Pressebericht
Rheinische Post, Montag, 27. Mai 2002
Mönchengladbach/Lokales Feuilleton
Stephan Franke in Aktion
Wir können getrost weiterleben
Von MARKUS VOGT
Haben Kriminalromane und Kabarett etwas gemeinsam? Diejenigen, die im Theater Spielplatz am Samstag das Programm "Schöner sterben" sahen, konnten sich von einem Experten für beide Genres anregen lassen, darüber nachzudenken.
Eigentlich wollte der Krefelder Stephan Franke einen Kriminalroman verfassen. Das gab er auf, als er bemerkte, dass die Kurzgeschichten, die er zur Übung schrieb, mit der Zeit immer absurder wurden. Es schien ihm auch amüsanter, sie vor Publikum zu spielen. So ist Franke seit fünf Jahren als Kabarettist unterwegs, jetzt mit seinem dritten Soloprogramm und spezialisiert auf den so genannten schwarzen Humor. Wegen seiner aktuellen Texte unter dem Titel "Schöner sterben" bekam er nun nicht nur eine Einladung, auf dem Hauptfriedhof Saarbrücken, sondern sogar auf der bedeutenden Bestattermesse Quo vademus in Oberhausen aufzutreten.
Dem Anlass gemäß betrat Franke die schwarz ausgekleidete Bühne mit Trauermiene und in dunklem Outfit. Er erzählte von auf unterschiedlichste Art Verblichenen und ihrer Hierarchie im Jenseits, etwa nach Qualifikation ihrer Todesursachen - von dramatisch bis saublöd war alles vertreten. Oder er philosophierte über den Begriff "Trauerarbeit" und illustrierte seine Überlegungen anhand der Trennungsgeschichten von Lebensabschnittspartnern.
Die letzte Beichte
Zur Bestform lief Franke allerdings immer dann auf, wenn er seinem schwarzen Hemd einen verwaschenen Kittel überwarf, sich einen Cordhut und eine Hornbrille aufsetzte, als treu-doofer Herr Maaßen auf die Bühne zurückkehrte und eine rheinische Version des Tegtmeier oder auch des Hausmeisters von Dr. Stratmann gab. Ob sie ihn als unbeeindruckten Augenzeugen eines tödlichen Unfalls erleben, als Beerdigungsgast in Feierstimmung oder als guten Katholiken, der sich im Angesicht des Todes durch eine letzte Beichte erleichtern möchte - Herrn Maaßens Mitmenschen dürften sich auch in eigentlich unerfreulichen Situationen das Lachen nicht verkneifen können.
Und was hat das Ganze mit Krimis zu tun? Für die meisten Kriminalstücke ist ein Mord nur der Anlass, demonstrieren zu können, dass letztlich doch alles wieder in Ordnung kommt. Frankes Kabarett erinnert an diese Art von Krimi: Auch wenn der Tod eine Hauptrolle zu spielen scheint, erschrecken muss sich niemand.
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