Theater Spielplatz

Zurück zum Rückblick



   

Pressebericht

Rheinische Post, Dienstag, 25. September 2001
Ausgabe Mönchengladbach

Der Kabarettist Rüdiger Höfken trat
auf dem "Theaterspielplatz" in Rheydt auf
"Kleinkunst macht auch Mist!"

Von SILKE SCHIRMER

"Das große Kabarett übernimmt heute die Verantwortung der Kirche, das Volk moralisch zu erbauen. Belächelnd nimmt ihn jedoch keiner ernst, den heimlichen Herrscher", neckt Rüdiger Höfken. Aber: "Kleinkunst macht auch Mist", titelt er den eigenen Kabarettabend, an dem er einen Blick hinter die Kulissen der "Großmutter der Virtual Comedy" wirft.

Der Zuschauer begleitet ihn durch den Alltag zum ärztlichen Check-up, zum Einkauf bei Aldi, zum ersten Handy-Erwerb bis in den nächtlichen Traum. Mit guter Beobachtungsgabe skizziert Rüdiger Höfken die Schrullen der Mitmenschen und umreißt die Herausforderungen, die das Leben an Otto-Normal-Bürger stellt.

So hat der verunsicherte Konsument das "Würstelroulette" für sich entdeckt, um die Angst vor ungewolltem Rindfleischkonsum zu überspielen. "Sechs Würstchen im Glas, wird deines wirklich zu hundert Prozent aus Schwein bestehen?", fragt der Kabarettist den probierfreudigen Statisten im Publikum.

Zynische Haltung, makabere Texte, schwarzer Humor - das eben ist Kabarett. "Da steht ein Typ rum, keine Bühnendekoration, nur ein schwarzer Vorhang und er redet und redet. Dann verteilt er auch noch unbarmherzig Zugaben", beschmutzt Rüdiger Höfken, Ensemblemitglied des "Theaters ohne Namen" aus Krefeld, als Kabarettist das eigene Nest.

Urvater des Kabaretts ist für ihn Karl Valentin, den er auch in sein Programm einbaut. Im Anschluss an Karl Valentin und die Weltpolitik fragt er nach den Möglichkeiten, einen Krieg zu vermeiden. "Tauziehen statt Waffen, das bedeutet Schweiß statt Blut", bietet Karl Valentin die Alternative. "Es könnten sich doch die Stärksten jedes Landes treffen und die Kräfte sportlich messen", so der Vorschlag Valentins, den Rüdiger Höfken augreift.

Neben den aktuellen politischen Ereignissen kommt der "alltägliche Wahnsinn", dem auch der Kabarettist als Mensch ausgesetzt ist, nicht zu kurz.

Beispiel: Einkaufen bei Aldi. "Man kommt morgens nach Aldi und stolpert erst mal über Schlafsäcke und Zelte. Schön, dass Flüchtlinge immer ein richtiges Zuhause bei uns finden. Aber nein, heute ist erster Verkaufstag für Kinderskianzüge und die Lagernden potentielle Käufer", erzählt Höfken. Ehe er sich versah, wurde der auf Jagd nach Balsamico-Essig ausgezogene Hausmann schon von der Menschenmenge auf den Wühltisch gespült. "Ich will keinen, ich habe keine Kinder", habe er verzweifelt gerufen. Doch dann war der Kauf eines solchen Bekleidungsstückes zur Ehrensache geworden. Schweißgebadet wacht er aus dem Traum auf.

Der zukünftige Einkauf im Tante-Emma-Laden um die Ecke ist beschlossene Sache. Denn Tante Emma sagt auch: "Aldi? Ich mache mit meinem kleinen Laden auch Mist."

Nach oben

 

© 2001-2002 by Konterbande • Web-Gestaltung: Walter Jost • Impressum