Theater Spielplatz

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Pressebericht

Rheinische Post, Mittwoch, 21. November 2001
Mönchengladbach/Lokales Feuilleton

Theater Fusion bot "irre" One-Woman-Show
Sieben Weiber und sieben Bilder

Von ANDREA BECKER

"Sieben Stationen von sieben verschiedenen Weibsbildern, wie sie unterschiedlicher gar nicht sein können". So stand es auf der Ankündigung für das Theaterstück "Ist ja irre ... kritische Tage", das die Theater Fusion aus Düsseldorf am Samstagabend, 17. November, im Theaterspielplatz aufführte. Schauspielerin Renate Söhnigen schlüpfte dabei in die Rollen von sieben völlig unterschiedlichen Frauengestalten und bestritt den Abend in einer wahren "One-Woman-Show".

Unterteilt war das Stück in sieben Abschnitte, jeder einem besonderen Typ Frau gewidmet, die sich völlig voneinander unterschieden. Sei es die überzogene und doch unsichere Schauspielerin vor Beginn ihres Auftrittes oder die alte, obdachlose Frau, deren größter Wunsch es ist, in einem McDonalds-Restaurant zu wohnen. Sei es die Feministin, die sich auf der Straße gegen einen Angreifer verteidigt oder die traurige Tochter, die sich an die letzten Tage mit ihrer verstorbenen Mutter erinnert. Ob realitätsferne Hausfrau, die in ihrer eigenen Märchenwelt lebt, verruchte Ehefrau, die nach der Trennung ihr ganzes Leben ändert oder übergewichtige Farbige, die mit ihrer Tochter eine Misswahl stürmt ... skurril und extrem waren die Figuren alle. Und obwohl sie überzogen und ungewöhnlich waren, wirkten sie dennoch glaubhaft.

Das lag aber vor allem an der wandelbaren Renate Söhnigen. Sie verwandelte sich in den Pausen so schnell in die neue Rolle, dass man sie fast nicht wiedererkannte. Durch ihre komplette Gestik und Mimik, durch Körpersprache und Sprechweise füllte sie jede Figur völlig aus und verkörperte sie vom Scheitel bis zur Sohle. Dabei waren die einzelnen Szenen mal ergreifend, mal komisch, mal erschreckend und mal beängstigend; ganz so unterschiedlich wie die Typen, die dargestellt wurden.

Um sich besser auf das folgende "Weibsbild" einstellen zu können, wurde das Publikum in den Pausen mit kurzen Zitaten aus Gedichten, Bühnenstücken oder Gesetzestexten zur nächsten Szene hingeführt. Und durch die Nähe, die zwischen Bühne und Zuschauerraum herrschte, wurde jeder auf besondere Weise in das Stück mit einbezogen, beispielsweise wenn sie einzelnen Zuschauern ihre Tätowierungen zeigte oder die Schauspielerin Licht forderte, um ihr Publikum einmal sehen zu können.

Für ihre Wandlungsfähigkeit wurde Renate Söhnigen am Ende mit lautem Applaus belohnt und bei solch gelungenen Darbietungen kann es nur noch eine Frage der Zeit sein bis sich der Theaterspielplatz in der Vitus-Stadt etabliert hat.

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