Autorin: Katja Baumgarten

DEUTSCHE HEBAMMEN ZEITSCHRIFT Heft 8/2007

Editorial August 2007 – Titelthema Beleghebammen

 

 

 

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Katja Baumgarten

Katja Baumgarten
Bild: Michael Plümer


Eine schlechte Nachricht
wiegt schwer!

Ein Hebammenteam ist in Aufruhr – ein Fall aus diesen Tagen: Die Klinik, an der viele der 22 Beleghebammen seit über 20 Jahren arbeiten, soll umgebaut werden. Nun fordert die Geschäftsführung von den Hebammen, sich am Neubau „ihres“ Kreißsaals mit 400.000 Euro zu beteiligen. Sie sollen eine GmbH gründen und gemeinsam ihren Arbeitsplatz mitfinanzieren. An einem möglichen Gewinn sollen sie jedoch nicht beteiligt werden. Ohne Rückhalt vor Ort, wird den Hebammen der Ernst der Lage bewusst: Sie suchen sich in einem „Notruf“ professionelle Unterstützung. Vielen wird jetzt erst ihr jämmerlicher Kündigungsschutz klar: Gerade diejenigen, die am längsten dabei sind, haben nur eine Kündigungsfrist von sechs Wochen zum Ende des Quartals. Schmerzhaft für die Hebammen: Selbst der ärztliche Klinikleiter lässt durchblicken, wie wenig er hinter den Hebammen steht. Einen „Plan B“ ohne das angestammte Hebammenteam habe er schon in der Tasche: „Jede(r) ist ersetzbar!“

Ist dies ein Einzelfall, Beispiel eines besonders geschäftstüchtigen Klinikträgers? Oder markiert diese „innovative“ Idee den Beginn eines neuen Trends, mit dem Hebammen künftig zu rechnen haben? Nicht genug, dass angestellte Hebammenteams ins Belegsystem gedrängt werden im Sinne des neudeutschen Modewortes „Outsourcing“, das einst zum „Unwort des Jahres“ gekürt wurde: Es sei ein „Imponierwort, das der Auslagerung/Vernichtung von Arbeitsplätzen einen seriösen Anstrich zu geben“ versuche. Müssen wir uns nun darauf einstellen, dass dieser Begriff für die Geburtshilfe „weitergedacht“ wird und Hebammen sich in Kliniken künftig ihren Arbeitsplatz selbst „einkaufen“ müssen?

Der Ausgang dieser Geschichte aus der Wirklichkeit ist noch offen. Die Hebammen stehen unter Druck. In einer Zeit, in der Kliniken unbequeme Hebammen umgehend mit Hilfe von Zeitarbeitsunternehmen austauschen können, ist bestmögliche professionelle Hilfe in Form von rechtlichem Beistand, Unternehmensberatung und Supervision ein Gebot des Selbstschutzes. Hebammen sollten sich der hohen Qualität ihrer Arbeit bewusst sein, gerade in einem gewachsenen, bewährten und erfahrenen Team. Dessen hochwertige Leistung, im Sinne einer langfristigen Qualitätssicherung, ist keineswegs durch unerfahrene und schlecht eingearbeitete Kräfte zu ersetzen. Die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, darf Hebammen nicht zu unüberlegten Kurzschlusshandlungen treiben. Wenn sie die Chancen, die im Belegsystem stecken, ergreifen wollen, sollten Hebammen selbstbewusst ihre Erfahrung und Kompetenz als „Marktwert“ bei Verhandlungen mit der Klinikleitung in die Waagschale werfen. Besonders die geburtshilfliche Abteilung ist entscheidend für die Außenwirkung einer Klinik. Und Weitsichtige wissen: „Eine schlechte Nachricht wiegt schwerer als zehn gute!“

Katja Baumgarten

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