Theater Spielplatz

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Pressebericht

Rheinische Post, Mittwoch, 13. März 2002
Mönchengladbach/Lokales Feuilleton

Der chilenische Liedermacher Ulli Simon im Theater Spielplatz
Die etwas andere Latino-Nacht

Von MARKUS VOGT

Die flotten Rhythmen von Shakira ertönen zurzeit aus allen Lautsprechern, doch die deutschen Charts hätte die Kolumbianerin nie erobert, wenn sie nicht zuvor in den USA bekannt geworden wäre. Und das war nur möglich, weil sie auf ihrer neuen Platte überwiegend englischsprachige Lieder eingespielt hat. Kein Wunder also, dass sich nur gut 20 Zuhörer im Theater Spielplatz einfanden, als dort der chilenische Liedermacher Ulli Simon zusammen mit seinem Landsmann, dem Komponisten Ramón Gorigoitía, zu einer musikalischen Reise durch Lateinamerika einlud. Schade, denn der Abend zeigte, dass die Musik dieses Kontinents mehr zu bieten hat als eingängigen internationalen Pop.

Nach dem Putsch ins Exil

Gerade das Heimatland der beiden Künstler verfügt über eine sehr vielgestaltige Musikerszene. In den Jahren nach dem blutigen Putsch der Militärs unter General Pinochet im September 1973 verließen viele Musiker das Land und waren auf gut besuchten Solidaritätsveranstaltungen überall in Europa zu hören.

Grund für die brutale Verfolgung war, dass die Mehrzahl der Intellektuellen den politischen Kurs des demokratisch gewählten sozialistischen Präsidenten Salvador Allende aktiv unterstützt hatte. Damals entstand die "Nueva Canción Chilena", das neue chilenische Lied: Die reiche Folklore, insbesondere der "Indios", wurde von Liedermachern aufgegriffen. Vìctor Jara, eine der profiliertesten Stimmen dieser Bewegung, wurde dafür im Nationalstadion von Santiago nach der Machtergreifung der Militärs zu Tode gefoltert, anderen blieb nur der Weg ins Exil.

Auch Ulli Simon lebt seitdem in Deutschland. In Rheydt las er aus seinem Tagebuch der dramatischen Septembertage 1973 vor. Aber obwohl er sich durchaus als eine Art Botschafter seines Landes begreift, stand doch nicht die Politik im Vordergrund, sondern der Versuch, dem Publikum ein wenig von der Kultur und Lebensart seiner Heimat zu vermitteln. Und weniges ist dazu so gut geeignet wie Chiles Musik, die nicht nur durch die schon genannte indianische Tradition beeinflusst ist, sondern auch durch altspanische und maurische Volkslieder, durch den argentinischen Tango und karibische Rhythmen.

Familiäre Atmosphäre

Dieser Musik und dem sympathischen Künstlerduo war es zu verdanken, dass in der kleinen Aula schnell eine familiäre Atmosphäre aufkam. Nicht nur das Publikum war begeistert; Simon versprach wiederzukommen. Diese Gelegenheit sollten sich die Mönchengladbacher nicht entgehen lassen.

Mehr Infos zu chilenischer Kultur in Deutschland: www.inoca.net

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