankenhausabteilungen im Hintergrund.  
			 
           Einmal musste ich den 
          Babynotarztwagen zu einer Hausgeburt rufen. Ein Abfall der kindlichen 
          Herztöne schien mir bedenklich, die Verlegung der Frau ins Krankenhaus 
          zu diesem Zeitpunkt nicht mehr sinnvoll. Ich vergesse nie meine Erleichterung 
          und Dankbarkeit, als das freundliche Team eintraf und sich einfühlsam, 
          ohne Unruhe im Geburtszimmer „einrichtete“. Das Kind, das 
          schließlich lebensfrisch geboren wurde, brauchte zum Glück 
          keine Hilfe. Selbst voll Freude über den guten Ausgang der Geburt 
          und ohne ein Wort darüber, dass sie nun „umsonst“ ihre 
          Ausrüstung in die vierten Etage hochgetragen hatten, verließen 
          uns die Helfer wieder. Mir verschafft es eine tiefe Beruhigung, für 
          den „schlimmsten Fall“ hochkompetente Notfallspezialisten 
          rufen zu können. Leider gibt es in Deutschland noch kein flächendeckendes 
          Netz von Neugeborenen-Notarzt-Diensten. Gerade im ländlichen Raum 
          lässt die Notfallversorgung manchmal zu wünschen übrig 
          und erinnert an die Umständlichkeit, von der die Kolleginnen aus 
          früheren Zeiten berichten.  
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