am nächsten morgen, im übergang vom traum zum wachwerden, diskutierte ich mit mir selbst ewigkeitenlang meine 3 na(h)men, die zuordnung meines wesens, das sich mir und denen ich mich zeige, in ihrem klang urschließt:

moeve wie der patriarchale verein-na(h)me der mutter meiner mutter wandelte sich zur kennzeichnung der amazone in mir: moeve, frei wie die winde, verwandelte sich im spiel mit klang, mit englisch- stämmigem vergangenen leben zu mo-e´ve, mehr eva, obwohl mir lilith näher ist. mehr eva als lilith war ich ja oft, aber eve ist auch der vorabend - zu meiner selbstbestimmten zukunft. ich jonglierte weiter.

marita verwandelte sich, wurde bald zu myrite; myrite, my rite, mein recht, meine rita. aber wie sprach ich¦s aus? ich ließ wieder und wieder alle laute auf der zunge zergehen, schmeckte, mit allen sinnen , lauschte auf das echo in meinem inneren. ma re`-it mit ägytischen anklängen, mürite, mü(h)rit,mürrit oder wie? ich entschied.

dann endlich mein dunkler na(h)me, der mich in meine tiefsten tiefen, zu hekate, führt und auch wieder zurück. medusa zeigte all ihre gesichter. maduse war das vertrauteste, vielleicht weil es wie ein bekannter nachna(h)me klingt, eine der verkörperungen des bösen in einem filmklassiker. aber auch, weil der sinn meinem leben entspricht, mad use, verrückter gebrauch, verrückter nutzen. und natürlich nah genug ist der klang an der schlangenhaarigen.

ich brauchte dennoch zeit. bis zu einem wochenende als nicht-christin unter nicht-mehr-, noch-immer- und sonstwie christlich definierten frauen betrachtete ich die 3 aspekte meiner selbst als geheimna(h)men, "nur" als anrufung der göttin in ihren 3 qualitäten. als jede ihren na(h)men sich sichtbar zuordnen sollte, auf einem schildchen aufgemalt, mußte ich mich entscheiden; und ich zeigte, erstmals öffentlich, meinen roten na(h)men, nehme mich immer wieder zurück, indem ich fordere, wie ich benannt sein will, auch wenn andere mich mit patriarchaler kennzeichnung gewohnt sind. ich begann, nicht immer so offensiv wie möglich, mit meiner lebens- und liebesbejahung, meinem recht, wirke öffentlich, innere andere an die na(h)men ihres inneren kindes. "ich wollte immer andrea heißen" teilte eine frau in einer problemgruppe mit uns, als ich mich mit meinem selbstgewähltem na(h)men vorstellte ," und ich rede auch mit meiner andrea. es freut mich richtig, von deiner na(h)mensnehmung zu hören, myrit." ich wurde auch gescholten, als ich meine spirituelle zuordnung als autorinnenname zu nutzen begann, so offensichtlich in eine schublade steckbar schien, daß frauen meinten, zurückschrecken zu müssen. " mit dir lese ich nicht zusammen. ich werde sonst in die spirituelle ecke gesteckt." ehe ich mich versah,stand ich bei der zuteilung von autorinnen für eine gemeinsame lesung alleine da. aber ich habe angefangen, weiche oft noch zaghaft zurück, wenn andere sich nicht umgewöhnen wollen, mich nicht myrit nennen wollen. " ich kenne dich nun mal als marita und du weißt, wie schlecht ich mir namen merken kann. außerdem ist myrit so ein eigenwilliger name; das klingt einfach seltsam, marita." bei diesen frauen fällt es mir schwer, mich als myrit am telefon zu melden. als ich beim plenum meiner möglichen neuen arbeitsstelle mich vorstellte, begriff ich endgültig, wie wichtig es ist, offensiv zu sein: "ich heiße myrit." traute ich mich zu sagen. "Wie weiter?" "nichts weiter. nur myrit. der nachna(h)me tut nichts zur sache." "für die protokollanten ist dein nachna(h)me aber wichtig." wurde ich gerügt, obwohl alle nur mit vorna(h)men angesprochen werden wohlgemerkt. der frau vom büro zeigte ich dann meine bewerbungsunterlagen: "offiziell heiße ich marita, aber myrit möchte ich genannt werden." "myrit ist auch schöner," bestõtigte sie mir lachend, machte mir mut. in der umweltgruppe dann, mit der ich zusammenarbeiten soll, meine zaghafte vorstellung: "ich heiße (jetzt) myrit." wurde überhört, da mich einige kannten , immer wieder gnadenlos als "marita" niederredeten, festschrieben; "das kannst du nicht machen; hier im haus sind einige konservativ, auch wenn sie ursprünglich erwerbslose sind." , so empfand ich mich gerügt, als sie meine vorstellung als " myrit" außer kraft setzten , verwirrung stifteten: "die heißt doch marita". ich muß ganz klar mein recht auf eigenwilligkeit, auf meinen (selbstgewählten) na(h)men durchsetzen, am besten in der umweltgruppe diese meine geschichte meiner na(h)mensnehmung vortragen, egal ob¦s statthaft ist, zur sache gehört, es wichtigeres zu tun gibt oder nicht.

als ich dann eines abends in barbara walkers tarot-buch lese, marita heißt die riten der mondin - die bedeutung der verheirateten ist patriarchal und nicht ursprünglich -, sagt mir mein papiergebundener na(h)me wieder zu. myrite, die berechtigte, wie ich mit aller selbstverständlichkeit genannt werde, weil ich¦s so wünschte, führt mir immer wieder vor augen, wie oft ich mich nicht berechtigt fühle, lebensberechtigt oder zu sein wie ich bin, dringt oft nur schwach zu mir durch, wenn ich den kontakt zur heilenden kraft der ahninnen nicht spüre vor lauter fremdbestimmtheit. eine ähnlich schmerzhafte initiation durchlebte ich, als ich meinen hexen-na(h)men in seiner mythologischen form bei einem ritual annahm. damals wurde ich mit dem entsetzen der anderen konfrontiert, der lähmung, die die offenheit der schlangenhaarigen auslöst, die sich, mehr oder minder freiwillig, dem ungeschminkten anblick aussetzt. ich lernte damals,nicht selbst zu urstarren durch meine spiegelung in den schockierten augen der anderen, lernte damals, in den von mir verleugneten brunnen meiner seele hineinzusehen und die bilder der urinnerung anzunehmen, trotz aller schocks, trotz aller totstell-reflexe .

ich bin mir immer wieder und immer mehr bewußt, was es heißt, mir meinen na(h)men selbst zu nehmen, in allen sichtbar und unsichtbar machenden aspekten im patriarchat . damit ihr¦s nicht vergeßt, damit ich mich nicht vergesse: genießt mit mir den vollen klang meines kompletten amazonen- lesben- und hexen-na(h)mens: moihv mürit madjuhs(geschrieben moe´ve myrite maduse).