Theater Spielplatz

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Pressebericht

Rheinische Post, Mittwoch, 12. Juni 2002
Mönchengladbach/Lokales Feuilleton

Theater 407: Die Witwen
Totentanz mit Folgen

Von MARKUS VOGT

Welch unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten das Motiv des Totentanzes bietet, zu dem der Sensenmann früher oder später jeden bittet, zeigt die Farce "Die Witwen" des polnischen Dramatikers Slawomir Mrozek, die jetzt im Theater Spielplatz zu sehen war. Wer erinnert sich nicht des großartigen Filmdramas Ingmar Bergmans, des "Siebten Siegels", dessen Schlussszene einen Reigen von düsteren Bildern beschließt, in denen der Regisseur letzte Fragen nach Leben und Tod, Sinn und Gott meditiert.

Es geht auch anders. Mrozek, der zu den meistgespielten Bühnenautoren der europäischen Gegenwartsliteratur gehört, seitdem er Ende der fünfziger Jahre mit scharfen politischen Satiren hervortrat, ist die verrätselte Struktur Bergmanscher Tragödien fremd. Er setzt auf klare Handlungsführung, genaue Beobachtung alltäglicher Rituale und die Überspitzung scheinbar harmloser Marotten, um den Plot ins Absurde zu treiben.

Auch der Zweiakter "Die Witwen" zeichnet sich durch eine fast geometrisch klare Struktur aus: Im ersten Akt treffen zwei gerade verwitwete Damen aufeinander und auf eine Unbekannte, im zweiten begegnen zwei Herren der geheimnisvollen Schönen. Die Damen sind einander zum Verwechseln ähnlich, die Herren könnten unterschiedlicher nicht sein. Die Frauen sind sich spinnefeind, bis sie in der gemeinsamen Verachtung der Unbekannten zueinander finden. Der Streit der Herren dagegen entzündet sich erst recht, als sie um die Dritte zu buhlen beginnen. Der Zuschauer ahnt bald, wer dabei zuletzt lachen wird. Ist es ein Witz, eine Parabel oder einfach nur absurd? Wie dem auch sei, die Gäste des Theaters 407 konnten sich davon überzeugen, dass dieses Stück maßgeschneidert scheint für ein kleines Studiotheater mit engagiertem Ensemble, das vor allem eines will: die Zuschauer köstlich unterhalten.

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